Silvesternacht 2015/2016Neue Dokumentation: Das lief damals in Köln alles schief

Viele Menschen stehen auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs in Köln.

In der Silvesternacht 2015/2016 kam es am Hauptbahnhof Köln zu mehreren sexuellen Übergriffen. 

Die Ereignisse der Kölner Silvesternacht 2015/2016 sind weltweit ein Thema gewesen. Wie konnte es dazu kommen? Eine neue Dokumentation stellt die Ereignisse nochmal dar, sucht nach Antworten und lässt die Beteiligten zu Wort kommen.

Eigentlich hatte die junge Frau in Köln den Jahreswechsel feiern wollen. Doch auf dem Bahnhofsvorplatz fand sie sich plötzlich von mindestens 20 ausländischen Männern umringt: „Da waren überall Hände, man wurde begrapscht, man wurde beklaut“, schildert sie.

Die berüchtigte Kölner Silvesternacht 2015/2016 löste international Entsetzen aus - und markierte in Deutschland einen Wendepunkt in der Flüchtlingsdebatte. Eine dreiteilige Dokumentation beim Streamingdienst RTL+, die am Donnerstag (9. Dezember) startet, will die gesellschaftlichen und politischen Zusammenhänge zeigen.

Start von dreiteiliger Dokumentation auf RTL+ zur Silvesternacht 2015/2016

Die körnigen, verschwommenen Handybilder gingen damals um die Welt: Junge dunkelhaarige Männer, die am Kölner Dom Feuerwerk in eine Menschenmenge schossen. Frauen wurden umzingelt, sexuell bedrängt und beraubt.

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Bei der Staatsanwaltschaft gingen anschließend mehr als 1200 Strafanzeigen ein. Angeklagt wurden letztlich 46 Personen, von denen 36 verurteilt wurden - nur zwei wegen sexueller Nötigung. Der Großteil der Beschuldigten kam laut Staatsanwaltschaft aus Nordafrika - nicht aus Syrien, dem Land, aus dem in den Monaten zuvor Hunderttausende Kriegsflüchtlinge in Deutschland Schutz gesucht hatten.

Die Dokumentation versucht, die Ereignisse in Köln aus unterschiedlichen Perspektiven einzuordnen. Zu Wort kommen Opfer, Täter, Polizisten, Wissenschaftler, Politiker und Journalisten.

Im ersten Teil „Zwischen Wut und Willkommen“ geht es um die sogenannte Flüchtlingskrise 2015. Die Hunderttausenden ankommenden Flüchtlinge werden in Deutschland vielerorts mit Applaus begrüßt, in großen Teilen der Bevölkerung ist die Hilfsbereitschaft riesig.

Viele Beteiligte berichten aus jener Silvesternacht

Doch gleichzeitig wachsen auch Skepsis und Sorge. Es gibt brennende Flüchtlingsheime, aber auch Hetze und Gewalt gegen Politiker und Journalisten. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) wird am Tag vor ihrer Wahl Opfer einer Messerattacke, rückblickend erinnert sie sich an die Geschehnisse. Journalisten wie Anja Reschke, Tanit Koch und Heribert Prantl berichten von den Ereignissen 2015 und hinterfragen auch die Rolle der Medien.

Der zweite Teil „Die Nacht der Ohnmacht“ zeigt, wie eine ursprünglich gewöhnliche Silvesternacht in Köln völlig eskalierte. Original-Notrufe dokumentieren die Not der Opfer - und die Hilflosigkeit der Polizei, die viel zu spät und mit viel zu wenig Beamten vor Ort ist. „Als ich dort angekommen bin, hatte ich das Gefühl, mich trifft der Schlag“, erzählt der damalige Einsatzleiter der Polizei-Hundertschaft, Thorsten Meyer.

Der dritte Teil der Doku schließlich fragt nach den „Folgen einer Nacht“ - in Bezug auf Politik, Medien und gesellschaftlicher Stimmung. Die AfD nutzt die Ereignisse, um die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) anzugreifen. Monatelang ist die Debatte um Sicherheit und Fremdheit bundesweit beherrschendes Thema. Fest steht: Die Kölner Silvesternacht hat Deutschland verändert. (dpa)