Die Kommunalwahl in NRW hat die politische Landschaft ordentlich durchgerüttelt. Während die CDU sich stabil zeigt, erlebt die SPD ein historisches Debakel. Der Politologe Norbert Kersting spricht Klartext.
„Herzinfarkt für SPD“Politologe mit knallharter Analyse

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Zufrieden sieht anders aus – die Co-Vorsitzende der SPD, Bärbel Bas, bei der Wahlparty der Duisburger SPD.
14.09.2025, 22:22
Der Experte nimmt kein Blatt vor den Mund: Für die SPD sei das Ergebnis ein „Herzinfarkt“. Besonders im Ruhrgebiet, dem einstigen Stammland der Partei, ist der Schmerz groß.
„Von der roten Herzkammer der Sozialdemokratie ist wenig übriggeblieben“, so der Politologe Norbert Kersting aus Münster im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Erosion der SPD in NRW geht weiter
Die Erosion der SPD gehe weiter, die feste Bindung an die Wählerinnen und Wähler sei zerbrochen. „Die Verwurzelung in den Milieus gibt es nicht mehr“, analysiert der Politikwissenschaftler.
Im Gegensatz dazu kann die CDU aufatmen. Sie habe sich mit einem guten Ergebnis behauptet und konsolidiere sich. Doch für Bundeskanzler Friedrich Merz ist das kein Grund zum Jubeln. Denn die AfD hat kräftig zugelegt, auch wenn sie mit gut 16 Prozent unter ihrem Ergebnis bei der Bundestagswahl blieb. Für Kersting ist klar: Die Wahl der AfD ist vor allem ein Ausdruck der Unzufriedenheit mit der Politik in Berlin.
Trotzdem sieht der Experte die AfD als „destruktive Protestpartei“. In vielen Städten und Gemeinden habe sie nicht einmal Kandidaten und Kandidatinnen aufstellen können, weil das Personal fehle.
Auch die Grünen gehören zu den Verlierern des Abends. Ihr Rekordergebnis von 2020 sei ein Ausreißer nach oben gewesen, jetzt haben sie einen „Schlag ins Kontor bekommen“, so Kersting.

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Professor Norbert Kersting, Politikwissenschaftler an der Universität Münster.
Die höhere Wahlbeteiligung sei zwar ein gutes Zeichen, doch der Erfolg der AfD sorge international für Aufsehen. „Ich werde von ausländischen Journalisten und Journalistinnen gefragt: Was passiert da jetzt in Deutschland?“, berichtet der Politologe.
Was bedeutet das Erstarken der AfD für die Arbeit in den Stadträten? Kersting erwartet, dass sich die anderen Parteien gegen die AfD verbünden werden. Bisher hätten sich AfD-Vertreterinnen und -Vertreter durch „viel Destruktion und wenig Kompetenz“ ausgezeichnet. Ihre Konzepte seien oft veraltet und passten nicht zu den realen Problemen der Kommunen. Für die harte Ratsarbeit sei bei der AfD „bisher nicht viel Bereitschaft zu erkennen“ gewesen. (red)