Damit die Goldbären glänzenAufgedeckt! Haribo setzt Wachs von Sklaven-Plantagen ein

Haribo Herstellung Symbolbild

Haribo-Fabrik in Bonn

Bonn – „Haribo macht Kinder froh und Erwachsene ebenso”?

Das gilt offenbar nicht für diejenigen, die bei der Herstellung der Gummibären beteiligt sind.

Das zumindest hat ein ARD-Reporterteam der Sendung „Markencheck” herausgefunden und erhebt schwere Vorwürfe gegen das Bonner Unternehmen. Nach ihren Erkenntnissen herrschen dort nämlich skandalöse Arbeitsbedingungen. 

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Schreckliche Bedingungen für brasilianische Bauern

Carnaubawachs – dadurch bekommen die berühmten Gummibärchen ihren Glanz. Die Palme, die dieses Wachs produziert, wächst im Nordosten Brasiliens – und nur dort. Genauer: In den Regionen Piaui, Ceara und Rio Grande. Das Wachs der Pflanze ist in fast jedem Haribo-Bären enthalten.

Haribo Symbolbild

Die Haribo-Gummibären sind mit Carnaubawachs ummantelt, das laut ARD unter skandalösen Arbeitsbedingungen gewonnen wird.

Die ARD-Reporter besuchten die Bauern, die das Wachs gewinnen, und fanden schreckliche Arbeitsbedingungen vor. 

Keine Schutzkleidung, keine Toiletten

Die Arbeiter müssten laut Recherchen bei 40 Grad im Schatten schlafen, müssten zum Teil im Freien schlafen oder aber haben nur Lastwagen als Unterkunft.

Auch sauberes Trinkwasser oder Toiletten gebe es nicht. Und obwohl die Palmen lange Stacheln und Dornen haben, die tief in das Fleisch dringen können, gebe es keine Schutzkleidung für die Bauern. Verdienst: Maximal 10 Euro am Tag, knapp mehr als brasilianischer Mindestlohn. Die meisten arbeiteten schwarz und sind nicht versichert.

Auch Minderjährige auf Plantagen

Besonders dramatisch: Auf den Plantagen haben die Redakteure sogar Minderjährige angetroffen. Laut brasilianischem Gesetzbuch grenzen diese Arbeitszustände an Sklaverei. 

Haribo selbst hat zu den Vorwürfen Stellung genommen. Die ARD zitiert das Unternehmen: Ein Verstoß gegen Richtlinien des Unternehmens sei nicht bekannt.

Die Bonner Firma erklärt: „Wir werden dieses Thema auch proaktiv über unsere Lieferanten nachverfolgen. Wir sind ein Unternehmen, das Kindern und Erwachsene eine Freude machen will. Die Missachtung von sozialen und ethischen Standards können und wollen wir daher nicht akzeptieren.”

Auch auf Facebook hat sich das Unternehmen zu den Vorwürfen geäußert, erklärt dort, wie wichtig ihm die Einhaltung von sozialen und ethischen Standards bei der Produktion sei.

Doch nicht nur die Menschen arbeiten laut ARD-Recherchen unter schrecklichen Bedingungen. Die Sendung hat sich außerdem angesehen, wie es den Schweinen geht, die für die Gelatine aus Schwarte und Knochen sorgen. Gelatine ist ein Grundbestandteil der Gummibärchen.

Auch Schweinen geht es schlecht

Die Reporter schauen sich den Gelatine-Zulieferer Gelita an, landen dabei auf einem Hof von Westfleisch, einem Fleischvermarkter. Und dort gehe es den Tieren laut ARD sehr schlecht.

Videos zeigen die Schweine in ihrem eigenen Kot, die Tiere haben Wunden, verenden an ihren Verletzungen. Trotz der Video dementieren Gelita und Wurstfleisch den „Markencheck”-Bericht. Laut Gelita würden „ausschließlich Schweineschwarten von gesunden Tieren“ verwendet.

Haribo erklärt, dass beim Unternehmen hohe Standards gelten würden. Schwachstellen in den Lieferketten würde man versuchen abzustellen. Fazit von ARD: ein bedenklicher Öko-Faktor.

(mg)