Zum Abschluss der Kölner „Fine Food Days“ präsentierten die Spitzen-Küchen ein exklusives Fünf-Gang-Menü. Beim Gala-Abend im Schloss Bensberg wurden auch nachdenkliche Töne laut.
„Für Branche verheerend“Große Sorgen bei Kölns Spitzen-Küchen und auf den Weingütern
Zwei Wochen voller kulinarischer Höhepunkte liegen hinter Köln. Zum dritten Mal präsentierten die Spitzenküchen Kölns ihr Können bei rund 40 weitgehend ausverkauften Veranstaltungen der „Fine Food Days“. Zum krönenden Abschluss fand am Sonntag (4. September 2022) noch das Gala-Dinner im „Althoff Grandhotel Schloss Bensberg“ statt.
Eigentlich sollten das exzellente Menü sowie etliche Preisträgerinnen und Preisträger im Mittelpunkt des Finales stehen, doch die nachdenklichen Töne waren vor 150 Gästen nicht zu überhören. Die Gastroszene leidet wie viele andere Berufszweige auch unter Nachwuchsproblemen und angesichts der klimatischen Veränderungen.
„Fine Food Days“: Die vier besten Auszubildenden wurden geehrt
Matthias Kienzle, der Geschäftsführer des Fünf-Sterne-Hotels in Bensberg, nahm gleich in seiner ersten Rede kein Blatt vor den Mund. „Die vergangenen Jahre waren für unsere Branche verheerend. Wir haben viele Talente verloren“, sagte er. Ähnlich sah es „Fine Food Days“-Vorstandsmitglied Franz Gruber: „Wir brauchen Nachwuchs für die Branche und müssen die Jugend fördern.“
Symbolisch für das Bemühen, neue Könner für den Job in der Spitzen-Küche zu bewegen, war die Vergabe von vier Nachwuchspreisen an die besten Auszubildenden Jana Weiden („Generali“), Svenja Troska („Hyatt“), Marcel Kwiatkowski („Brauhaus Gummersbach“) und Luna Dehler („Manufaktur“). Symbolisch standen beim Abschlussabend noch einmal alle Küchengrößen der beteiligten Restaurants am Herd, per Los wurde ermittelt, wer mit wem einen Gang zubereiten darf.
Bei der Preisverleihung als „Weingut des Jahres“ an das Gut Schnaitmann aus Württemberg fand auch Moderatorin und Botschafterin Bettina Böttinger (66) bei ihrer Laudatio nachdenkliche Worte. „Warum gibt es immer noch die schweren Angeber-Pullen, deren Glas-Herstellung so viel Energie kostet? Es kommt doch darauf an, was drin ist. Mir gefällt das Motto des Weinguts: ‚Wir wollen in Qualität wachsen, aber nicht in der Menge‘“.
Rainer Schnaitmann nahm den Ball auf: „Wir Winzer sehen den Klimawandel auch und versuchen darauf einzugehen.“ Winzer-Kollege Alois Lageder aus Südtirol ergänzte: „Wir haben Monokulturen in Wein oder Obst. Wie schaffen wir wieder Vielfalt?“
Das konnte Restaurant-Chef Gruber nur unterstreichen: „Bei den Winzern wird stark auf Nachhaltigkeit geachtet. Die Erde dürfen wir nicht durch Pestizide zerstören. Die Welt verändert sich auch für unsere Branche und wir werden sie hoffentlich noch viele Jahre genießen können.“
Mit ganz anderen Problemen hat noch immer das Weingut Meyer-Näkel aus Dernau zu kämpfen. Den Preis für das „Lebenswerk“ konnte Winzer-Chef Werner Näkel nicht persönlich in Empfang nehmen. Die dramatischen Auswirkungen des Hochwassers im Ahrtal setzen ihm immer noch zu.
Die nächsten „Fine Food Days“ beginnen am 20. August 2023
Bei so viel bewegenden Worten blieb zumindest bei der Ehrung des französischen Zwei-Sterne-Kochs Eric Menchon vom Restaurant „Le Moissionier“ als „Koch des Jahres“ gute Laune.
Laudator Joachim Wissler vom Restaurant „Vendôme“ sagte: „Unser Verhältnis besteht seit 23 Jahren. Als ich als junger Koch nach Bensberg kam, war ich einmal bei ihm essen und begeistert. Er bildet die kulinarische Speerspitze von Nordrhein-Westfalen. Er gehört zu der Spezies Mensch, die bei ihrer Arbeit am Herd konstant bleiben und das kulinarische Bild Kölns prägen. Wir sind beide aus gleichem Holz.“
Beste Kulinarik aus Küche und Keller soll es auch im kommenden Jahr wieder gebündelt geben. Vom 20. August bis zum 3. September wird die vierte Ausgabe der Leistungsschau kulinarischer Vielfalt steigen. Ab November soll es Tickets geben. Vor allem junge Zielgruppen wollen die Ausrichter ansprechen.