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Urteil im Kölner Folter-Prozess„Läuft einem eiskalt den Rücken herunter“

Der Angeklagte Fauzi K. („Goldpate“) mit seiner Verteidigerin Funda Bicakoglu im Kölner Landgericht

Der Angeklagte Fauzi K. („Goldpate“) mit seiner Verteidigerin Funda Bicakoglu im Kölner Landgericht

Harte Strafen im Prozess um die brutale Entführung eines Paares in einer Kölner Villa. Eine Hauptfigur ist der „Goldpate“ Fauzi K.: Erst lockte er die Opfer in die Falle, dann wurde er zu ihrem Retter.

Am Donnerstag (9. Oktober 2025) fielen die Entscheidungen im Prozess gegen sieben Männer, die ein Paar aus Bochum in einer Rodenkirchener Villa entführt und brutal misshandelt hatten.

Der Vorsitzende Richter Achim Hengstenberg nannte es „eine Tat, bei der es einem eiskalt den Rücken herunterläuft“. Im Mittelpunkt: Fauzi K., der sich selbst „Goldpate“ nannte. Er hatte eine Doppelrolle: Er war der Lockvogel, aber am Ende auch der Retter des Paares. Dafür gab's jetzt einen Strafrabatt.

Der Hintergrund der Tat: Eine Drogenbande warf den späteren Opfern vor, 350 Kilo Marihuana gestohlen zu haben. Der Wert: 1,5 Millionen Euro! Der „Goldpate“, der im Internet mit einer goldenen Pistole posiert haben soll, fädelte den Kontakt ein.

Was dann im Juni 2024 geschah, ist an Grausamkeit kaum zu überbieten. Das Paar wurde in einen Transporter gezerrt und gefoltert. Über den Fall berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Einer der Täter schwang eine Axt, drohte, dem Mann ein Bein abzuhacken. Seine Freundin warf sich panisch über ihn. Es wurde gedroht, ihm die Zehennägel zu ziehen, er musste sich nackt ausziehen.

In der Kölner Villa wurde der Mann mit einer Eisenstange geschlagen. Die Täter und Täterinnen schickten Videos an seinen Bruder, um das Drogenversteck zu erpressen. Fauzi K. machte anfangs mit, doch dann packten ihn offenbar die Skrupel. Er versuchte, die Polizei zu erreichen. Stunden später gelang es ihm, vom Tatort zu fliehen und Alarm zu schlagen. Das SEK stürmte die Villa und befreite die Geiseln.

Fauzi K. muss für sechs Jahre ins Gefängnis

„Er war derjenige, der an allem Schuld war, er war aber auch Ihre Rettung“, sagte der Richter zu den Opfern, die im Gerichtssaal waren. Fauzi K. muss für sechs Jahre ins Gefängnis. Die höchste Strafe bekam ein Niederländer: elfeinhalb Jahre Haft. Der Mieter der Villa, der eingeweiht war, bekam vier Jahre und drei Monate.

Richter Hengstenberg sprach von einer „erschreckenden Empathielosigkeit“ der Geiselnehmer und Geiselnehmerinnen. Während der Gewalt hätten sie „gechillt“ und über Urlaube gequatscht. Die Opfer sind bis heute schwer traumatisiert und bekommen 100.000 Euro Schmerzensgeld. Der mutmaßliche Auftraggeber muss sich bald als Nächster vor Gericht verantworten. (red)