Auris wurde nur 37 Jahre alt. Der bekannte Aktivist Kalle Gerigk kannte den Obdachlosen seit vielen Jahren.
Kölner trauert um Auris (†37)„Man konnte ihm beim Sterben zusehen“

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An Auris' Schlafplatz, dem Eingang einer leerstehenden Kneipe an der Trierer Straße, wurde ein kleiner Altar errichtet.
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Das Leben auf der Straße ist hart und gnadenlos ... Jetzt ist der obdachlose Auris, den viele seit Jahren vom Barbarossaplatz und der Trierer Straße kannten, ihm zum Opfer gefallen. Er starb mit gerade mal 37 Jahren.
„Als ich ihn nicht mehr antraf, hatte ich bereits ein ungutes Gefühl“, erzählt Kalle Gerigk am Samstag (22. November) traurig. Der bekannte Kölner Mietrebell, der sich auch seit vielen Jahren in Sachen Lebensmittelrettung einsetzt, hatte oft Kontakt zu Auris.
„Er freute sich immer sehr über gerettete Lebensmittel, und es war ihm wichtig, dass auch andere etwas zu essen bekommen“, erklärt Kalle Gerigk. Früher habe Auris, der mit vollem Namen Aurimas Slavickas hieß, auch das Straßenmagazin „Draussenseiter“ verkauft.
Der 37-Jährige hatte seinen Stammplatz vor dem Penny an der Trierer Straße, geschlafen hat er etwa hundert Meter weiter im Eingang einer leerstehenden Kneipe. Gerigk: „Er gehörte auf gewisse Weise zur Trierer Straße, und viele Menschen kannten ihn dort. In der letzten Zeit sah man ihn häufig mit einem Rollstuhl, und er klagte über stark geschwollene Beine und Probleme beim Gehen. Hilfsangebote wollte er dennoch nicht annehmen, ebenso wenig wie die Notunterkünfte der Stadt, auch nicht im Winter.“

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An Auris’ Schlafplatz liegen Rosen, stehen ein Rahmen mit seinem Bild und eine Kerze. Auf einem Zettel wird über die Messe für den 37-Jährigen informiert.
Gemeinsam hätten sie Obdachlose gekannt, die auf der Straße gestorben waren. „Ich habe ihm oft gesagt, dass er auch früh sterben werde, wenn er sein Leben und seine Einstellung nicht ändere. Er antwortete dann, dass es ihm egal sei“, erinnert sich Kalle Gerigk.
Auris habe ihm mal erzählt, dass er täglich drei Flaschen Wodka trinken würde. Gerigk: „In einer Phase, in der er trocken war, war er dann ein völlig anderer Mensch. In dieser Zeit nahm er auch einen Schlafplatz der Stadt in Anspruch.“
Als es dem obdachlosen Mann zwischenzeitlich kurz besser gegangen sei, habe er ihm gesagt, dass er stolz auf sich sein könne, weil er sein Leben ein Stück weit wieder in Griff bekommen habe. „Leider verschlechterte sich sein Zustand danach erneut, und man konnte ihm beim Sterben auf der Straße regelrecht zusehen“, erklärt Kalle Gerigk betroffen.
Ein paar Euro oder etwas Warmes zum Anziehen: Wie helft ihr Obdachlosen in Köln? Gibt es einen bestimmten obdachlosen Menschen, dem ihr unter die Arme greift? Dann meldet euch bei uns!
Nach Auris’ Tod wurden an seinem Schlafplatz Rosen niedergelegt und eine Kerze entzündet. Auch ein Rahmen mit dem Foto des 37-Jährigen wurde aufgestellt. Dies soll inzwischen jedoch entfernt oder gestohlen worden sein.
Am 25. November wird für den Verstorbenen im „Gubbio“, Ulrichgasse 27 bis 29, eine Auferstehungsmesse gehalten. Im ehemaligen Franziskanerkloster hat die katholische Obdachlosenseelsorge eigene Räumlichkeiten. Die Anlaufstelle trägt den Namen nach der Legende vom hl. Franziskus und dem Wolf von Gubbio.


