Kölns gefährlichste StraßeFoto der Polizei wird heiß diskutiert – „da hätte jeder gehalten“

Auf der Venloer Straße kommt es immer wieder zu brenzlichen Situationen zwischen Radfahrenden sowie Autofahrern und Autofahrerinnen. Das sorgt für Diskussionen.

von Matthias Trzeciak (mt)

Die Kölner Polizei hat am Mittwoch (23. März 2022) mit Fahrradstreifen die Venloer Straße ins Visier genommen. Grund: Allein im vergangenen Jahr (2021) wurden dort mehr als 70 Radfahrende bei Verkehrsunfällen verletzt.

Im Anschluss an die Aktion postete die Polizei bei Facebook ein Foto, das heftig diskutiert wird. Zu sehen ist ein Autofahrer oder eine Autofahrerin, die rückwärts in eine Parklücke setzt. Zudem steht eine Radfahrerin auf dem roten Radfahrstreifen – dahinter vier Beamte und Beamtinnen der Polizei.

Kölner Polizei ruft zu mehr Rücksicht auf und heizt Diskussion an

Die Polizei schreibt dazu: „Radfahrerin nimmt Rücksicht auf Autofahrer beim Einparken. Ein Beispiel von der Venloer Straße zeigt, dass gegenseitige Rücksichtnahme hilft, Unfälle zu vermeiden. Egal ob mit dem Auto, auf dem Fahrrad oder zu Fuß – mehr Mit- statt Gegeneinander ist in diesen Zeiten wichtiger denn je.“

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Unter dem Foto wird heftig über die Situation diskutiert – über 100 Beiträge (Stand: Donnerstag, 24. März 2022) sind dort inzwischen eingetrudelt. Pro-Radfahrer, Pro-Autofahrer – die Diskussion eskaliert.

  • „Ich sehe hier eher eine Fahrradfahrerin, die aus Selbstschutz auf ihre Vorfahrt verzichtet, um sich beim Einparkversuch nicht zu gefährden. Wie genau nimmt sie hier Rücksicht auf den einparkenden Autofahrer? Weil sie nicht gegen ihn fährt?“
  • „Ich finde, der Radweg hat nichts auf der Straße zu suchen. Es fahren hier auch Kinder, früher war Geh- und Fahrradweg geteilt.“
  • „Auf der Venloer Straße Fahrrad fahren ist ein Abenteuer und man braucht viel Glück! Die Kalker Hauptstraße ist genauso abenteuerlich.“

Kontrolle in Köln: Vier Polizisten und Polizistinnen hinter Radfahrerin

Vor allem, dass hinter der Radfahrerin vier Polizisten und Polizistinnen stehen, ist ein Thema. Vermutlich hätte da jeder gewartet – so der Tenor.

  • „Die nimmt nur Rücksicht, weil ihr mit einer Hundertschaft am Radweg steht.“
  • „Ein paar mehr Zivilpolizisten und ihr seht die Realität.“
  • „Der Radfahrer hat bestimmt nur gebremst, weil dort drei Polizisten standen.“
  • „Wenn vier Polizisten daneben stehen und von oben gefilmt wird, ist vieles möglich.“
  • „Ich sehe die Situation anders. Dort stehen vier Polizisten, drei hat der Radfahrer überholt, daher ist das Hinterrad auf der Straße. Am Auto kommt sie nicht vorbei, zudem steht ja die Polizei dort.“

Die Venloer Straße in Ehrenfeld ist seit Jahren ein Unfallschwerpunkt in Köln und gilt als die gefährlichste Straße. An zwei Drittel aller Unfälle waren laut einer Statistik des Landesbetriebs IT.NRW von 2020 Fahrradfahrer beteiligt.

Vor allem kommt es häufig zu sogenannten „Dooring“-Unfällen. Dabei werden Radfahrende von einer geöffneten Tür eines Pkw oder Lkw erfasst. Laut Polizei verletzten sich von 2010 bis 2020 insgesamt 1472 Menschen bei „Dooring“-Unfällen im Kölner Stadtgebiet. Eine erschreckend hohe Zahl.

Das sind die beiden gefährlichsten Straßen in Köln

Die Venloer Straße ist mit knapp zwei Millionen gezählten Fahrten eine der am meisten von Radfahrern genutzten Straßen in der ganzen Stadt.

Auf Platz zwei der unfallträchtigsten Straßen in Köln standen 2020 die Ringe. Der ein Kilometer lange Abschnitt zwischen Christophstraße und Rudolfplatz gilt als besonders gefährlich. Bei 39 Unfällen wurden hier mehrere Menschen verletzt.