Das Festkomitee Kölner Karneval setzt bei den künftigen TV-Sitzungen auf ein Saalorchester. Das Orchester von Markus Quodt kämpft um seinen angestammten Platz auf der Bühne.
„Kölscher Klüngel“Vorwürfe gegen Festkomitee

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Das Orchester von Markus Quodt (l.) fühlt sich vom Festkomitee Kölner Karneval ausgebootet.
Aktualisiert
Zu einer gelungenen Karnevalssitzung gehören knackige Reden, gute Musik, begeisternde Tanzgruppen, eine Prise Brauchtum durch ein Korps – und ein Orchester.
Für viele Besucherinnen und Besucher sind die Musikerinnen und Musiker am Rande der Bühne vielleicht nur eine „Tusch-Kapelle“. Aber auch die Saalorchester haben ihren Anteil am Verlauf des Abends und der Stimmung im Saal. Nicht selten muss die Band auch improvisieren, weil es ein Loch im Programm gibt.
Festkomitee Kölner Karneval setzt bei TV-Sitzungen auf Matthias Heßeler
Noch dauert es einige Monate, ehe die nächsten Sitzungs-Höhepunkte der kommenden Session anstehen. Doch schon jetzt gibt es im Vorfeld Wirbel. Begriffe wie „Intransparenz“, „persönliche Nähe“ oder gar „kölscher Klüngel“ fallen in dem Zusammenhang.
Das Festkomitee Kölner Karneval organisiert jährlich einige besonders prestigeträchtige Veranstaltungen. Am 9. Januar 2026 findet die nächste Proklamation des Kölner Dreigestirns im Gürzenich statt. Dort wird auch am 4. und 6. Februar die ARD-TV-Sitzung aufgezeichnet, die dann an Rosenmontag ausgestrahlt wird.
Zudem wird am 14. Januar im Theater am Tanzbrunnen die ZDF-Mädchensitzung „Kölle Alaaf“ aufgenommen, die an Weiberfastnacht zu sehen sein wird. Ralf Schlegelmilch, der beim Festkomitee für die Programmgestaltung der Sitzungen verantwortlich ist, setzt bei allen Formaten auf das Orchester Helmut Blödgen unter der Leitung von Matthias Heßeler.
Dies wiederum hat beim Orchester Markus Quodt für großen Ärger gesorgt. Die Kapelle aus Rommerskirchen war jahrelang bei der ARD-TV-Sitzung gesetzt. Dr. Joachim Wüst, Präsident der Große Kölner KG, hatte zu seiner Zeit als Moderator auf Quodt gesetzt. Doch nach 17 Jahren löste Ex-Prinz Marcus Gottschalk Wüst am Mikro ab.

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Matthias Heßeler (2.v.l.) darf mit dem Orchester Helmut Blödgen in der kommenden Session bei sämtlichen Fernseh-Formaten des Festkomitees auftreten.
Dass nun Heßeler bei sämtlichen Fernseh-Formaten auftreten darf, sorgt beim Orchester von Markus Quodt für reichlich Frust. In einem Brief, der EXPRESS.de vorliegt, werden Schlegelmilch, Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn und Vizepräsident Lutz Schade durch EXPRESS.de-Leserin Margot Halle aufgefordert, die Auswahl „nachvollziehbar und gerecht“ zu gestalten.
„Eine solche Konzentration bei einem einzigen Ensemble vermittelt den Eindruck einer besonderen Bevorzugung und steht im Gegensatz zu einer ausgewogenen und fairen Vergabe dieser prestigeträchtigen Auftritte“, schreibt Halle. „Ein solches Vorgehen lässt ein anderes Orchester, das über 20 Jahre hinweg mit großem Engagement und musikalischer Qualität insbesondere die Fernsehsitzung im Gürzenich geprägt hat, ohne erkennbare Begründung außen vor.“
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Schlegelmilch wird bei der Auswahl des Orchesters von der Leverkusenerin unter anderem „Klüngel“ unterstellt. „Begriffe, die dem Ansehen des Festkomitees sicher nicht zuträglich sind“, heißt es weiter. „Ein solcher Bruch würde nicht nur intern Unverständnis auslösen, sondern auch bei vielen Menschen im Karneval Fragen nach Fairness und Respekt gegenüber langjährigem Engagement aufwerfen.“
Darum wird ein Überdenken der Entscheidung gefordert. „Es wäre ein starkes Zeichen der Kontinuität und der Wertschätzung, dem bisherigen Orchester seinen angestammten Platz auf dieser Bühne zu belassen“, heißt es. Der Beschwerdebrief war Thema bei der Vorstandssitzung des Festkomitees.

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Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn (l.) und Ralf Schlegelmilch sind verantwortlich für die Programmgestaltung bei den eigenen Sitzungen.
Anschließend wurde EXPRESS.de folgende Stellungnahme übermittelt: „Matthias Heßeler arbeitet seit Jahren ehrenamtlich und auch professionell für das Festkomitee, nicht nur bei unseren Veranstaltungen, sondern auch in der Künstlerförderung beim Literarischen Komitee. Er hat uns immer mit guter Arbeit, sehr viel Engagement und tollem Teamwork überzeugt, sodass wir ihn künftig gerne bei mehr Sitzungen einbinden möchten.“
Man sehe sich nicht verpflichtet, bei den eigenen Veranstaltungen alle Orchester gleichermaßen einzusetzen. Zudem wurde bekannt, dass Michael Kuhl mit seinem Orchester am 30. Januar bei der WDR4-Hörfunksitzung im Gürzenich zum Einsatz kommt. Markus Quodt und sein Ensemble bleibt bei den Festkomitee-Terminen vorerst außen vor.
Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Fassung des Artikels hätte der Eindruck entstehen können, dass das Orchester Markus Quodt Beschwerde eingelegt oder Stellung genommen habe. Das Orchester war aber weder in die Korrespondenz eingebunden, noch hat es sich geäußert.