Die Band Druckluft hat mit ihrem Song „Karnevalsmaus“ den vermeintlichen Sessionshit 2026 geschrieben. Durch diesen Titel hat sich einiges für die Gruppe um Frontmann Florian Hertel geändert.
Sessionshit 2026?„Karnevalsmaus“ hat alles für Druckluft geändert
Jahrelang waren sie für viele die, „die wie Querbeat klingen“ oder auch die „mit den bunten Anzügen“. Doch jetzt sind Druckluft nur noch die „mit der Karnevalsmaus“. Die Karnevals-Brass-Party-Pop-Band aus Bonn darf sich bereits jetzt als Sessionssieger fühlen.
Für viele etablierte Künstlerinnen und Künstler ist die Sache schon entschieden. Die „Karnevalsmaus“ ist in den Augen vieler der Ohrwurm, an dem bis Aschermittwoch niemand vorbeikommen wird. Zudem sorgt das Lied für einen klaren Kostümtrend und einen neuen Kult-Tanz.
„Karnevalsmaus“ von Druckluft: Schon über 1,3 Millionen Streams
Frontmann Florian Hertel (29) muss sich manchmal kneifen, wenn er sieht, was aus dem Titel geworden ist. „Das ist der komplette Wahnsinn. Wir saugen das gerade alles auf und können es manchmal gar nicht so richtig fassen“, sagt er zu EXPRESS.de. „Was rund um den 11.11. los war, das war schon noch mal eine neue Dimension.“
Die Idee zum Song kam ihm am 14. März während einer Autofahrt. „Begriffe wie Büromaus oder Süßmaus hatte ich immer schon mal gehört. Ich liebe total den Karneval. Warum also nicht eine Karnevalsmaus?“, dachte er sich und sang eine erste Version in sein Handy ein.
„Ich bin ’ne Karnevalsmaus (eine was?). Und ich geh’ nicht ohne Kölsch aus dem Haus (ohne was?). Ganz egal, wohin (wohin? Wohin?). Ich bin immer mittendrin (mittendrin, mittendrin)“. Diesen Refrain schickte er Manuel Sauer, um Feedback von einem Profi einzuholen. Auch der Eldorado-Frontmann spürte das Hit-Potential.
Dann half Mo-Torres mit und textete die Strophen zum Song, der aktuell schon über 1,3 Millionen Aufrufe bei den Streaming-Portalen hat. Zur absoluten Erfolgsgeschichte wurde der Titel schließlich durch die Tanzbewegungen, die sich Hertel mit Saxofonistin Lisa im Proberaum ausgedacht hat. Ähnlich wie beim Räuber-Erfolg „Oben, unten“ macht bei der „Karnevalsmaus“ das ganze Publikum begeistert mit.

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Druckluft besteht aktuell aus zehn Musikerinnen und Musikern. Fast alle von der früheren Bonner Schülerband wohnen inzwischen auch in Köln.
„Ein schöner Indikator war für mich, dass die ‚Karnevalsmaus‘ in der Altstadt den ‚Wackelkontakt‘ abgelöst hat“, sagt Moderator Ken Reise, der im Epizentrum wohnt. „Ab 7 Uhr morgens lief im Vorjahr immer der ‚Wackelkontakt‘. In diesem Jahr haben wir mit der ‚Karnevalsmaus‘ wieder einen Dauerbrenner, der hier herkommt und für den Karneval steht.“
Anfang Januar wird es eine Partyversion mit mehr Elektroniksounds geben, die Mike Rötgens von Xtreme Sound erstellt. „An weiteren Anfragen mangelt es auch nicht. Wir könnten die Après-Ski-Maus, die Ballermann-Maus und vieles mehr machen. Aber wir lassen unseren Song erst mal so stehen“, sagt Hertel.
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Die Beliebtheit des Lieds hat für Druckluft im 16. Jahr des Bestehens einiges geändert. Obwohl die Programme für 2026 und 2027 schon gebucht waren, melden sich noch viele Gesellschaften. „Viele versuchen, uns noch irgendwie ins Programm zu bekommen“, sagt der Frontmann. Auch bei der Sessionseröffnung in der Lanxess-Arena wurde Druckluft deshalb noch kurzfristig vor dem offiziellen Beginn platziert.
Angefangen hat alles als Schulband des Kardinal-Frings-Gymnasiums in Bonn-Beuel. Dort hat Instrumentallehrer Erhard Rau seit einem Vierteljahrhundert ein glückliches Händchen dabei, Brassbands zu gründen. Querbeat, Druckluft, Knallblech oder aktuell BrassGazz ebnete er den Weg zum Erfolg.
Dirk Behrens von den Altstädtern Köln sah Druckluft vor elf Jahren bei einem Auftritt in Hangelar und buchte die Truppe spontan für einen Auftritt im Brauhaus Sion am „Elften im Elften“ 2014. Es war für die Band der erste Kölner Karnevalsmoment. In diesem Jahr räumte die Formation auf der Heumarkt-Bühne ab.

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Druckluft beim Auftritt bei der Sessionseröffnung in der Lanxess-Arena.
Hertel lernte in der fünften Klasse erstmals das Posaune-Spielen. Heute studiert er sogar Jazz-Posaune im Master. Von den zehn Bandmitgliedern haben viele noch Minijobs oder studieren. Nur wird dies mit immer mehr Terminen – auch im Fernsehen, wie zuletzt beim Jubiläum von „Wer wird Millionär?“ – komplizierter.
Querbeat haben sich aus dem Karneval zwischenzeitlich etwas zurückgezogen. „Das kommt für uns nicht infrage“, sagt der Druckluft-Sänger zu EXPRESS.de. „Es gibt nichts Geileres, als im Karneval auf der Bühne zu stehen. Das macht uns wirklich Spaß, auf den Sitzungen oder Partys aufzutreten. Warum sollten wir da aussteigen? Wir sind alle mit dem Karneval aufgewachsen. Die Abwechslung macht schließlich den Charme aus. Vor 100 Leuten in Kerpen oder von 18.000 in der Arena – das hat alles seinen Reiz.“
Druckluft: Open-Air-Konzert 2026 im Waldbad Köln-Dünnwald
Der Blick geht schon voll auf alles, was 2026 kommt. Über 20 eigene Konzerte stehen an, eins davon ist am 26. Juni im Waldbad Köln-Dünnwald. Ende des Jahres soll zudem ein Album mit eigenen Songs erscheinen.
Und dann wird der Nachfolger für die „Karnevalsmaus“ gesucht. Nach solch einem Hit ist der Druck immer hoch. „Ich hab’ jetzt schon ein bisschen Angst“, gesteht Hertel. „Seit September habe ich die Frage im Kopf, was wir im nächsten Jahr machen sollen. Es soll schließlich keine Kopie werden. Aber vorher genießen wir noch alles.“

