KVB zieht NotbremseFahrplan wird eingedampft – Mitarbeitende fliehen

Die Stadtbahnlinie 4 in Fahrtrichtung Schlebusch steht an der Haltestelle Mülheim Wiener Platz.

Die KVB muss ihre Fahrpläne aufgrund des hohen Krankenstands ändern. Das Foto zeigt die Stadtbahnlinie 4 am 12. Juni 2022.

Die KVB hat mit einer akuten Personalnot zu kämpfen. Nun ziehen die Kölner Verkehrs-Betriebe die Konsequenzen. Das Angebot wird um zehn Prozent eingedampft!

Die Kölner Verkehs-Betriebe ziehen die Notbremse! Angesichts eines unverändert hohen Krankenstands wird der Fahrplan eingedampft.

„Unser Ziel ist es, für unsere Kunden wieder ein stabileres und verlässliches Angebot zu schaffen und gleichzeitig unsere zunehmend belasteten Fahrerinnen und Fahrer zu entlasten“, sagte die KVB-Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks am Mittwoch (4. Januar 2023).

Köln: KVB drosselt das eigene Angebot

Der außergewöhnlich hohe Krankenstand unter den 847 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hatte in den vergangenen Wochen für Fahrtausfälle und große Unzufriedenheit unter den Kundinnen und Kunden gesorgt.

Die Krankenquote bei der KVB beträgt seit Wochen 15 bis 20 Prozent, heißt es seitens des Unternehmens. 50 Prozent aller derzeit kranken Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entfallen aufgrund der Influenza.

Im Dezember 2022 fielen zehn bis 15 Prozent der KVB-Fahrten aus. „Die aktuelle Betriebsqualität entspricht weder den Erwartungen unserer Kunden noch unseren eigenen Ansprüchen“, verdeutlicht Haaks.

Sie betont: „Das ist kein KVB-Phänomen. München und Bremen beispielsweise haben ihr Angebot um bis zu 15 Prozent reduziert.“

Nun muss kräftig umdisponiert werden: Die KVB verändert den Fahrplan. 

Im Einzelnen sind ab 1. März 2023 folgende Maßnahmen geplant:

  • In der morgendlichen Stoßzeit bis 9 Uhr gilt weitgehend der aktuelle Fahrplan. Ausnahmen sind die Linien 7, 9 und 17)
  • Die KVB-Linie 4 fährt ab 9 Uhr morgens nur noch von Schlebusch bis zur Leyendeckerstraße.
  • Die Linie 5 fährt ab 9 Uhr morgens auf der gesamten Strecke im 20-Minuten-Takt.
  • Auf der Linie 7 entfallen in den Morgenstunden einige Verstärkerfahrten.
  • Im Rechtsrheinischen entfällt morgens eine Verstärkerfahrt der Linie 9.
  • Die Linie 12 fährt zwischen Niehl und Merkenich ab 9 Uhr ebenfalls im 20-Minuten-Takt.
  • Die Linie 18 fährt nach 9 Uhr morgens nicht mehr bis Thielenbruch. Stattdessen wird die Linie 13 von der Vischeringstraße bis nach Thielenbruch verlängert, um die Linie 3 zu entlasten.
  • Auf dem Abschnitt zwischen Buchheim und Klettenberg fährt die Linie 18 nur noch alle zehn Minuten. Nicht mehr alle fünf Minuten. Im Abschnitt bis Schwadorf bleibt es wie bisher bei der 10-Minuten-Taktung, von dort bis nach Bonn bei der 20-Minuten-Taktung.
  • Die Linie 17 fährt in Doppeltraktion im 20-Minuten-Takt.

Einen zweiten Höhepunkt der internen Krankheitswelle wird für die Zeit nach Karneval erwartet. „Wir bilden Fahrer aus“, macht KVB-Vorstand Peter Densborn klar. Er weist aber auch darauf hin, dass die Ausbildung vier Monate (Bahn) beziehungsweise acht Monate (Bus) dauert. Seine Schlussfolgerung: „Erst im Sommer rechnen wir mit genügend Personal.“

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Ein weiteres Problem: Fahrerinnen und Fahrer fliehen unzufrieden aus dem Unternehmen. „Jeden Tag werden unsere Mitarbeiter beschimpft, bedroht oder es gibt tätliche Übergriffe. Da muss man Danke an die Fahrer sagen“, sagt Densborn, der aber auch zugibt, „dass wir aufgrund der Situation kaum Urlaubswünsche erfüllen können. Zufrieden macht das nicht.“

Insgesamt 64 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Fahrpersonal (Bus und Bahn) haben 2022 ihr Arbeitsverhältnis bei der KVB gekündigt.

Um die Notlage kurzfristig zu kompensieren, kontaktiere das Unternehmen vermehrt Fahrerinnen und Fahrer, die bereits im Ruhestand sind: Sie sollen noch einmal einspringen, um Fahrten zu ermöglichen und das Angebot zu gewährleisten.