„Die verwahrloste City“Kalle Gerigk fordert: „Obdachlosigkeit beenden, nicht verdrängen“

Kalle Gerigk (mit Megafon) rief zur Diskussion unter dem Motto „Obdachlosigkeit beenden, nicht verdrängen“ auf.

Kalle Gerigk (mit Megafon) rief zur Diskussion unter dem Motto „Obdachlosigkeit beenden, nicht verdrängen“ auf.

Obdachlosigkeit ist in Köln ein zentrales Thema. Wie lässt sich die Notlage der Menschen verbessern? Eine Frage, die am Dienstag diskutiert wurde.

Der Kölner Neumarkt – er ist trauriges Sinnbild für ein Thema, das Leser und Leserinnen von EXPRESS.de seit Wochen beschäftigt: Obdachlosigkeit und Bettelei.

Hunderte Mails und Fotos haben uns erreicht. Auch in der Stadtpolitik ist das Thema angekommen. Unter dem Titel „Die verwahrloste City“ veranstaltete der Kölner Presseclub e.V. am Dienstagabend eine Podiumsdiskussion in der Kreissparkasse am Neumarkt.

„Obdachlosigkeit beenden, nicht verdrängen“

Diskutiert wurde die Frage, wie öffentlicher Raum in einer vielfältigen Stadtgesellschaft gestaltet und genutzt werden kann. Das Ganze exemplarisch am Beispiel des Neumarkts. 

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Vor dem Gebäude trafen sich Bürgerinnen und Bürger zu einer Kundgebung, initiiert und angemeldet hatte von Mietrebell Kalle Gerigk. Motto der Demo, zu der auch Betroffene erschienen: „Obdachlosigkeit beenden, nicht verdrängen“.

„Mit der Kundgebung möchten wir deutlich machen, dass Lösungen nicht in der Verdrängung, sondern in der konkreten Unterstützung von obdachlosen Menschen liegen müssen“, so Kalle Gerigk. Er ist der Meinung, dass öffentlicher Raum nicht ausschließlich nach wirtschaftlichen Interessen gestaltet werden, sondern auch für diejenigen offen bleiben muss, die auf ihn angewiesen sind.

„Obdachlosigkeit ist kein individuelles Versagen, sondern Ausdruck sozialer Ungleichheit und politischer Fehlentwicklungen.“

Marcus kann aus der Sicht eines ehemaligen Betroffenen sprechen.

Marcus kann aus der Sicht eines ehemaligen Betroffenen sprechen.

Der ehemalige Obdachlose Marcus sagte: „Ich fände es toll, wenn Obdachlose und Suchtkranke nicht nur als Problem, sondern auch Teil der Lösung angesehen werden. Wir brauchen mehr ehemalige Obdachlose und Suchtkranke in Beratungsstellen.“

Gerigk macht sich für die Betroffenen stark. Er ist überzeugt, dass sich dir Probleme nicht lösen lassen, wenn die Menschen aus dem Stadtbild verdrängt werden. Das mache sie nur unsichtbar. Statt Verdrängung brauche es „bezahlbaren Wohnraum und verlässliche soziale Hilfen sowie eine Politik, die die Würde jedes Menschen achtet, unabhängig davon, ob er ein Dach über dem Kopf hat oder nicht“.

Carol Teitz findet es erschütternd: „Man kann in Köln täglich Obdachlosesn beim Sterben zugucken. Schluss damit!“

Carol Teitz findet es erschütternd: „Man kann in Köln täglich Obdachlosesn beim Sterben zugucken. Schluss damit!“

Dazu sagt Carol Teitz: „Man kann in Köln täglich Obdachlosesn beim Sterben zugucken. Schluss damit!“

Straßenwächter verteilten Essen und Trinken an wohnungslose Menschen vor Ort. Ein sichtbares Zeichen dafür, worum es in der anschließenden Diskussion gehen sollte.

Natürlich sollten auch Anwohnerinnen und Anwohner zu Wort kommen und ihre Sicht schildern. Leserreporterin Christine konnte beispielsweise beobachten, dass Mitarbeiterinnen des angrenzenden Drogeriemarktes dm die Polizei benachrichtigen mussten, weil ein Obdachloser in den Laden kam und aggressiv wurde. Verbale Attacken sind dort offenbar kein Einzelfall.

Köln hat ein Umsetzungsdefizit, sagt Michael Neumann.

Köln hat ein Umsetzungsdefizit, sagt Michael Neumann.

Für Michael Neumann gibt es vor allem ein Problem. Seiner Meinung nach wird „viel über Obdachlosigkeit gesprochen und zu wenig dagegen getan. Köln hat ein Umsetzungsdefizit“.

Jens Reckort findet: Es wird nur geredet, aber das Problem nicht gelöst.

Auch Jens Reckort findet: Es wird nur geredet, aber das Problem nicht gelöst.

Auch Jens Reckort hat eine klare Meinung: „Die Gesellschaft lässt Obdachlosigkeit und Drogenelend zu. Das passt nicht ins Bild der Konsumwelt. Man verdrängt die Obdachlosen, ohne das Problem zu lösen.“ (aa/susa)


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