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Klima-Killer FlugzeugMuss ich mich schämen, in den Urlaub zu fliegen?

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Viele Menschen wollen trotz Klimawandel nicht auf ihre Urlaubsreise in die Ferne verzichten. Die globale Passagierzahl legt in diesem Jahr Prognosen zufolge um weitere fünf Prozent auf 4,6 Milliarden zu.

Köln – In der Politik sind die Vorschläge, die das Fliegen unattraktiver machen sollen, schon in Mode gekommen.

Grünen-Fraktionsvorsitzender Oliver Krischer würde gerne sämtliche Subventionen für den Luftverkehr streichen. Linken-Chef Bernd Riexinger träumt sogar von einer Verstaatlichung aller Fluggesellschaften. Dem Bundesumweltamt zufolge ist Fliegen die klimaschädlichste Art, sich fortzubewegen.

Wie schädlich sind Flugreisen im Vergleich?

Alles zum Thema Mallorca

Reisen mit dem Flugzeug haben den größten Ausstoß an Emissionen im Vergleich zu Reisen mit anderen Fortbewegungsmitteln. Laut Umweltbundesamt stößt ein Flugzeug im Durchschnitt 201 Gramm Treibhausgase pro Reisendem pro Kilometer aus, ein Pkw liegt bei 139 Gramm, Reisebus und Bahn liegen bei 32 beziehungsweise 36 Gramm. Am umweltfreundlichsten ist das Fahrrad: Die CO2-Emissionen liegen bei null.

Sie möchten ihr Leben umweltfreundlicher gestalten, sind sich aber unsicher, womit Sie tatsächlich etwas bewirken können? Dr. Michael Kopatz gilt als der klimafreundlichste Klimaforscher Deutschlands. Im Podcast „Mimimi mit Mehrwert“ erklärt er, womit wir das Klima wirklich retten können.

Fliegen in der Kritik: Muss ich auf meinen Urlaub verzichten?

Aber was ist mit meinem Urlaub, mit meinem Traum vom türkisblauen Wasser am weißen Strand? Darf ich ihn nicht mehr träumen?

Das Wort „Flugscham“ macht bereits die Runde. Vor allem in Skandinavien, der Heimat der „Fridays for Future“-Initiatorin Greta Thunberg, ist es weit verbreitet. Zuletzt gab es auch in Stuttgart eine Klima-Demo am Flughafen.

Umwelt-Experte: von exotischen Reisezielen verabschieden

Julius Jöhrens, Diplom-Physiologe und Projektleiter am Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg, ist der Meinung, dass wir uns generell von exotischen Zielen verabschieden und uns auf Reisen beschränken sollten, die man auch mit der Bahn erreichen kann.

Diese sieht sich auf vielen Strecken als klare Konkurrenz zum Fliegen. „Wir sind auf vielen internationalen Verbindungen genauso schnell wie das Flugzeug“, so eine Sprecherin. Vor allem wenn man die Anreise und Sicherheitskontrollen einrechne.

Lesen Sie hier unseren Kommentar zum Thema Flugscham. Unser Redakteur meint: Das geht zu weit– macht uns nicht den Urlaub mies!

Experte Jöhrens meint: „Wenn man dennoch unbedingt auf einen anderen Kontinent möchte, sollte man eine längere Zeit dort bleiben, damit der Klimabelastung auch ein entsprechender Nutzen gegenübersteht.“ Also nicht nur für ein Shopping-Wochenende nach New York, Barcelona oder Mailand.

Reisen in die Ferne haben auch positive Effekte

Wer seltener fliegt, weiß diese Reise auch wieder mehr zu schätzen, ist Laura Jäger von der Arbeitsstelle Tourism Watch bei Brot für die Welt überzeugt. So werde der Urlaub wieder zum Erlebnis.

Bei allem Umweltbewusstsein darf man jedoch eins nicht vergessen: Der Luftverkehr verursacht nur etwa drei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen.

Und: Reisen in ferne Länder haben auch viele positive Effekte. Als Urlauber lerne man fremde Kulturen kennen, erweitere seinen Horizont, sagt der Leiter der Reisemesse ITB in Berlin, David Ruetz. Für die Menschen vor Ort bringe der Tourismus Investitionen und Devisen ins Land. Reisen verbindet.

Flugscham: Urlaub nur noch in der Region?

Dr. Martin Cames, Bereichsleiter für Energie und Klimaschutz am „Öko-Institut“ in Berlin, gehört dagegen zu den Flug-Gegnern: „Es gibt so viele Arten, entspannt Urlaub zu machen. Ich zum Beispiel fahre mit Zug und Fahrrad durch Norddeutschland.“

Überraschend: Was an deutschen Stränden alles verboten ist (hier mehr erfahren)

Ganz verabschieden müsse man sich dann aber doch nicht von seinem Traum-Urlaub. Eine Option wäre es etwa, nur gelegentlich zu fliegen.

Flugpreise: Deutsche zahlen für die Umwelt gerne drauf

Kerstin Heinen vom Deutschen Reiseverband sieht derweil auch Anstrengungen in der Tourismuswirtschaft, dieser Verantwortung nachzukommen. „Schon heute bieten Reiseveranstalter und Airlines ihren Kunden an, Emissionen zu kompensieren, indem sie in Klimaschutzprojekte investieren.“ So bieten viele Reiseveranstalter etwa das Zug-zum-Flug-Ticket an, wodurch man auf Inlands- bzw. Zubringerflüge verzichten kann.

Immer mehr Veranstalter hätten zudem nachhaltige Angebote in ihren Programmen. Die Deutschen seien dabei doppelt so häufig wie andere Europäer bereit, den CO2-Ausstoß ihres Fluges mit freiwilligen Zusatzzahlungen zu kompensieren, berichtet Kenny Jacobs von Ryanair.

Klimafreundlicher in den Urlaub fliegen: so geht's

Heinens Tipp für Urlauber, die möglichst umweltschonend fliegen wollen: „Der Airline-Index von »Atmosfair« analysiert die Effizienz von Fluggesellschaften und bewertet die Airlines nach ihren durchschnittlichen Emissionen.“

Ganz zu den Akten legen müssen wir unseren Traum vom Urlaubsparadies also nicht – wir sollten ihn nur mit offenen Augen träumen.

Bei Reise aufs Flugzeug verzichten? Das sagen Urlauber am Flughafen Köln/Bonn

Vivian Kuntze (18) und Saskia van Deest (18): „Wir fliegen zu zweit nach Mallorca. Ein schlechtes Gewissen haben wir nicht: Ob wir mit dem Zug oder mit dem Flugzeug reisen, hängt davon ab, wie weit das Reiseziel entfernt liegt. Zugfahren geht sonst auch, aber nicht nach Mallorca.“

Max (25) und Martin (25): „Der Flug nach Mallorca war spontan. Wir haben für drei Nächte all inclusive 320 Euro bezahlt. Wir haben kein schlechtes Gewissen, wenn wir fliegen, da wir sonst auch mit dem Zug fahren. Zum Beispiel nach Leipzig. Ob wir den  Zug oder das Flugzeug nehmen, entscheidet der Preis. Beim nächsten Urlaub vergleichen wir Zug und Flugzeug.“

Mustafa (37) und Elvira Cehić (39) mit Eman (13): „Wir fliegen nach Kroatien, da es mit dem Zug einfach zu umständlich ist. Mit dem Auto zu fahren, kommt für uns nicht infrage, da es zu lange dauert. Mit dem Flugzeug ist es billiger und schneller. An den Klima-Aspekt denken wir da kaum.“