Irrer Grund, böse Folgen?Stadt macht beliebte Kölner Kneipe dicht – und es kann weitere treffen

Blick auf die Fassade der Kneipe Schulz in Köln-Ehrenfeld.

Das Schulz in Köln-Ehrenfeld steht vor der Schließung. Das Foto wurde am 12. Juni 2023 aufgenommen.

Die Kneipe Schulz in Köln-Ehrenfeld steht vor dem Aus. Die Stadt Köln sieht wegen mehrerer Details keine andere Wahl.

von Thomas Werner (tw)

Es klingt wie ein schlechter Scherz, doch die böse Wahrheit dahinter könnte womöglich auch andere Läden treffen. Das Schulz, eine beliebte Kneipe an der Landmannstraße in Köln-Ehrenfeld soll dicht gemacht werden.

Der kuriose Grund: In der Baugenehmigung aus dem Jahr 1988 für das Lokal ist vom Betrieb eines „Weinladen-Bistros mit Musik vom Kassettenrekorder und Tischgesprächen in Zimmerlautstärke“ die Rede. Der Kasettenrekorder ist eingemottet, Musik läuft heute aus modernen Boxen. Doch dafür liegt eben keine Genehmigung vor.

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Auch Begrifflichkeiten sind problematisch: Aus Sicht der Bauaufsicht der Stadt Köln wird hier kein Bistro mehr, sondern eine Gaststätte betrieben. 

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Wie eine Stadtsprecherin gegenüber EXPRESS.de bestätigte, kann wegen dieser Details die bislang erteilte Baugenehmigung nicht mehr eingehalten werden. „Damit handelt es sich insgesamt um einen formell illegalen Betrieb“, so die Sprecherin.

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Die Folge: Unter Androhung eines Zwangsgelds in Höhe von 1000 Euro verlangt die Bauaufsicht die Schließung des Lokals. Ende Juni ist Schicht im „Schulz“.

Hat die Stadt formell keine Wahl? „Die Bauaufsichtsbehörde ist generell gehalten, gegen illegal errichtete oder genutzte bauliche Anlagen mit dem Ziel der Nutzungseinstellung vorzugehen“, so die Sprecherin weiter. Daher könne baubehördlich keine andere Maßnahme angesetzt werden.

Nach EXPRESS.de-Informationen hat der Beschluss die Betreiber sehr unerwartet getroffen, auch wenn das Verfahren im Hintergrund schon seit 2022 läuft. 2017 hatten die jetzigen Betreiber übernommen, der Bauantrag ist deutlich älter. Laut „Kölner Stadt-Anzeiger“ sollen sie davon ausgegangen sein, 2017 die Konzession auf Grundlage einer gültigen Baugenehmigung erhalten zu haben. Doch das Argument ist hinfällig.

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Eine Möglichkeit für die Betreiber: ein neuer Bauantrag, nach aktuellen Verhältnissen. Würde dieser genehmigt, könnte der Betrieb weiterlaufen. Wie EXPRESS.de erfuhr, ist bis Mittwoch (14. Juni 2023) aber kein neuer Bauantrag bei der Behörde eingegangen.

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Wie groß der Fall in Köln noch wird, ist offen. Das hängt nicht nur von diesem Einzelfall ab, sondern auch von anderen. Denn viele Bauanträge sind mehrere Jahrzehnte alt. Der Verdacht liegt nah, dass in den Akten viele Details schlummern, die ähnliche Fälle auslösen könnten.

Frage von EXPRESS.de an die Stadt Köln: Ist es denkbar, dass weitere Betriebe in Köln mit ähnlichen Probleme älterer Verfügungen zu kämpfen haben, ohne es bislang zu wissen? Antwort der Stadt: „Das kann nicht ausgeschlossen werden.“