+++ Vorhersage +++ Wetter aktuell Regenschirm rein, Sonnenbrille raus – An diesen Tagen wird es jetzt richtig schön

+++ Vorhersage +++ Wetter aktuell Regenschirm rein, Sonnenbrille raus – An diesen Tagen wird es jetzt richtig schön

„Apokalyptische Zustände“Müllberge nach Feier im Grüngürtel – Anwohnende wütend auf OB Reker

Aachener Weiher: Aufräumarbeiten der AWB nach dem Sessionsauftakt.

Das Gebiet rund um den Aachener Weiher war am Sonntag (12. November 2023) von Müll übersät.

Am Tag nach dem Elften im Elften liefen die Aufräumarbeiten in der Stadt. Im Grüngürtel waren große Schäden entstanden. Kritik gab es an der pessimistischen Sichtweise der Kölner Oberbürgermeisterin.

von Marcel Schwamborn (msw)

Am Tag nach der wilden Party setzte sich Michael Neumann auf sein Fahrrad und drehte eine ausführliche Runde durch die Nachbarschaft. „Die AWB hat einen Top-Job gemacht. Im Zülpicher Viertel sind die Müllberge bereits abgetragen“, sagte der erste Vorsitzende der Bürgergemeinschaft Rathenauplatz zu EXPRESS.de. Die AWB war mit fast 300 Mitarbeitenden und rund 130 Fahrzeugen im Einsatz.

„Eine große Katastrophe ist jedoch die Situation im Grüngürtel zwischen Bachemer und Aachener Straße. Der Hiroshima-Nagasaki-Park ist eine einzige Müllhalde. Und das ist nicht wegzubekommen, weil die Scherben in den vom Regen aufgeweichten Boden hereingetreten wurden“.

Wut nach 11.11.: „Grüngürtel wurde der Zerstörung preisgegeben“

Ähnlich fühlte sich Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (73) am Sonntag (12. November 2023) bei seiner Joggingrunde. „Wie kann man solch ein Gebiet so mit Füßen treten? Da herrschen apokalyptische Zustände. Dieser Park wurde einfach der Zerstörung preisgegeben. Das geht nicht mehr.“

Alles zum Thema Henriette Reker

Am Samstag war das Kwartier Latäng schon früh von großen Massen an jungen Menschen überrannt worden. Die Zülpicher Straße musste bereits um kurz nach 9 Uhr geschlossen werden, die abgedeckte und eingezäunte Ausweichfläche auf der Uniwiese war wenig später komplett ausgelastet. Deshalb zogen mindestens 10.000 Menschen weiter Richtung Aachener Weiher.

Sessionsauftakt Kölner Karneval, Zülpicher Straße: Andreas Hupke, Klaus Adrian und Michael Neumann.

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke drehte am 11.11. zusammen mit Klaus Adrian und Michael Neumann von der Bürgervereinigung Rathenauplatz mehrere Runden durch das Viertel.

„Dort gab es nicht eine Mülltonne, keine Toiletten, keine Ordner“, klagt Neumann. Diesen Zustand will er auch noch schriftlich an Henriette Reker (66) übermitteln. Zudem ärgerte sich der Veedels-Sprecher auch über die Äußerungen, die die Oberbürgermeisterin im EXPRESS.de-Gespräch getätigt hatte.

Aachener Weiher: Feier am Sessionsauftakt.

Mangels Alternativen feierten viele Jugendliche bis tief in die Nacht auf dem Gelände am Aachener Weiher.

„Ich habe wirklich keine Idee, wo man diese Menschen alle mitten in der Stadt unterkriegen sollte. Trotzdem müssen wir versuchen, die Anwohnenden zu schützen und auf Dauer andere Plätze zu suchen. Wer aber behauptet, diese Menge könnte in der Stadt verteilt werden, hat sich von der Realität entfernt“, hatte Reker beim Anblick der Menschenmasse gesagt.

„Das ist eine Total-Aufgabe“, ärgert sich Neumann. „Außerdem widerspricht sie sich. Auf der einen Seite will sie die Lage entzerren. Aber dann werden alle Vorschläge beim Runden Tisch Karneval abgebügelt. Die Stadt ist nicht gewillt, etwas Neues auszuprobieren. Natürlich ist es für die Polizei so praktischer, wenn sie nur eine Großfläche beaufsichtigen muss. Aber auf die weiter zunehmende Masse muss reagiert werden.“

Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:

Auch Hupke hat kein Verständnis für die Haltung der OB. „Wer sich immer mehr von der Realität entfernt und alles schönredet, das ist Frau Reker. Hier wird nicht nur der Grüngürtel ruiniert. Die Zerstörung des Kulturguts Karneval schreitet durch solche Bilder immer weiter fort, worunter auch die Traditionsgesellschaften leiden. In diesem Jahr gab es sogar einen Katastrophen-Tourismus. Menschen sind nur gekommen, um sich das Elend anzuschauen.“

OB Henriette Reker in der  Zülpicher Straße.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte sich am Samstag die Szenen im Zülpicher Viertel vor Ort angeschaut.

Der Grünen-Politiker fordert wie viele andere, dass die Situation nicht einfach so hingenommen wird. „Wir brauchen ein Kolloquium mit kreativen Menschen. Selbst die Jugendlichen auf der Zülpicher sagen, dass ihnen dieser Exzess nicht mehr gefällt. Es müssen Alternativen geplant und ausprobiert werden. Bei der nächsten Gelegenheit werden noch mehr Menschen kommen.“

Festkomitee Kölner Karneval: „Kann für Köln keine Lösung sein“

Ähnlich denkt das Festkomitee Kölner Karneval. „Es gibt keinen Königsweg, um Zehntausende von jungen Menschen von einem Jahr auf das andere von der Zülpicher Straße und dem angrenzenden Landschaftsschutzgebiet wegzubewegen. Da sind sich alle Beteiligten einig“, sagte Christoph Kuckelkorn am Sonntag zu EXPRESS.de.

„Wir brauchen attraktive Alternativen, für die wir Schritt für Schritt junge Jecke begeistern und damit in den nächsten Jahren die Besucherströme kanalisieren können. Sich mit Gefahrenabwehr zufriedenzugeben, kann für Köln keine Lösung sein. Köln kann mehr“, sagte der Präsident.