Ex-Querbeat-Mitglied Matthias Heßeler hat das Orchester Helmut Blödgen übernommen und umbenannt. Der Musiker hat die Märsche der neun Traditionskorps neu aufgenommen.
Frischer Wind für Saal-KarnevalVon jecker Kultband zum Orchester-Chef

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Seit 2021 leitet Matthias Heßeler das Orchester Helmut Blödgen. Seit diesem Jahr ist es das Matthias Heßeler Orchester.
15 Jahre lang war Matthias Heßeler (39) Trompeter bei der beliebten Brasspop-Band Querbeat. „Als die Gruppe immer erfolgreicher wurde, habe ich mich ganz klar für die Familie entschieden“, sagt er im EXPRESS.de-Gespräch. „Für mich ist es wichtig, abends nach Hause zu kommen und morgens für meine Familie da zu sein.“
Nach seinem Ausstieg 2017 wagte er den Sprung ins kalte Wasser, als er einer der traditionsreichsten Saalkapellen im Kölner Karneval beitrat. Die Trompete spielt er immer noch, Tusch statt „Randale und Hurra“ heißt es für ihn nun aber.
Orchester Helmut Blödgen nun offiziell Matthias Heßeler Orchester
Seit 2021 leitet Heßeler das Orchester Helmut Blödgen, das in jeder Session mehr als 100 Karnevalssitzungen und andere Fastelovends-Veranstaltungen als Saalkapelle begleitet.
Helmut Blödgen wollte seinen Abschied eigentlich zum 200-jährigen Jubiläum Kölner Karneval 2023 zelebrieren. Doch ein Herzinfarkt und eine OP machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Plötzlich stand der Ex-Querbeat-Musiker als neuer Mann an der Spitze der traditionsreichen kölschen Institution.
Von Beginn an sorgte er für frischen Wind und brach mit für ihn „eingerosteten Traditionen“. Es durften beispielsweise endlich Frauen im Ensemble spielen.
„Stillstand ist Rückschritt. Daher muss der Blick auch im Sitzungskarneval in die Zukunft gerichtet sein. Dabei muss man aber behutsam eine Brücke zwischen der Tradition und der Moderne schlagen.“

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Helmut Blödgen prägte mit seinem Orchester 20 Jahre den Kölner Karneval.
In diesem Jahr erfolgte dann die geplante Umbenennung des Orchesters. „Es war eine schöne Zeit und ich habe jede Menge von Helmut gelernt. Wir sind absolut im Reinen und er ist immer noch beratend mit einem offenen Ohr dabei. Dennoch war es einfach an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen“. Ab sofort ist es das Matthias Heßeler Orchester, kurz MHO. „Helmut war der Erste, der uns öffentlich gratuliert hat, was uns sehr stolz gemacht hat.“
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Zu jeder Sitzung gehören die traditionsreichen Märsche der Kölner Traditionskorps. „Der Marsch des Treuen Husaren wurde beispielsweise Anfang des 20. Jahrhunderts geschrieben. Das war musikalisch und technisch eine total andere Welt. Die Musik ist einfach nicht mehr aktuell. Das heißt nicht, dass es schlechte Märsche im Karneval gibt, ganz im Gegenteil. Das sind alles richtig schöne Lieder, die es aber verdient haben, im Stil der heutigen Zeit produziert zu werden.“

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Matthias Heßeler (mit dem schwarzen Hut) war von 2002 bis 2017 Trompeter bei Querbeat, bevor er in eine der traditionsreichsten Saalkapellen im Kölner Karneval einstieg.
Matthias Heßeler hat sich deshalb an neue Arrangements für alle neun Märsche der Traditionskorps gesetzt. Die Melodien wurden dabei natürlich nicht verändert. „Als vor 120 Jahren der Rote Funken Marsch geschrieben wurde, war das Hörempfinden ein ganz anderes als heute. Heute haben wir ein viel krasseres Bassempfinden. Deshalb haben wir nicht nur eine Tuba, sondern auch einen Kontrabass dabei, ebenso Saxofone. Das heißt allerdings nicht, dass die Märsche jetzt im Stil von Popsongs erklingen“, hebt der studierte Trompeter hervor.
Unter dem Titel „Der Sound der Straße – Zochmusik im Bühnenglanz“ präsentiert das Matthias Heßeler Orchester am 9. November 2025 (19 Uhr) die neu arrangierten Märsche und erweckt sie im Klaus-von-Bismarck-Saal des WDR-Funkhauses zu neuem Leben.
„Der Sound der Straße – Zochmusik im Bühnenglanz“ am 9. November
Das Konzert ist eine musikalische Liebeserklärung an die Märsche des Kölner Karnevals, die jedem Rosenmontagszug die jecke Krone aufsetzen. Gleichzeitig ist es ein frischer Blick auf ein oft unterschätztes Genre.
Abgerundet wird der Abend durch musikalische Gäste, darunter Nici Kempermann, Wicky Junggeburth und der Shantychor der Stattgarde Colonia Ahoj. Die Moderation übernimmt Ken Reise.

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Matthias Heßeler hat dafür gesorgt, dass auch Frauen im Ensemble spielen dürfen.
Heßeler wird mit seinem Orchester in der kommenden Session bei allen TV-Sitzungen auftreten. Ralf Schlegelmilch, der beim Festkomitee für die Programmgestaltung verantwortlich ist, setzt voll auf den 39-Jährigen. Dies hatte wiederum beim Orchester Markus Quodt für Verstimmungen gesorgt. Die Kapelle aus Rommerskirchen war jahrelang bei der ARD-TV-Sitzung gesetzt.
„Ich empfinde es als große Ehre und Wertschätzung, dass das Festkomitee mit uns zusammenarbeiten möchte und sehe das als Konsequenz unserer Arbeit der letzten Jahre“, sagt Heßeler zu EXPRESS.de. „Dass das für ein nicht mehr berücksichtigtes Ensemble niederschmetternd ist, kann ich absolut nachvollziehen. Ich habe so etwas auch im Zuge des Überganges erleben müssen und kann nur sagen: Krönchen richten, aufstehen und weitermachen.“
