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Wir waren kölsche MiljönäreAutos waren unser Leben

Miljö-Größe Roland Bebak mag schwarze Lederjacken.

Miljö-Größe Roland Bebak mag schwarze Lederjacken.

von Markus Krücken (krue)

Köln – Die Miljö-Zeit war brutal, aber auch protzig und schillernd. Dafür sorgte vor allem der Lebensstil ihrer Aushängeschilder.

Dass die Rotlichtgrößen ihren Reichtum gerne zeigten, konnte jeder sehen - vor allem auf der Straße. Einen Porsche, Ferrari oder gar Rolls Royce zu fahren, war quasi Standard.

Faszination Autos. In diesem Teil der großen EXPRESS-Serie zeigen wir die krassesten Karren der 80er und 90er Jahre, die von einem notorischen PS-Narr aus Lohmar gefahren wurden: Roland Bebak.

Alles zum Thema Birgit Schrowange

Blonde Locken und Schnäuzer. Ein Baum von einem Kerl. Kippe in der Hand, Turnschuhe. Jogginghose. Angelehnt an DAS Statussymbol der Miljö-Zeit schlechthin: Einen weißen Rolls Royce! „Wen man den fährt, können die Leute einen nicht einschätzen. Aber alle haben Achtung. Den kannst du auch mit Jogginghose fahren“, erklärt Roland Bebak (48).

Der Mann weiß wovon er spricht. Niemand war seit Ende der 80er Jahre in der Szene für dicke Karossen bekannter als der mächtige Nachtclub- und spätere Bodybuildingcenter-Besitzer. Bebak kam aus Lohmar und fiel in Köln durch seine Autos natürlich auf. Bald kannten ihn alle.

Alle zwei Jahre ein neuer Schlitten - und was für Geschosse! Alle kosteten sechsstellig. Was manche Miljö-Größe von einst verzockte, verhurte oder vertrank, investierte der gelernte Metzger lieber in Autos. „Auf dicke Autos steht doch jeder“, sagt er, „klar waren sie damals für uns das wichtigste Statussymbol. Autos sind doch für Männer wie Spielzeuge für kleine Jungs.“

Es sind die 70er-Jahre. Teure Urlaube, Luxusuhren oder sonstiger Protzschmuck interessieren Bebak, den Chef der Diskotheken „Titos“ und „Checkers“ weniger. Als er in der Zeitung einen Artikel über einen Jeep aus Amerika sieht, lässt er den „Night Ranger“ (500 PS) sofort importieren. „Den bekam ich für Deutschland nicht zugelassen und musste ihn mit roter Nummer fahren.“

Sein „Lamborghini Diablo“ mit 492 PS hat mintgrüne Sitze und ist was technischen Schnickschnack angeht seiner Zeit voraus. Integrierte Bildschirme in der Mittelkonsole - was heute nichts Überraschendes ist, war im damaligen Kölner Nachtleben eine Sensation. „Ich fuhr einen Freund in Vogelsang besuchen. Die Mutter kam heraus und sagte: Komm mal her, Tünn, hier ist gerade ein Flugzeug gelandet.“

Highlight im Fuhrpark der Miljö-Größe ist der „Weiße Hai“. „Diesen Porsche 928 S4 habe ich bei dp Motorsport bauen lassen. Er hat 345er Räder drauf gehabt, war ein Monstrum für die Straße. Er hatte Videokameras als Rückspiegel. Gut, dass der Sprit damals so billig war, denn die Dinger haben gefressen ohne Ende.“

Bei den „Schüssen“ hat Bebak ein Stein im Brett. Die Frauen fahren auf Rolands Kisten ab und sogar die „schöne Uschi“, die damalige Freundin von Rotlicht-König Schäfers Nas, verliebt sich in ihn. Krumm nimmt der Kante die „Nas“ das aber nicht. Auch das Umfeld von „Hein“ traut sich an Bebak nicht ran. „Uschi und ich waren sechs Jahre zusammen“, so Roland, „wir haben in Ehrenfeld gewohnt.“

Als die kölschen Originale in den 90er Jahren ihre Macht auf den Ringen an ausländische Clans verloren haben, ist Bebak mit seinen Läden einer der wenigen Deutschen, die Einfluss haben und den Wohlstand ausbauen. Sein „Checkers“-Club auf der „Kö“, in dem Claudia Schiffer entdeckt wurde, gilt als angesagteste Disco Deutschlands. Und durch sein Fernstudium für Fitness-Ökonomie entdeckt der Auto-Narr einen neuen Geschäftszweig: Das „Bodyshop“-Studio am Bonner Wall wird zur Muckibude für Promis wie Birgit Schrowange und Bärbel Schäfer. Auch heute betreibt Bebak an gleicher Stelle ein Gym, er ist Boxmanager, der in ganz Deutschland Kämpfe veranstaltet. Aktuelles Auto: ein Mercedes . „580 PS, man wird mit dem Alter ja ruhiger“, lacht der Tempo-Junkie.

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Der Tod des Hamburger Günter

Es war eine der letzten Szenen, als das Miljö von einst zusammenkam. Ende der 80er Jahre, als Italiener und Türken am Ring die Oberhand übers Nachtleben zu gewinnen begannen, wurde der „Hamburger Günter“ ermordet - und die kölschen Originale erwiesen dem beliebten Miljö-Freund die letzte Ehre.

Ein Fuhrpark von Nobelkarossen kam zusammen, denn es war eine der größten Beerdigungen der Szene in dieser Zeit. Höchstens zu vergleichen mit der vom „König der Friesenstraße“, des wenige Jahre zuvor im „Päff“ ermordeten Willi Prumbaum. „Der Hamburger Günter hatte Narrenfreiheit bei uns, jeder mochte ihn“, erinnert sich auch Roland Bebak, „er war ein älterer, kranker Mann und wurde von Unbekannten feige am Friesenwall totgeprügelt. Das war eine Riesensauerei und hat uns alle in der Szene tief betroffen.“

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„Beckers Dieters“ liebste Box-Kneipe

Das „Wirtz“ in der Südstadt. Auch hier gab es die Neuigkeiten aus dem Miljö abendlich am Tresen zu hören. Denn Rotlicht-Kultwirt Beckers Dieter hatte vor seiner Schicht im „Klein Köln“ immer seinen Stammplatz an der Theke seines Freundes Adolf Haag.

Und das passte auch optisch. Denn wie das „Klein Köln“ eine Boxkneipe war (hier fand immer das Wiegen vor den Kämpfen im Sartory statt), so hingen auch im Wirtz nichts als Boxbilder und Poster von De Aap Müller, Muhammad Ali und Co. an den Wänden - typisch für die damalige Zeit.