„Tun viel zu wenig“Experten-Bericht macht deutlich: Hochwasser-Schutz in NRW ist alarmierend schlecht

Eine Luftaufnahme des Dorfes Insul zeigt das Ausmaß der Flutzerstörungen vom 14. und 15. Juli 2021 an der Ahr.

Die Flutkatastrophe 2021 hat besonders das Ahrtal hart getroffen. Hier ist das überflutete Dorf Insul zu sehen. 

Beim Hochwasserschutz muss nachgebessert werden! Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse. Hunderttausende Menschen könnten von Überschwemmungen betroffen sein. Wie sehr, hängt auch vom Bundesland ab.

Von den Fluten mitgerissene Autos, zerstörte Häuser, zahlreiche Tote. Die Bilder und Auswirkungen der Hochwasserkatastrophe von 2021 sind den Menschen noch schrecklich lebhaft in Erinnerung. 

Die Angst vor einer erneuten Flut lässt viele nicht los, angekündigter Starkregen sorgt immer wieder für ein ungutes Gefühl. Jetzt warnt die Deutsche Umwelthilfe (DUH): Ausreichend vorbereitet sind viele Bundesländer auf die Bedrohung durch Hochwasser nicht!

Hohe Wasserstände drohen künftig häufiger

„Bislang tun die Bundesländer zu wenig für den Schutz der potenziell hunderttausenden Betroffenen“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner laut einer Mitteilung.

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Nachholbedarf im Bereich Hochwasservorsorge und Vorsorgemonitoring sieht die DUH vor allem beim naturbasierten Hochwasserschutz der Länder, etwa der Renaturierung von Auen und Flüssen. Durch solche Maßnahmen könnte sich Wasser besser ausbreiten und langsam wieder abfließen. „Flüsse und Bäche brauchen endlich mehr Raum, Wasser muss in intakten Wäldern, Wiesen und Feuchtgebieten zurückgehalten werden“, sagte Müller-Kraenner.

Ein Jahrhunderthochwasser tritt statistisch gesehen zwar nur einmal alle 100 Jahre auf, aber: „Im Zuge der Klimakrise sind Wasserstände dieser Höhe zukünftig häufiger zu erwarten“, schreibt die Umwelthilfe.

NRW mit größter Hochwasser-Risikofläche

Aus der bei einem Jahrhunderthochwasser potenziell von Schäden betroffenen Fläche und der Zahl der betroffenen Wohnadressen errechnete die DUH einen Hochwasser-Risikograd für die Länder. Der Risikograd sei dann besonders hoch, wenn ein Bundesland insgesamt eine große Hochwasser-Risikofläche gemäß EU-Definition hat und gleichzeitig viele Wohnadressen in den möglichen Überflutungsgebieten liegen.

In Bayern ist der Risikograd den Angaben zufolge am höchsten. Dort seien mit mehr als 65.000 Wohnadressen besonders viele Menschen einem Hochwasserrisiko ausgesetzt, gleichzeitig sei dort bei einem Jahrhunderthochwasser auf 4,25 Prozent der Landesfläche mit erheblichen Schäden für Menschen, Umwelt, Kulturerbe und wirtschaftliche Tätigkeiten zu rechnen.

In Nordrhein-Westfalen wäre dies zwar bei 6,8 Prozent der Landesfläche der Fall, hier wären mit rund 28.000 Wohnadressen aber deutlich weniger Menschen als in Bayern einem Hochwasserrisiko ausgesetzt.

Hoch ist der Anteil der Risikoflächen an der Landesfläche auch in Brandenburg (6,2 Prozent), Sachsen-Anhalt (5,9 Prozent), Baden-Württemberg (4,7 Prozent) und Hessen (4,6 Prozent). Am geringsten ist er in Mecklenburg-Vorpommern mit 0,7 Prozent.

Die Berechnungen basieren laut DUH auf Daten des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherer und der Bundesanstalt für Gewässerkunde. (dpa, sku)