Experte klärt aufGibt's in Köln Hochwasser, wenn es im Rheinland regnet?

Zu Beginn des Jahres 2022 wurde Köln von einer Mini-Hochwasserwelle gestreift. Welche Faktoren für ein Hochwasser am Rhein ausschlaggebend sind, erklärt Experte Matthias Habel bei EXPRESS.de.

von Stefanie Monien (smo)

Wenn der Pegel des Rheins steigt, haben einige Menschen – gerade diejenigen, die noch nicht lange im Rheinland leben – Sorge, dass es zu einer kritischen Hochwasserlage kommen könnte. Besonders dann, wenn es über der Kölner Bucht wie so oft in den „kalten Monaten“ regnet oder gar schneit.

Aber wie ist das wirklich mit dem Regen und dem Rhein? Und was sind eigentlich die berühmten „Einzugsgebiete“? EXPRESS.de hat am Donnerstag (5. Januar 2022) den Bonner Meteorologen und Diplom-Geografen Matthias Habel um eine Erklärung gebeten.

Kölner Bucht: Wie entsteht ein Hochwasser am Rhein?

Maßgeblich für das Hochwassergeschehen in und um Köln sind Wetterereignisse, die sich deutlich südlicher abspielen. „Grob gesagt fließt der Rhein von seinem Quellort in der Schweiz durch die Alpen und den Schwarzwald nach Norden. Dabei wird er von vier großen und für die Hochwasserentwicklung bei Köln relevanten Flüssen gespeist: Aare (in der Schweiz) Neckar, Mosel und Main“, erläutert Matthias Habel. Die Städte und Orte, die um diese Flüsse herum liegen, sind deren Einzugsgebiete.

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Heißt: Für den Kölner Pegel entscheidend sind Einzugsgebiete in Süddeutschland wie Baden-Württemberg und Teile Nordbayerns. „Wenn es am Oberrhein drei, vier Tage großflächig regnet – und womöglich auch noch am Mittelrhein in Rheinland-Pfalz – , dann kommt auf Köln eine Hochwasserwelle zu“, so Habel.

Führe beispielsweise nur die Mosel Hochwasser, sei das für Köln „nicht tragisch“, so der Experte. Je größer das Einzugsgebiet eines Flusses sei, desto mehr müsse es in der gesamten Region regnen, damit eine in Köln deutlich bemerkbare „Welle“ entstehe.

Rhein-Hochwasser: Diesen Einfluss hat die Schneeschmelze

Der Blick der Menschen in Köln, Bonn oder Düsseldorf sollte sich also nicht auf die Regenwolken über der eigenen Stadt richten, sondern vielmehr in Richtung Wetterlage am Mittel- und Oberrhein.

Eine „besondere“ Lage entstehe laut des Wetterexperten, wenn die Schneeschmelze in den Mittelgebirgen wie Eifel, Taunus oder Hunsrück einsetze. „Beispiel: In der Eifel liegt ein halber Meter Schnee. Nun zieht ein Tief mit Dauerregen und mit milder Luft durch. Der Schnee schmilzt, wird zu Wasser. Dazu kommt der Regen von oben – die Wassermenge ist gewaltig und landet dann im Rhein, dessen Pegel immer weiter ansteigt.“

Weniger relevant für den Rheinpegel sei allerdings die Schneeschmelze in den Alpen. „Die ist in der Regel erst im April oder gar im Mai“, erläutert Habel, „zu diesem Zeitpunkt sind die Tiefdruckgebiete mit Dauerregen meist schon ‚durch‘.“

Und was das Rhein-Hochwasser generell anbelangt, kann Matthias Habel beruhigen: „In unserer Region hat man Tage Zeit, sich auf eine Hochwasser-Welle vorzubereiten. Das Einzugsgebiet ist zum Glück sehr groß.“

Hochwasser an kleiner Ahr „spontaner“ als am großen Rhein

Aber wie sieht das an kleineren Flüssen, wie zum Beispiel an der Ahr, die im vergangenen Juli extrem von der Flutkatastrophe getroffen wurde, aus? „Grundsätzlich gilt: Je kleiner das Einzugsgebiet, desto spontaner das Hochwasser. Das Einzugsgebiet der Ahr liegt grob gesagt zehn bis 15 Kilometer nördlich und südlich des Flusses. Hier kann schon länger andauernder kräftiger Regen zu einem vergleichsweise riesigen Hochwasser führen.“

Dies würde zwar deutlich schneller wieder zurückgehen als am großen Strom Rhein. Aber an kleineren Flüssen, die durch ein verzweigtes Bachsystem gespeist würden, habe man weniger Zeit, sich auf Hochwasserlagen einzustellen wie am Rhein.