Mega-Zoff zwischen der Stadt Bonn und den Machern der Konzertreihe KunstRasen. Denen flatterte ein Zwangsgeld über 20.000 Euro ins Haus. Sänger Jan Delay äußerte beim Konzert eine klare Meinung.
KunstRasen BonnMega-Zoff – Jan Delay zeigt Mittelfinger

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Jan Delay begeisterte am Donnerstagabend (14. August 2025) mit seiner zweistündigen Show. Zudem teilte er kräftig gegen die Lärmeinschränkungen auf dem KunstRasen-Gelände aus.
Jan Delay (48) ist bereits Stammgast auf dem KunstRasen in Bonn. Bei der Premiere 2012 stand er auf der Bühne, am Donnerstagabend (14. August 2025) fand bereits sein fünfter Auftritt statt.
Daher kennt die Ikone des Partypops die Probleme des wunderbaren Konzertgeländes am Rheinufer nur zu genau. Während die 8000 Fans ein hervorragendes Konzert mit der erstklassigen Funkband Disko No. 1 bejubelten, holte Jan Philipp Eißfeldt, so sein bürgerlicher Name, mehrmals zum verbalen Rundumschlag aus.
KunstRasen: Stadt Bonn hat Zwangsgeld von 20.000 Euro verhängt
Kurz vor dem Ende der diesjährigen KunstRasen-Saison herrscht nämlich richtig dicke Luft. Die Stadt Bonn hat gegen die Veranstalter ein Zwangsgeld in Höhe von 20.000 Euro festgesetzt. Erstmals in 14 Jahren kam es zu diesem Schritt. Beim Auftritt von Lynyrd Skynyrd Anfang Juli sei die erlaubte Lautstärke überschritten worden.
Seit Jahren schwelt der Streit um angebliche Lärmbelästigungen bei Open-Air-Veranstaltungen in Bonn-Gronau. Ein Anwohner aus Beuel hat schon mehrmals Klagen eingereicht. Den nahm sich nun Jan Delay vor. „Wir feiern hier 26 Jahre meiner Karriere, das sind fünf Alben, zusammen vier Stunden und 47 Minuten. Also spielen wir genauso lange, bis die Polizei hier den Stecker zieht“.
Danach könne man ja geschlossen nach Beuel ziehen und mit 8000 Menschen Klingelstreiche veranstalten. Einmal in Rage legte der Musiker nach. „Früher konnte man von der Bühne aus noch den Rhein sehen. Jetzt steht da diese beschissene Mauer, und alles nur wegen eines A...lochs, das vielen Leuten den Spaß verdirbt. Alles wegen eines Vogels“.
Die Lärmschutzwand zum Rhein hin wurde vor dieser Saison um weitere 35 Meter verlängert und einen Meter höher gebaut. Die Schallschutzmaßnahmen für die Bühne kosteten 30.000 Euro, und die KunstRasen GmbH investiert jedes Jahr rund 150.000 Euro in den Lärmschutz.

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Die 8000 Besucherinnen und Besucher feierten das Konzert von Jan Delay und bejubelten dessen kritische Worte zum Lärmschutz-Problem.
Damit die erlaubten Grenzwerte eingehalten werden, gibt es vier Messpunkte innerhalb und außerhalb des Geländes. „Dabei informiert der Schalltechniker die Veranstalter auch bereits während der Veranstaltung über etwaige Überschreitungen, damit diese umgehend reagieren können. Geschieht dies nicht und werden die Lärmwerte dadurch wissentlich überschritten, muss die Stadt das angedrohte Zwangsgeld festsetzen, um künftige Überschreitungen zu verhindern“, rechtfertigt sich die Stadt auf EXPRESS.de-Nachfrage.
Was war passiert? Das Lynyrd-Skynyrd-Konzert war im Vorfeld als „normales Ereignis“ eingestuft worden. Das sieht 92,5 Dezibel auf dem Gelände vor. An einem Messpunkt lag der Wert jedoch um ein Dezibel höher. Jörn Latz, der für den Sound auf dem Gelände verantwortlich ist, musste dies tags drauf in seinem Protokoll melden.
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Anfangs war durch Berichte der Eindruck entstanden, die Band („Sweet Home Alabama“) habe überzogen. Ihr Konzert endete jedoch schon um 21.49 Uhr, also mehr als rechtzeitig. Letztlich war es die zu vernachlässigende Überschreitung an einem Messpunkt, die für die Strafe sorgte, die ohne vorheriges Gespräch zugestellt wurde.
Bonn OB Dörner rechtfertigt sich für festgesetztes Zwangsgeld
Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner (49, Bündnis 90/Die Grünen) rechtfertigte sich: „Ich bedaure es sehr, dass die Verwaltung gezwungen ist, so restriktiv zu handeln und Zwangsgelder festzusetzen. Zumal ich der Meinung bin, dass Kulturveranstaltungen auch einmal laut sein dürfen. Im komplexen Sachverhalt des Rheinauenparks appelliere ich an die Veranstalter, im Sinne der vielen Musikfreundinnen und -freunde, die Vorgaben einzuhalten und so Veranstaltungen in der Rheinaue weiter zu ermöglichen.“
Die Macher der KunstRasen-Serie wollten auf EXPRESS.de-Nachfrage nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen und werden sich zum laufenden Verfahren vorerst nicht öffentlich äußern. Klar ist, dass sie Widerspruch gegen das Zwangsgeld einlegen werden.

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Mit seiner extrem spielfreudigen Band Disko No. 1 präsentierte Jan Delay die größten Hits seiner Karriere.
Das Publikum am Donnerstagabend hatte eine klare Meinung zu dem Vorgang. Die Fans feierten ausgelassen eine packende musikalische Zeitreise des Hamburgers von den Anfängen mit „Türlich Türlich“ über das Nena-Cover „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ oder „Oh Johnny“.
Der Hamburger Rapper genoss trotz der schweißtreibenden Temperaturen die frenetische Stimmung auf dem KunstRasen. „Ich würde so gerne noch mehr spielen“, klagte er. „Aber das A…loch von gegenüber hat hier ganz strikte Vorstellungen“. Der ekstatische Jubel der Menge hielt lange an.
Beim letzten Song „St. Pauli“ wurde ihm um 22 Uhr regelrecht der Saft abgedreht. Sänger und Band schickten daher eine ganze Ladung Mittelfinger auf die andere Rheinseite. Das Publikum schloss laute Buhrufe an.
KunstRasen 2026: Wincent Weiss erster neuer Termin
Bei den insgesamt 24 Veranstaltungen auf dem KunstRasen wurden rund 100.000 Tickets verkauft. Mit BAP (ausverkauft), Fontaines D.C. (19. August) und Kasalla (23. August) geht die Saison zu Ende. Förderungen erhalten die Macher der Events nicht, obwohl die Stadt massiv von der Konzertreihe im Bereich Hotellerie und Gastronomie profitiert.
Der Blick geht jetzt schon wieder auf das kommende Jahr. Vom 2. Juli bis 29. August 2026 sind Veranstaltungen geplant. Mit dem Konzert von Wincent Weiss (32) am 17. Juli steht der erste Termin nun auch schon fest.