BAP in BonnNiedecken beim Tour-Ende mit Tränen

Musiker Wolfgang Niedecken mit der Band BAP bei seinem Konzert auf der Bühne in Bonn.

Wolfgang Niedecken beendete mit seiner Band BAP am Samstagabend (16. August 2025) die „Zeitreise“-Tournee auf dem KunstRasen in Bonn.

Die BAP-Nostalgie-Tour „Zeitreise“ ist in Bonn zu Ende gegangen. Auf dem KunstRasen präsentierte Wolfgang Niedecken noch einmal die Songs der Anfangsjahre. Auch die Lärmprobleme waren wieder Thema.

von Marcel Schwamborn  (msw)Daniela Decker  (dd)

Schluss, Aus, Vorbei! An einem „Samsdaachohvend“ war dann wirklich „Sendeschluss“. Die knisternde Nummer von 1984 krönte am Samstag (16. August 2025) nach 200 Minuten nicht nur ein weiteres grandioses BAP-Konzert.

Auf dem rappelvollen KunstRasen in Bonn endete vor 9200 Fans auch eine Tournee, die gezeigt hat, dass die Kult-Band in der Verfassung ihres Lebens ist. Die „Zeitreise“, angefangen im Dezember 2023 mit vier Abenden im Sartory-Saal in Köln, katapultierte alle noch einmal zurück zu den Anfängen.

BAP: Tourabschluss vor 9200 Fans auf dem KunstRasen in Bonn

Sich für einen Abend 40 Jahre jünger fühlen – es hat über 60-mal funktioniert, selbst beim Wacken Open Air. „Das Programm war ein Jungbrunnen. Es war eine wunderbare, traumhafte Tour“, sagte Bandchef Wolfgang Niedecken (74) zum Abschied. „Ich freue mich jetzt schon auf die nächste. Die Setliste dazu habe ich schon“.

Das in größeren Teilen ergraute Publikum beklatschte noch einmal die Lieblingslieder von damals, die man so gern auf Kassette oder Platte im Auto und im Partykeller gehört hat – den Soundtrack eines Lebens.

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Der Querschnitt durch die Anfangs-Werke „Affjetaut“, „Für Usszeschnigge“, „Von drinne noh drusse“ und „Zwesche Salzjebäck un Bier“ fühlte sich an wie ein Blättern in einem alten Fotoalbum.

Niedecken brachte die Titel mit seiner achtköpfigen Band rund um Ulrich Rode (Gitarre), Sönke Reich (Schlagzeug), Anne de Wolff (von Violine bis Okarina), Werner Kopal (Bass) und Michael Nass (Keyboard) aber frischer, moderner und eingängiger denn je rüber.

Musiker Wolfgang Niedecken mit der Band BAP bei seinem Konzert in Bonn.

Auch dank der Unterstützung durch die Bläser-Fraktion kommen die alten BAP-Songs inzwischen noch eingänger daher.

Überpünktlich um 18.25 Uhr startete das lange Set. Der KunstRasen-Stammgast kennt natürlich auch die Streitereien um die Konzerte im Rheinauenpark, die jüngst ein völlig überzogenes Zwangsgeld von 20.000 Euro durch die Stadt Bonn zur Folge hatten. „Wir haben früher angefangen, damit wir am Ende nicht in Probleme kommen. Hier gibt es Spielverderber, die alles in Bewegung setzen“, sagte der Sänger zum Start.

Zudem versuchte er sich bei den Erzählungen über die Entstehung einzelner Songs möglichst kurz zu fassen. „Wenn ich zu allen Liedern die Geschichten erzählen würde, bekämen wir viele Probleme mit den Spielverderbern da drüben“, lautete sein vergifteter Gruß Richtung Beuel.

„Diss Naach ess alles drin“ zum Start, gefolgt von „Südstadt, verzäll nix“. Bei „Drei Wünsche frei“ konnte die Bläsertruppe erstmals richtig ihr Können zeigen. Keine Zeit zum Luftholen. Vom „Waschsalon“ über die alte Spaß-Nummer „Nit für Kooche“ ging’s zum Müsli Män und ins Müngersdorfer Stadion.

Am 10. Juli 2026 feiert Niedecken mit seiner BAP in seinem Lieblingsstadion 50-Jähriges. Dann wird es einen Querschnitt aus allen Jahren geben. In Bonn ging es nur durch die Achtziger. Und dabei zeigte sich, dass manche Titel wie „10. Juni“ oder „Kristallnaach“ immer noch aktuell sind.

„Hühr ens, Wellenreiter, ’t ess nit alles Driss. ’T süht zwar bahl su uss, doch künnt et sinn, dat – je nachdem – noch jet ze ändre ess. Nur wie du jetz bess, pass du dänne janz prima enn’t Konzept, die dich su hann wollte – halt als Depp“, heißt es in „Wellenreiter“. „Mit der Strophe grüße ich alle AfD-Wähler“, fügte der Sänger an.

Zweimal wurde zum Finale vom Standardprogramm abgewichen. „Vill passiert sickher“ war Niedeckens musikalischer Gruß an seinen Freund Wim Wenders zum 80. Geburtstag. Und zu Ehren von Vassilios „Nick“ Nikitakis, der im Alter von 70 Jahren gestorben war, spielte der Sänger „Arsch huh, Zäng ussenander“.

Musiker Wolfgang Niedecken mit der Band BAP bei seinem Konzert in Bonn.

Wolfgang Niedecken spielte wieder fast dreieinhalb Stunden. Das Publikum feierte die Band begeistert.

„Ich werde nie diese Nacht vergessen, als wir in der Kölner Südstadt im Kartäuserhof an diesem Lied gearbeitet haben. Er hat die Musik beigesteuert, unser Keyboarder Effendi hat dabei geholfen und ich saß unter dem Dach und hab den Text geschrieben. Nick ist gestorben und seine Asche ist mittlerweile in der Nähe von Thessaloniki im Meer“, sagte Niedecken schwer ergriffen. Mit Tränen in den Augen fügte er an: „Denkt bitte an ihn. Er war ene Joode. Ich vermisse ihn sehr“.

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Nach dem Unplugged-Block mit „Eins für Carmen un en Insel“, „Ruut-wieß-blau querjestriefte Frau“ und „Jupp“ folgten noch einmal zehn Klassiker von „Verdamp lang her“, „Frau ich freu mich“ über „Do kanns zaubere“, „Anna“ bis „Ne schöne Jrooß“ und „Jraaduss“.

Der fünfte BAP-Auftritt in Bonn wird sicher nicht der letzte gewesen sein. Vor den Toren Kölns wurde die Kultband wieder einmal begeistert gefeiert.