Gänsehaut in der Volksbühne! Weggefährten und Weggefährtinnen erinnerten am Freitag an Kölns unvergessenen Volksschauspieler Willy Millowitsch.
Unvergessene Köln-Legende„Willy, wat wör Kölle ohne dich“

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Aktualisiert
Dieser Humor ist einfach unkaputtbar! Als in der Volksbühne am Rudolfplatz alte Szenen mit Willy Millowitsch und Else Scholten über die Leinwand flimmerten, tobte der Saal vor Lachen.
Der Kracher aus den 50ern: Als sie sich im Schwank „Im Nachtjackenviertel“ zofften, hielt es niemanden auf den Stühlen. Die Szene war nur einer von vielen Gänsehaut-Momenten beim Abend „Millowitsch – Schnaps war NICHT sein letztes Wort“.
Ein Abend voller Erinnerungen, moderiert von Monika Salchert und Hans-Georg Bögner – und das an einem ganz besonderen Ort: der ehemaligen Heimat des Millowitsch-Theaters, wo die Legende von 1936 bis 2014 zu Hause war.
Besonders emotional wurde es, als Schauspielerin Samy Orfgen von ihrem „Chef“ erzählte. „Als kleines Mädchen habe ich sehr von ihm geschwärmt, er war für mich das große Vorbild“, verriet sie. Mit „zitternden Knien“ sei sie 1987 bei ihm im Büro erschienen – und bekam prompt eine Rolle im Stück „Das Mädchen aus dem Fahrstuhl“.

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Moderatorin Monika Salchert (l.) und Schauspielerin Samy Orfgen sprachen über den künstlerischen Einfluss von Willy Millowitsch.
Von Millowitsch habe sie alles gelernt: „Wie man Pointen setzt, wie man es schafft, dass das Publikum einen mag. Ich würde ihn als künstlerischen Vater bezeichnen“, so Orfgen. Auch Claus Janzen, der später zum Ensemble stieß, schwärmte: „Ich konnte mit dem Chef sehr gut“.
Theaterwissenschaftlerin Anika Dewald beleuchtete die Anfänge des „Chefs“. Anfangs stand Willy im Schatten seines Vaters, doch während des Zweiten Weltkriegs habe er sich auf Fronttournee „freigespielt“. „Das war eine sehr prägende Zeit, aus der er viel Kraft und Selbstbewusstsein geschöpft hat“, erklärte Dewald.
Die Theaterwissenschaftlerin erinnerte auch an den Neuanfang 1945 in Köln. Oberbürgermeister Konrad Adenauer persönlich sorgte für die Spielerlaubnis der Geschwister Willy und Lucy Millowitsch. Sein Befehl: Die Leute sollten „wieder was zu lachen haben“! Zur „Schicksalsstunde“ wurde der 27. Oktober 1953, als „Der Etappenhase“ als erste Theater-Live-Übertragung Deutschlands Geschichte schrieb und das Theater über Nacht bundesweit bekannt machte.
Höhner haben ihre ganz eigenen Millowitsch-Geschichten
Auch die Höhner haben ihre ganz eigenen Millowitsch-Geschichten. Henning Krautmacher, der mit Janus Fröhlich und Peter Werner den Abend musikalisch begleitete, zitierte Willy mit den Worten: „Klappern gehört zum Handwerk“. Einmal habe der schlaue Fuchs nach einem Höhner-Besuch am Krankenbett sofort Fotos an den „Express“ geschickt. Schon 1975 holte Millowitsch die Band für 96 Vorstellungen an sein Theater.
Peter Werner staunte damals, wie „der Chef“ auf der Bühne stehen und gleichzeitig im Fernsehen Fußball gucken konnte: „Er spielte wie im Schlaf“, lachte er. Zum Abschluss sangen die Ex-Höhner jenes Lied, das sie schon bei der Trauerfeier 1999 im Rathaus spielten und das allen unter die Haut ging: „Willy, wat wör Kölle ohne dich.“
Für noch mehr Musik sorgte das Matthias Heßeler Ensemble mit Millowitsch-Klassikern wie „Heidewitzka, Herr Kapitän“ und natürlich „Schnaps, das war sein letztes Wort“. Ein besonders starker Moment: Filmaufnahmen zeigten Millowitschs umjubelten Auftritt beim legendären „Arsch huh, Zäng ussenander“-Konzert gegen Rassismus am 9. November 1992 auf dem Chlodwigplatz.
Wer jetzt Lust auf mehr Millowitsch bekommen hat: Nach 18 ausverkauften Vorstellungen des Stücks „Millowitsch. Endlich wieder lachen“ gibt es vom 20. Oktober bis 4. November 2026 elf weitere Termine in der Volksbühne. Der Vorverkauf läuft bereits. (red)