Folgen von Corona?Puma und Co.: Wildtiere ziehen jetzt durch menschenleere Städte

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Chile, Santiago: Ein Puma sprang an einer Straße über eine Mauer. Das Tier kam offenbar auf der Suche nach Beute aus den nahe gelegenen Bergen hinunter in die Stadt. Da kaum Menschen auf den Straßen waren, lief der Puma bis in die Wohngebiete.

Madrid – Ein junger Puma streift durch Chiles Hauptstadt Santiago, Wildschweine gehen auf den Luxus-Avenues in Barcelona spazieren und Pfaue schlendern seelenruhig durch das Zentrum von Madrid.

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Chile, Santiago: Ein Puma sprang an einer Straße über eine Mauer. Das Tier kam offenbar auf der Suche nach Beute aus den nahe gelegenen Bergen hinunter in die Stadt. Da kaum Menschen auf den Straßen waren, lief der Puma bis in die Wohngebiete.

Wegen Corona sind die Straßen in vielen Ländern der Welt seit Wochen leer...und werden jetzt von Wildtieren „erobert“. Tierschützer freuen sich. Im Kampf gegen das Aussterben könnte das Virus offenbar einigen Arten helfen.

Die strenge Ausgangssperre wirkt sich in dem von der Corona-Pandemie schwer betroffenen Spanien allem Anschein nach auf das Verhalten von Tieren aus, die sich sonst nur in den Wäldern, in ländlichen Gebieten oder direkt am Wasser aufhalten.

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Aber auch in anderen Ländern scheinen Tiere die von den Menschen wegen des Virus zuletzt verlassenen Räume zurückerobern zu wollen.

Weil Straßen menschenleer sind: Wildtiere kommen in Städte

Im Netz gibt es immer mehr Videos von den „frechen“ Wildtieren. Die Experten glauben in Spanien nicht an Zufall. Sie sind vielmehr davon überzeugt, dass es einen Zusammenhang zwischen den Folgen der Pandemie und dem Verhalten der Tiere gibt.

Dass die Städte in Spanien seit Inkrafttreten der strikten Ausgangssperre am 15. März zum Teil völlig leer seien, dass die Umwelt deutlich sauberer sei und es auch viel weniger Verkehr gebe, habe „einen Balsameffekt für die Tierwelt“, meint Roberto Hartasánchez von der Stiftung zum Schutz von Wildtieren (Fapas).

Ángel Sánchez vom Ehrenamtlichen Verband für die Zählung des Iberischen Wolfs sagte der Zeitung „El País“, es gebe mehrere Berichte, wonach sich auch dieses Raubtier zuletzt verstärkt in bewohnte Gebiete vorgewagt habe.

Tierschützer hoffen auf positive Auswirkungen in Folge des Coronavirus

„Wir erwarten, dass die Wölfe bei der Fortpflanzung mehr Erfolg haben werden, weil sie nun weniger Störungen ausgesetzt sind“, sagte Experte Sánchez.

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Im andalusischen Almería hofft auch Emilio González von der Umweltschutzorganisation Serbal, dass die neue Situation einigen der vom Aussterben bedrohten oder der stark gefährdeten Arten – wie dem Habichtsadler oder der Europäischen Wildkatze – dabei hilft, sich wieder besser vermehren zu können.

Auch auf dem Land verhalten sich Tiere anders

„Auf dem Land sehen wir derzeit bei Raubvögeln, bei Mardern, ganz allgemein bei Raubtieren und Pflanzenfressern mehr Pärchen als früher“, erzählt der Präsident der Organisation zur Rehabilitation der Heimischen Fauna (Grefa), Ernesto Álvarez.

Der Experte stellt fest, dass aufgrund der Ausgangssperre „alles verschwunden ist“: „Die vielen Wanderer und Radfahrer, die Sportler, die trainieren, die sind alle plötzlich nicht mehr da.“

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Ein Habichtsadler, aufgenommen im Jahr 2016 in Magdeburg

In der Region um Madrid gebe es zum Beispiel „fünf oder sechs Pärchen von Habichtsadlern, die deshalb nun viel bessere Aussichten haben“.

Corona als Chance für vom Aussterben bedrohten Bartgeier?

Das sieht Gerardo Baguena ähnlich: „Es gibt zur Zeit keine Bergsteiger, keine Gleitschirmflüge, keine Hubschrauber, nichts“, freut sich der Chef der spanischen Stiftung zum Erhalt des Bartgeiers. Dieser Vogel, mit einer Spannweite von rund drei Metern der größte Europas, ist vom Aussterben bedroht.

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Ein Bartgeier-Weibchen (links) und ein Männchen, die im Zoo in Frankfurt am Main leben. Bartgeier gehören mit fast drei Meter Flügelspannweite zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Ihr Lebensraum erstreckt sich von den Bergregionen Südeuropas bis nach China, mit einer Unterart sind sie auch in Afrika vertreten. Das Paar stammt aus dem Zuchtzentrum im österreichischen Haringsee.

In Bayern versuchen Naturschützer das Tier rund 100 Jahre nach dem völligen Verschwinden dort wieder anzusiedeln. Nun hoffen Fachleute auf positive Nebeneffekte der derzeitigen Situation.

Baguena: „Wir schätzen, dass die Zahl der Küken, die in den Zentralpyrenäen imstande sein werden, auszufliegen, von 22 auf 30 klettern wird. Das wäre in 25-jähriger Beobachtung ein Rekord.“

Tiere werden weltweit häufiger gesichtet

Auch in Wales, in Südamerika und in Asien werden Tiere, die sich sonst nur äußerst selten in die von Menschen bewohnten Räume wagen, offenbar immer mutiger und dreister.

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Die wegen der Corona-Pandemie verhängte Ausgangssperre wirkt sich allem Anschein nach auf das Verhalten von Tieren aus, die sich sonst nur in den Wäldern, in ländlichen Gebieten oder direkt am Wasser aufhalten.

In Chiles Hauptstadt Santiago streifte zuletzt ein junger Puma durch die Straßen. Das Tier kam offenbar auf der Suche nach Beute aus den nahe gelegenen Bergen hinunter in die Stadt.

Da kaum Menschen auf den Straßen waren, lief der Puma bis in die Wohngebiete. Wie die Behörden mitteilten, wurde das etwas mehr als ein Jahr alte Exemplar betäubt, untersucht und später wieder ausgewildert.

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Ein Puma, der durch die Hauptstadt Santiago gestreift war, wird wieder ausgewildert. Das etwas mehr als ein Jahr alte Exemplar kam offenbar auf der Suche nach Beute aus den nahe gelegenen Bergen hinunter in die Stadt.

Hauptstädte Indiens und Nepals: Affen und Hunde auf Straßen unterwegs

Im Tel Aviver Stadtpark Hajarkon lebten nach einem Bericht der Zeitung „Haaretz“ schon vor der Corona-Krise zehn Schakal-Familien. Doch seit auch in Israel weitgehende Ausgangsbeschränkungen gelten, zeigten sich die Tiere vermehrt nun auch auf Parkwegen.

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Auf den leeren Straßen der Hauptstädte Indiens und Nepals, wo normalerweise Millionen Menschen unterwegs sind, tummeln sich unterdessen besonders viele Affen und Hunde.

Wales: Kaschmir-Ziegen streifen durch Straßen

Im Seebad Llandudno zogen wilde Kaschmir-Ziegen durch die fast menschleeren Straßen. Die Tiere kamen jüngst von einem kleinen Berg im Norden von Wales herunter und laufen seitdem immer wieder durch den Ort an der Irischen See.

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Peru, Lima: Tausende von Zugvögeln fliegen über einen Strand der Stadt. Die wegen der Corona-Pandemie verhängte Ausgangssperre wirkt sich allem Anschein nach auf das Verhalten von Tieren aus, die sich sonst nur in den Wäldern, in ländlichen Gebieten oder direkt am Wasser aufhalten.

Ihre Lieblingsspeise: die Hecken. Manche Einwohner nennen die Ziegen „Vandalen“, da sie nicht zum ersten Mal durch die Stadt ziehen und unter anderem schon die neu gepflanzten Bäume vor einer Schule vernichtet haben sollen.

Cornavirus vertreibt Menschen: Wasser in Venedig wird klarer

In Venedig posteten Menschen Bilder und Videos von Kanälen, die sauberer als sonst erscheinen und in die Fische zurückkehrten.

„Die Natur erobert ihren Raum zurück“, schreiben Nutzer der Gruppe Venezia Pulita (Sauberes Venedig).

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Ein Kanal in Venedig ist menschenleer. Die italienische Regierung fordert die Bevölkerung dazu auf, trotz der sinkenden Coronavirus-Infektionen zu Hause zu bleiben.

In Mailand sorgten Schwäne im „Navigli“, einem Kanalsystem, für Aufsehen. In Bogotá wurden Füchse gesichtet, in San Francisco Kojoten, und im japanischen Nara eine ganze Hirschherde, die aus einem Park ausgebrochen war.

Corona-Pandemie kann Tieren auch schaden

Der World Wildlife Fund äußerte in Spanien die Sorge, dass die Pandemie einem Besiedlungsprojekt für Gänsegeier in Segovia bei Madrid erheblich schaden könnte. Der Grund: Alle Restaurants seien geschlossen, der Aasfresser werde daher kaum Nahrung finden.

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Wo weniger Menschen unterwegs sind, gibt es logischerweise weniger Essensreste – die aber für einige Tiere lebensnotwendig sind. In der thailändischen Provinz Lop Buri wurden zum Beispiel Affen gefilmt, die sich besonders heftig um Essenreste stritten.

Tauben finden wegen Coronavirus weniger Futter

Eine Passantin in der spanischen Urlaubshochburg Benidorm, die sonst auch im Frühjahr überfüllt ist, erlebte auf einer leeren Straße eine „Attacke“, die an den Alfred-Hitchcock-Thriller „Die Vögel“ von 1963 erinnerte.

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Die ältere Frau mit Einkaufs-Rolli wurde von einem Schwarm weißer Tauben umflattert. Viele Spanier sagen, viele Vögel wirkten zuletzt deutlich aggressiver.

„Die Tauben haben Hunger“, titelte die Zeitung „La Vanguardia“. (dpa)