Köln – Es war einmal ein Kölner Wunderkind. Mit 12 sagte sie Sätze wie: „Ich möchte die beste Sängerin der Welt werden.“ Sie war ein Stern am Musikhimmel. Wie lebt sie heute? Was ist geschehen? Was macht die Liebe? Was die Musik? Was wurde aus der glockenklaren Stimme, die die Opernwelt begeisterte? Wir trafen die bis heute unvergessliche Sandra Schwarzhaupt, die  – und das gehört zu den neuen Dingen in ihrem Leben – nun Sandra Schwarzhaupt-Calderón heißt.

Sandra Schwarzhaupt-Calderón ist zweifache Mutter

Das Wunderkind will heute eine Wunderfrau – oder besser – eine Wundermutter sein. Eine singende! Zwei kleine Kinder hat sie, Mädchen, drei und vier Jahre alt. „Die Kleinen halten mich ganz schön auf Trab“, sagt sie und räumt ein, das es an den Nerven zehren kann. Sie lacht: „Ich neige zum Übertreiben…“

Vielleicht ungefähr in dem Alter ihrer Töchter, begann die kleine Sandra unter dem Weihnachtsbaum zu trällern. Ein Freund der Familie erkannte eine besondere Qualität in der Stimme, sie bekam Gesangsunterricht, erste öffentliche Auftritte, Premiere im Fernsehen, die erste Platte, eins kam zum anderen – das blonde, etwas pummelige Mädchen wurde zur großen Nummer: Im Oktober 1990 trat sie in der  ehrwürdigen New Yorker Carnegie Hall auf – mit zwölf Jahren: sensationell!

Sandra Schwarzhaupt-Calderón gibt Musikunterricht in Lindenthal

Heute ist Sandra 41, gibt selbst Gesangsunterricht an der Musikakademie in Lindenthal. Sie hat eine aufregende Lebensreise hinter sich.

Geboren in Köln, aufgewachsen in einem Fabrikantenhaus am Volksgarten, dann Umzug nach Amsterdam, nach Gstaad in der Schweiz. Sie lebte in Wien, wo sie einen türkischen Freund hatte (sie spricht noch etwas feines Türkisch und ein exzellentes Englisch), zog später nach New York.

Sandra Schwarzhaupt-Calderón: Wunderkind in New York, aber die große Karriere blieb aus

Hier lernte sie ihren Mann, einen Tenor kennen. Dann: die Rückkehr nach Köln. Zurück zu den Wurzeln. Die Heimat. Sie hat viel erlebt, auch Erfüllung gefunden, sagt sie, aber die große Weltkarriere wurde es nicht. „Ich war zu jung. Man muss stimmlich wie mental gefestigt sein für eine große Karriere. Und das war ich noch nicht, ehrlich gesagt.“

Sie habe den Sprung schaffen müssen, deshalb sei sie für einige Jahre nach New York gegangen. „Weil ich meine Stimme neu wiederfinden musste, ich musste neu arbeiten. Ich habe als Kind auf Naturstimme gesungen und musste als erwachsene Frau rausfinden, wo ich hingehöre. Ich bin Mezzosopran. Ich musste mein Fach neu umarbeiten.“

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Sandra Schwarzhaupt-Calderón mit Konzerten auf der ganzen Welt

Ihre Träume seien noch immer lebendig. Sie trainiert ihre Stimme, wie es Sportler tun – und trinkt  auch schon mal einen Wodka, „um den Hals sauber zu kriegen“.

Sie hatte Engagements in Houston/Texas, erneut in New York oder in Tschechien in Verdis „Rigoletto“ – oder wie vergangenes Jahr in der Elisabethkirche in Lindenthal: „Let´s Barock the House“ hieß das Konzert mit Klavierbegleitung.

Sandra Schwarzhaupt-Calderón singt spontan im „Salon Schmitz“

Beim Termin mit dem EXPRESS „trällert“ sie als Kostprobe eine Kleinigkeit, und füllt den am Vormittag noch spärlich besetzten „Salon Schmitz“ an der Aachener Straße mit Leben. Sie werde immer eine gewisse Unruhe in sich tragen, sagt sie. Das ändere sich nicht.

Was kann noch alles kommen? „Ich bin ein sturer Künstler, der hart arbeitet. Das ist das eine. Das andere: Schicksal.“

Sandra Schwarzhaupt: Am Donnerstag Auftritt in der Philharmonie

Am Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober findet in der Kölner Philharmonie ein Solidaritätskonzert zu Gunsten der zivilen Seenotrettung statt. Mitwirkende bei „ SOS, Save our souls“ sind Musiker, Künstler, Vertreter der Stadtgesellschaft, darunter Richard Bargel, Sina Klocke,  Sandra Schwarzhaupt-Calderón und ihr Ehemann, das Kölner Barockorchester, William Wahl, Ex-Tatortkommissarin Sabine Postel und Navid Kermani.

Veranstalter des Abends, an dem auch die Sea-Watch-Kapitänin Pia Klemp (36) anwesend sein wird, ist Pfarrer Hans Mörtter (64) aus der Südstadt.