Diskussion bei ZuschauernSind Sexszenen bei neuem Netflix-Film „365 Days” zu krass?

Neuer Inhalt

Die Hauptdarsteller Michele Morrone und Anna Maria Sieklucka im Netflix-Film „365 Days”. Unser Film zeigt einen Screenshot aus einem Youtube-Video zu dem Film. 

Warschau – Was ist der Traum einer jeden Frau? Ist doch klar: Von einem heißen Mann entführt werden, Sex und Shoppen.

Diese Botschaft suggeriert zumindest der neue Netflix-Film „365 Days”. Kein Wunder, dass er bei Zuschauern auf herbe Kritik stößt.

Die Story-Line der polnischen Netflix-Produktion erinnert an „Fifty Shades of Grey”: Ein machtbessener, gutaussehender Mafia-Boss entführt eine hübsche Frau. Dann: Wilder Sado-Maso-Sex, das Opfer verliebt sich in den Geiselnehmer und alle sind glücklich. 

Alles zum Thema Twitter

Sex-Film „365 Days” stößt auf herbe Kritik

Der einzige Unterschied: Der Mafioso schlägt seiner Untergebenen diesmal einen besonderen Deal vor. Er gibt ihr genau 365 Tage Zeit, um sich in ihn zu verlieben. Natürlich gelingt ihm das mit links – der Sex ist einfach zu gut. Und außerdem geht er regelmäßig mit seiner Geisel schick einkaufen. Dass jede Frau gern shoppt, das entspricht der Philosophie des Films. 

Hier lesen Sie mehr: Schockierende Netflix-Doku – Fall Epstein: „Sie hätten nur zuhören müssen”

Bei Zuschauern stößt der „Fifty Shades of Grey”-Abklatsch auf Verwunderung – und massive Kritik: Zum einen sind die Sexszenen überraschend explizit. „Ich fühle mich, als hätte ich gerade einen Porno mit meinen Eltern geguckt”, schreibt etwa ein Zuschauer bei Twitter.

Ein anderer meint: „Ich hatte kurz Zweifel, ob ich bei Pornhub oder doch bei Netflix streame.”

Die Irritation der Zuschauer könnte daher rühren, dass der Schmuddel-Film bei Netflix unter der Kategorie „Romantische Filme nach Buchvorlage” schlummert. Wo man eine harmlose Komödie vermutet, findet man sich auf einmal inmitten schmutziger Sado-Maso-Spielchen und sehr viel nackter Haut wieder.

„365 Days”: Romantischer Film oder Soft-Porno?

Doch die expliziten Erotik-Szenen sind noch der geringste Kritikpunkt, den Zuschauer an dem Streifen auszusetzen haben. „Bei Netflix steht derzeit eine als Softporno getarnte Vergewaltigungsfantasie auf Platz 2. Plot: Frau wird von einem machtgeilen Typen entführt. Aber weil der so hot ist, sich nimmt was er will und ihre erotischen Wünsche erfüllt, ist das alles nur halb so wild”, bemängelt ein User bei Twitter.

Der Film fördere nicht nur eine Kultur, die Vergewaltigung, Entführung, Missbrauch und nicht zuletzt toxische Beziehungen verherrliche. Er spiele auch mit all den Geschlechterklischees, die Frauen in den letzten Jahrzehnten so energisch bekämpft haben.

Hier lesen Sie mehr: Skurriler Einsatz – Polizisten landen in Erotik-Fesselszene und sollen mitmachen

Vielen Frauen geht das gegen den Strich: „Bitte kommt nicht auf dumme Gedanken”, richtet eine Nutzerin bei Twitter ihre Worte direkt an die Männerwelt. „Keine Frau will gekidnappt und dann gezwungen werden, sich in euch zu verlieben.” 

Kritik an Netflix-Film „365 Days”: „Fördert Vergewaltigungskultur”

Ein User nimmt die Streaming-Plattform direkt in die Kritik: „Nachricht an Netflix: Man sieht, wie nachhaltig eure Statements sind, wenn ihr 3 Jahre nach #metoo sowas wie '365 Days' produziert”, schreibt er.

Zumindest ein Zuschauer gibt sich hoffnungsvoll: „Der Tag mag kommen, da Studios und Autor*innen aufhören, aus Missbrauchsgeschichten Erotikfantasien zu stricken. Vorher müssen wir aber bei Netflix an der SM-Softporno '365 Days' vorbei. Ich wusste gar nicht mehr, ob ich lachen oder weinen soll”. (ta)