„Hurra, die Welt geht unter“Aktivisten mit schweren Vorwürfen an Politik, Polizei und RWE

Ein Umweltaktivist sitzt auf einem selbstgebauten Hochsitz unmittelbar an der Abrisskante des Braunkohletagebaus Garzweiler II. Polizeikräfte stehen drumherum.

In Lützerath kämpfen Aktivistinnen und Aktivisten um den Erhalt des kleinen Ortes. An die Polizei und den Energiekonzern RWE haben sie eine ganz besondere Botschaft. Das Foto ist am 5. Januar 2023 entstanden.

Der Kampf um Lützerath geht in die entscheidende Phase. Klimaaktivistinnen und -aktivisten erheben harte Vorwürfe an Politik, Polizei und RWE: Hand in Hand würden sie am Untergang einer lebenswerten Welt arbeiten.

von Julian Meiser (jm)

In und um Lützerath geht es hoch her! Der kleine Ort nahe Erkelenz soll plattgemacht werden, da Energieversorger RWE den Braunkohletagebau Garzweiler II erweitern möchte.

Viele Klimaaktivistinnen und Aktivisten von „Lützerath lebt“ sträuben sich allerdings dagegen, die Siedlung widerstandslos aufzugeben: Seit geraumer Zeit besetzen sie den Ort, blockieren Zufahrten, bilden Menschenketten.

Das Klima-Bündnis „Lützerath lebt“ will nicht nur den Ort erhalten, sondern auch den durch die Tagebau entstehenden CO₂-Ausstoß verhindern. Hintergrund ist die Einhaltung der Klimaziele, zu denen sich Deutschland gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen verpflichtet hat.

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Am Donnerstag (5. Januar 2023) stellten Aktivistinnen und Aktivisten einen Eilantrag gegen das ab 10. Januar geltende Aufenthaltsverbot in Lützerath, den das Verwaltungsgericht Aachen ablehnte.

An den vorangegangenen Tagen hatten sie bereits in ganz besonderer Weise an die anwesenden Polizeikräfte appelliert. 

Lützerath: Aktivistinnen und Aktivisten mit musikalischem Appell

Um den anwesenden Polizeikräften sowie RWE die Tragweite ihres Handels aufzuzeigen, spielten Klimaaktivistinnen und -aktivisten einen bekannten Song, bei dem auch AnnenMayKantereit-Sänger Henning May (30) mitwirkt.

Aus den Boxen dröhnte am Mittwochabend „Hurra, die Welt geht unter“ von der Hip-Hop-Crew K.I.Z.. Im Lied wird eine postapokalyptische Welt beschrieben, in der der Planet Erde in Schutt und Asche liegt.

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Im Refrain, den Henning May singt, heißt es: „Und wir singen im Atomschutzbunker/Hurra, diese Welt geht unter!/Hurra, diese Welt geht unter!/Auf den Trümmern das Paradies!“

Auf dem Twitter-Account „Lützerath bleibt - Tag X seit 3.1.“ heißt es: „‚Hurra, die Welt geht unter‘ spielen wir für Cops, Land & RWE, welche Hand in Hand darauf hinarbeiten. Unsere Menschenkette gegen den Bagger und für eine Neue Welt ist jedoch stärker.“

Hier sehen Sie das Video bei Twitter:

Bereits am 2. Januar 2023 kursierte ein Video im Netz, das einen Mann zeigt, der an die Polizisten vor Ort appelliert.

Bei dem Mann soll es sich um einen ehemaligen Polizeibeamten handeln. Er sagt zu den anwesenden Polizeikräften: „Sie tragen für die Rechtmäßigkeit ihres dienstlichen Handelns die volle persönliche Verantwortung. Und erachten Sie diese dienstliche Anordnung – tief in Ihrem Herzen – als unrechtmäßig, dann haben Sie nicht nur das Recht, Sie haben die Pflicht, sich an den nächsthöheren Vorgesetzten zu wenden.“

Weiter: „Ich hoffe, dass sie Kinder haben und den Skandal in seiner ganzen Breite erkennen, den Sie hier schützen. Es ist genügend offene Kohle vorhanden [...]. Das mit der Versorgungssicherheit ist albern. Dass deswegen dieser Ort weichen muss, ist Unrecht – und das schützen Sie. Ich vertraue immer noch auf Sie!“ (jm)