Die Wanne is' vollFreibad in den 80ern – wer erinnert sich noch?

Ein völlig überfülltes Freibad in den 80er Jahren

In den 80ern wurde die Badekappenpflicht in (Frei-) Bädern fast überall abgeschafft. Einige trugen die ewig ziependen Gummihauben trotzdem noch. Oder stülpten sich sportivere Kappen mit Blockstreifen übers Haupt.

Freibad in den 80ern, das war die große Freiheit, mit Chlorgeruch und Zehentrennersandalen (wie Flipflops mal hießen). EXPRESS.de erinnert sich.

von Stefanie Monien  (smo)

Es war gefühlt immer einen Hauch zu heftig gechlort, der Sprungturm viel zu selten offen und Badekappe wurde auch gern getragen. Zumindest von brustschwimmenden Damen mittleren Alters, die allergisch gegen den auch nur allerkleinsten Wasserspritzer waren. Unsere Autorin (die übrigens auch den kleinen feinen „Rolle rückwärts“-Retro-Newsletter verfasst) blickt zurück. Ranking inklusive!

Sommerferien und kein Urlaub in Sicht? Dann ging es in den 80ern und 90ern natürlich auch ins Freibad. Und zwar in das neue, schicke, angesagte mit dem Wellenbecken – nicht in das andere! Mit Handtuch, Delial-Sonnencreme, Aufblasball und Buch (das mit den Seiten zum Umblättern). Kunststück, dann den richtigen Platz zu finden – irgendwo zwischen „Affenfelsen“ (wo immer die durchtrainierten Angeber rumhingen), Windel-Wiese (direkt am pipiwarmen Kinderbecken – nee, danke), aber mit ausreichend Abstand zu der doofen, Stuyvesant-rauchenden Clique mit dem Ghettoblaster.

Die graue Eminenz eines jeden Freibades trug blütenweiße Buxe nebst roter Trillerpfeife am Bande, hieß „Bademeister“ und war eine Respektsperson. Wehe dem, der einfach so ins Wasser hüpfte, bahnenziehenden Kachelzählern in die Spur schwamm oder sich sonstwie daneben benahm!

Ein Schwimmmeister sitzt vor einem fast leeren Becken im Freibad

Damit ist alles gesagt. Alles! Und wir setzen hier mal allen Bademeisterinnen, Schwimmmeistern und Fachangestellten für Bäderbetriebe ein liebevolles Denkmal. Denn hinter jedem entspannten Chlorwasser-Fan steht ein aufmerksamer Bademeister bzw. eine Bademeisterin!

Natürlich gab es in den 80ern auch die ganz typischen Freibad-Momente. Und damit meine ich nicht die lange Schlange am Eingang, die Haare in der Dusche (würg) oder die Tatsache, dass man schon wieder das zweite Handtuch zum Abtrockenen vergessen hatte (auf dem großen musste man schließlich liegen). Hier kommt das famose Freibad-Ranking:

  1. Pommes:Schmeckten damals im Freibad irgendwie besser als anderswo. Warum? Keine Ahnung – vielleicht ist die Kombi aus chlorwasserfeuchten Fingern, Mayo und Sonnenmilchresten ein Geschmacksbooster. Aber eins ist klar: Die erste Pommes war immer zu heiß!
  2. Sonnenmilch:Warum nur gibt es keine (zumindest mir bekannte) Sonnencreme mehr, die so riecht wie damals Delial aus der knallgelben Flasche? Allein die Erinnerung daran – in Kombination mit Mutterns warnender Stimme im Kopf: „Nach dem Schwimmen cremste dich aber ein, ja?!“ – ist ein Genuss.
  3. Sonnenbrand: Ja, trotz Sonnencreme (siehe oben) gab es in den 80ern auch diesen. Und zwar an zu vielen Zeitgenossen viel zu oft und viel zu heftig („Ihh, guck‘ mal, der Carsten/die Daniela pellt sich schon“). Da war oft Sonnenöl im Spiel. Und LSF 6 galt als hoch!!!
EXPRESS-Grafik für Header-Foto Nostalgie-Newsletter von EXPRESS.de

Fans der 80er und 90er aufgemerkt!

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  1. Fünfer: Höher als der Dreier. Wer da oben stand, der musste runter. Und zwar nicht über die Treppe. Kostete Überwindung (beim ersten Mal sehr viel, danach wurd’s besser). Fünfer-Springen ist wie Pflaster abmachen: Entweder in einem „Ratsch“ (also über die Plattform hinweg einfach „ins Leere“ laufen) oder vorsichtig „Piddeln“ (also immer wieder gucken, weggehen, gucken, weggehen – und irgendwann über die Plattform rennen, weil der Fünfer halt vom Gucken nicht niedriger wird).
  2. Döppen: Ging nicht. Nein, gar nicht! Überhaupt nicht! Mit dem Kopf unter Wasser gedrückt und dort schlimmstenfalls noch festgehalten zu werden war furchtbar. Und für viele prä-/post- oder sonstwie pubertierende Jungs im Schwimmslip mit Silber-Abzeichen-Aufnäher eine Königsdisziplin aus der Hölle. Na ja, es gibt ja immer noch Karma …
  3. Walkman: Ja, auch im Freibad teilte man gern die Kopfhörer mit der besten Freundin, gab ja schließlich so heiße Hits auf die Ohren wie „Sunshine Reggae“, „Vamos a la Playa“, „Lambada“ oder „Holiday“.

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Den Jackpot hatte man übrigens gezogen, wenn die letzte Doppelstunde Sport war und der Klassenverband sich samt Lehrkörper ins Freibad aufmachte. Dann konnte man nach Schulschluss einfach noch drin bleiben! Ob das so ganz legal war? Egal, es ist auf jeden Fall verjährt - und das Freibad von einst mangels Geld im Stadtsäckel längst geschlossen ...