Spezialeinheit an der Uni Köln: Hier jagen Studierende Mörder! Sie sollen für die Polizei alte, ungelöste Verbrechen aufklären.
„Cold Case“-EinheitKölner Studis helfen bei Mörder-Jagd

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Studierende der Uni Köln helfen jetzt bei der Aufklärung von alten Verbrechen (Symbolfoto).
Aktualisiert
Sie sind Kölns neue Hoffnung im Kampf gegen ungesühnte Verbrechen: Studierende der Universität helfen der Polizei und Staatsanwaltschaft bei der Jagd auf Mörder!
In einem einzigartigen Projekt namens „Cold Case Lab“ wälzen sie die Akten von seit Jahren oder Jahrzehnten ungelösten Mordfällen. Mit frischem Blick sollen die Jurastudenten und -studentinnen Widersprüche aufdecken und neue Spuren finden, die die Profis vielleicht übersehen haben.
Markus Weber, Leiter der „Cold Case“-Einheit bei der Kölner Polizei, setzt große Stücke auf die studentische Unterstützung. „Vielleicht finden sie aus einem anderen Blickwinkel Ansätze, die wir bisher nicht gefunden haben“, erklärt der Erste Kriminalhauptkommissar.
Ein möglicher Fall für die „Studi-Sondereinheit“: der bislang ungeklärte Mord an Seckin Caglar (†16) aus Poll, die 1991 erwürgt wurde.
Die eigentlichen Ermittlungen bleiben natürlich bei den Polizisten und Polizistinnen, doch die Vorarbeit der Studierenden könnte entscheidend sein. Weber ist beeindruckt, „wie intensiv und ernsthaft“ die jungen Leute bei der Sache sind.
Professorin hatte die Idee, Inspiration aus den USA
Die Idee für das „Cold Case Lab Köln“ hatte Professorin Anja Schiemann. Inspiriert von ähnlichen Projekten in den USA, dachte sie sich: „Wenn das in den USA möglich ist, warum dann nicht auch in Deutschland?“ Mit diesem Gedanken rannte sie bei der Kölner Staatsanwaltschaft offene Türen ein. Staatsanwältin Jane Wolf betont: „Wir sehen einen großen Mehrwert darin, Justiz und Forschung zusammenzubringen.“
Doch bevor die studentischen Fahnder und Fahnderinnen loslegen durften, mussten strenge Regeln her. Denn die Akten enthalten hochsensible Daten. „Es gibt Angehörige, Freunde, Bekannte des Opfers, die immer noch sehr belastet sind durch die Tat“, erklärt Staatsanwältin Wolf. Deshalb ist das Team auf 15 Personen begrenzt, die eine strenge Verschwiegenheitserklärung unterschreiben mussten. Kopieren verboten!
Zwei Semester lang knien sich die Studierenden in einen Fall. Sie lesen Akten, erstellen Profile von Opfern sowie Tätern, rekonstruieren den Tathergang und entwickeln neue Theorien. Eigene Befragungen führen sie nicht durch, aber sie tauschen sich eng mit den Ermittlern und Ermittlerinnen, Rechtsmedizinern oder Psychologen aus.
„Mein Antrieb ist es, zur Gerechtigkeit beizutragen“, sagt Projektleiterin Selin Özyildirim. Für sie und ihren Kollegen Max Marchi ist das Projekt mehr als nur Uni. „Das Jurastudium ist ja oft sehr trocken, aber die Arbeit an realen Fällen ist praxisnah, das ist ein großer Mehrwert“, findet Marchi.
Eine erste Runde ist bereits abgeschlossen. Jetzt prüft die Polizei die Ergebnisse. Gibt es den entscheidenden Hinweis? Um welchen Fall es sich handelt, bleibt aus ermittlungstaktischen Gründen geheim. Doch die Jagd geht weiter: Im Januar startet die nächste Runde, die Bewerbungsphase läuft bereits. (red)