„Es brennt noch Licht am Horizont. Das Böse hat noch nicht gewonnen“, singen die Fans lautstark und schwenken dazu Tausende von weißen Taschentüchern. „Immer wieder glaube ich daran, dass auch das Gute gewinnen kann. Der stete Tropfen höhlt den Stein und bald werden wir ganz viele sein“.

Dieser Moment geht einfach ans Herz, wenn 14.000 Fans am Samstagabend (31. Mai 2025) in schwierigen Zeiten besingen, dass die Welt doch wunderschön sei. „Liebe kann uns retten“ hat Rosenstolz-Kopf Peter Plate (57) vor sechs Jahren für Roland Kaiser (73) geschrieben.

Roland Kaiser: 25.000 Fans bei zwei Konzerten in der Lanxess-Arena

Direkt danach erklingt der größte Hit des Berliner Musikduos. Der Grandseigneur der Schlagermusik hat „Liebe ist alles“ wenige Monate vor dem Tod von AnNa R. (†55) neu eingesungen. „Ich schicke das Lied nun nach oben“, sagt Kaiser gerührt. „Vielen Dank für deine Präsenz, deine Arbeit“, fügt er noch an. Der Rest geht im lauten Jubel unter.

Nachdem Billie Eilish (23) zwei Tage lang für Ausnahmezustand rund um die Lanxess-Arena gesorgt hat, herrscht nun wieder Kaisermania in Deutz. Deutschlands erfolgreichster Solo-Star schafft es, die Grenzen der Schlagermusik zu durchbrechen. Er wärmt die Menschen mit seiner Musik, ohne dass es schnulzig wird.

Seit 51 Jahren steht der Kult-Künstler inzwischen schon auf der Bühne, seit 43 Jahren geht er auf Tournee. Vor knapp einem Jahr feierte er sein Jubiläum mit mehr als 400.000 Besucherinnen und Besuchern in Stadien, auch in Köln. Nun sind die treuen Fans schon wieder da. Sie tragen blinkende Krönchen mit den Initialen R.K. auf den Köpfen und T-Shirts mit dem Spruch „Ich brauche keine Therapie. Ich muss nur Roland Kaiser hören“.

„Es ist immer etwas Besonderes, euer Gast zu sein. Ich bin dankbar für eure Treue“, ruft er den Menschen nach dem Auftakt mit „Ich werde da sein“ zu. „Ich habe gelernt, mit den Augen zu den Sternen zu schauen und mit den Beinen auf dem Boden zu bleiben“. Nach 55 Minuten ertönen erstmals „Oh, wie ist das schön“-Gesänge in der ausverkauften Halle. „Ich fühle mich bei euch pudelwohl“, gibt er die Blumen zurück.

Auch wenn der Wahl-Münsteraner inzwischen jährlich in Köln gastiert, präsentiert er immer wieder Neues. Diesmal beispielsweise sieben Lieder vom neuen Album „Marathon“. Das Konzert ist dennoch ein Hit-Feuerwerk, in dem kaum einer der großen Kracher fehlt. Eine spektakuläre, dreidimensionale Bühne mit tollen LED-Effekten und ein neues Sound-System sorgt nochmal für einen Qualitätssprung.

Außerdem wird es überraschend persönlich. Eric Philippi (28) hat für ihn den Song „Was aus euch wird“ geschrieben. „Ich war bei allen Geburten meiner Kinder dabei und war schlagartig verliebt“, sagt der 73-Jährige und öffnet beim Song sein Fotoalbum. Die emotionale Liebeserklärung wird mit tollen Kinderbildern der Familie begleitet.

Nach der Pause gibt es wieder einen Einblick ins Privatleben. Zum Weltreise-Medley mit Hits wie „Copacabana“, „Lost in France“, „California Blue“, „San Francisco“ oder „It Never Rains in Southern California“ präsentiert er Schnappschüsse von seiner viermonatigen Kreuzfahrt mit seiner Frau Silvia.

29 Songs sind es am Ende, die Show dauert inklusive Pause über drei Stunden. Die großartige 16-köpfige Band leitet viele Evergreens mit frischen Arrangements ein. Von „Dich zu lieben“ über „Lieb mich ein letztes Mal“, „Ich glaub’ es geht schon wieder los“ bis zu „Manchmal möchte ich schon mit dir“ sind auch wieder die Lieder, in denen es um Lust, Liebe und Fremdgeh-Fantasien geht, dabei.

„Wenn ich mir überlege, was ich schon alles gesungen habe“, muss er selbst lachen. „Da muss man sich schon ein wenig schämen. Aber wenn sich die Leute das Maul zerreißen, hast du alles richtig gemacht“, sagt er und stimmt „Du, deine Freundin und ich“ an. Natürlich wummert auch „Warum hast du nicht Nein gesagt“ durch die Arena.

Es ist die Aura des Mannes im Dreiteiler (erst mit Fliege, später mit Krawatte) und die vorgelebte Haltung, die die Menschen verzaubert. Als der beim Uralt-Hit „Sieben Fässer Wein“ im Ed-Sheeran-Style bei der Tanzchoreografie mitmacht, bekommt er einen Lachanfall.

„Roland Kaiser ist nicht nur eine feste Größe in der deutschen Musiklandschaft – er ist ein Phänomen. Dass er nach fünf Jahrzehnten auf der Bühne immer noch eine der größten Arenen Europas ausverkauft, spricht für seine außergewöhnliche Klasse, seine Nähe zum Publikum und die generationsübergreifende Relevanz seiner Musik“, schwärmt auch Arena-Geschäftsführer Stefan Löcher. Für die zweite Show am Sonntagabend sind auch schon wieder 11.000 Tickets verkauft. Die Restkarten gibt es an der Abendkasse.