Kölner Autohaus Dirkes„Traurig gering“: Das bekommen Kunden und so lange dauert es

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Jens Schmidt ist der Insolvenzverwalter des Kölner Autohauses Dirkes.

von Adnan Akyüz (aa)

Köln – Der Frust bei Kunden des insolventen Kölner Autohauses Dirkes sitzt tief. Er richtet sich auch gegen Insolvenzverwalter Jens Schmidt (42). Der sagt aber: „Ich bin der Anwalt der Dirkes-Kunden.“ Der Fachanwalt für Insolvenzrecht erklärt, wie es für das Kölner Traditionsunternehmen, dessen Gesellschafter, Mitarbeiter und Kunden weitergeht.

Dirkes-Insolvenzverwalter Schmidt: „Fall mit besonderer Tragik“

Viele identifizieren den Insolvenzverwalter als den Bösen, der das Geld einbehält. Doch Dr. Jens Schmidt von der Kanzlei Runkel Schneider Weber wurde vom Amtsgericht Köln beauftragt, das Insolvenzverfahren zu begleiten. Der erfahrene Fachanwalt hat schon Hunderte Insolvenzen begleitet und nennt das Dirkes-Verfahren einen „Fall mit besonderer Tragik“.

Autohaus Dirkes: Größter Insolvenzfall in NRW

Es handele sich um ein Unternehmen mit großer Tradition, aber auch um viele Einzelschicksale der Kunden sowie der Mitarbeiter, die an diesem Prozess beteiligt sind. Insgesamt gibt es laut Schmidt 150 Kunden, die eine Anzahlung ganz oder teilweise oder eine Inzahlunggabe geleistet haben. Es sei der größte Fall in der Autobranche in NRW. Für die sieben Dirkes-Niederlassungen laufen gerade drei Insolvenzverfahren.

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Insolvenzverwalter Schmidt: „Das Gesetz sieht ein Zahlungsverbot vor“

Jens Schmidt hat mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. August die Arbeitgeberfunktion eingenommen und hat alle Befugnisse der Geschäftsführung übernommen. „Ich bin derjenige, der sagt, dass nichts ausgezahlt werden darf. Ich würde mich strafbar machen, wenn ich etwas auszahlen würde. Ich muss sogar aufpassen, dass nichts ausgezahlt wird. Das Gesetz sieht ein Zahlungsverbot vor“, erklärt er.

Rückzahlung für Dirkes-Opfer ist „traurig gering“

Und weiter: „Die Anzahlung der Kunden ist weg. Bei einer Insolvenzforderung müssen alle Gläubiger gleich behandelt werden. Sie bekommen eine Quote ausgezahlt. Die ist aber traurig gering. Sie lag 2018 im Durchschnitt bei 2,6 Prozent.“

Dirkes-Opfer müssen fünf Jahre auf Rückzahlungen warten

Für Heinz Rütten (64), der bei Dirkes im April für einen Mitsubishi 15.000 Euro gezahlt hatte (hier nachlesen), würde das eine Rückzahlung in Höhe von 390 Euro bedeuten. Darauf müssten die Gläubiger aber mindestens fünf Jahre warten. Für „Profi-Gläubiger“ wie Banken sei das normal. „Bei Kunden hängen Schicksale dahinter“, sagt Schmidt.

Dirkes-Insolvenz: Firma soll verkauft werden

Das vorrangige Ziel ist für Jens Schmidt, die Firma zu verkaufen. Die Dirkes-Gruppe machte letztes Jahr 105 Millionen Euro Umsatz, 2017 waren es noch 135 Millionen Euro. „Wir suchen gerade nach Investoren, die durch die derzeitige Unruhe aber abgeschreckt werden.“ Der Insolvenzverwalter wollte auch in die Facebookgruppe der Dirkes-Opfer, wurde aber nicht aufgenommen.

Dirkes-Mitarbeiter bangen um ihre Jobs

Aktuell gebe es einen Interessenten. Bis Mitte September soll es eine Entscheidung bezüglich einer möglichen Schließung geben. Solange werden auch die Gehälter der insgesamt 300 Mitarbeiter, von denen 220 in Köln arbeiten, noch gezahlt. Über 40 Mitarbeiter haben laut Schmidt in den letzten zwei Monaten gekündigt.

Sonderüberprüfung durch Staatsanwaltschaft wegen Dirkes-Verkäufen

Da Dirkes am 6. Juli Insolvenz angemeldet hat, sollen auch Autoverkäufe, die kurz davor abgewickelt worden sind, einer Sonderüberprüfung der Staatsanwaltschaft, die wegen Insolvenzverschleppung ermittelt, unterliegen.

Der Gesellschafter Frank Perez soll laut Jens Schmidt bis Mai noch mit „erheblichen Einlagen aus privatem Vermögen“ gegen die Insolvenz gekämpft haben. „Er hat versucht, den Karren aus dem Dreck zu ziehen“, so Schmidt.

Dirkes-Insolvenz: Am Ende ist das Geld ausgegangen

Ein wichtiger Grund für die Insolvenz seien die bundesweiten Expansionspläne von Dirkes gewesen, die zu Umsatzeinbußen geführt haben. „Dirkes hat kein klares Profil mehr gehabt. War auch schon länger in der Krise. Am Ende ist das Geld ausgegangen.“