Menschen in TodesangstIrrfahrt am Flughafen Köln/Bonn: Beschuldigter (57) „entsetzt“

Der Beschuldigte hält sich eine Zeitung vor das Gesicht, neben ihm steht sein Anwalt.

Der Beschuldigte (57) sitzt beim Prozessauftakt am Donnerstag (21. September 2023) auf der Anklagebank im Kölner Landgericht. Neben ihm sein Verteidiger Ingo Lindemann

Mutmaßliche Amok-Fahrt am Flughafen Köln/Bonn – die Nachricht sorgte im März für Angst und Schrecken. Jetzt hat der Prozess gegen einen 57-Jährigen begonnen. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Menschen in Todesangst, zerfetzte Fahrzeuge, das Parkdeck (P2) des Flughafens Köln/Bonn mit Trümmerteilen übersät: Am 24. März spielten sich dramatische Szenen ab.

Der Mann (57), der an dem Tag in einem geklauten Ford-Transit-Bus offenbar absichtlich Autos und Personen angefahren hat, muss sich seit Donnerstag (21. September 2023) vor dem Kölner Landgericht verantworten. 

Irrfahrt am Flughafen Köln/Bonn: 57-Jähriger als gefährlich eingestuft

Dem 57-Jährigen wird unter anderem gefährliche Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen. Es handelt sich um ein sogenanntes Sicherungsverfahren. Denn die Taten soll der Beschuldigte, der an einer krankhaften seelischen Störung leidet, im Zustand der Schuldunfähigkeit begangen haben. 

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Laut Anklage besteht bei dem 57-Jährigen eine erhebliche Wiederholungsgefahr. Demnach gilt er als gefährlich für die Allgemeinheit. Dem Beschuldigten droht die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus. 

Verzögerter Prozessstart in Köln – Beschuldigter „entsetzt“ über Tat

Der Prozess begann mit einer mehrstündigen Verspätung, da der Beschuldigte nicht rechtzeitig ins Gericht gebracht werden konnte. Daher wurde zunächst nur die Anklage verlesen. Verteidiger Ingo Lindemann kündigte aber an, dass sein Mandant bereit sei, mitzuarbeiten. 

„Er ist entsetzt über das, was er angerichtet hat“, so Lindemann. Sein Mandant würde die Taten so auch nicht abstreiten und habe bereits gegenüber dem Gutachter Angaben gemacht. 

Am 24. März 2023 gegen 9.30 Uhr soll der 57-Jährige einen Ford Transit einer Mietwagenfirma gestohlen haben, der unverschlossen und mit steckendem Zündschlüssel im Parkdeck 2 stand, da er gereinigt werden sollte. Laut Anklage wollte der Beschuldigte den Minivan für sich behalten oder gewinnbringend verkaufen. 

Der beschädigte Minivan steht im Parkhaus, die Polizei hat den Bereich mit Flatterband abgesperrt.

Mit diesem Minivan soll der Beschuldigte am 24. März 2023 in einem Parkhaus am Flughafen Köln/Bonn absichtlich Personen verletzt und Fahrzeuge beschädigt haben. 

Zeuginnen und Zeugen beobachteten, wie der 57-Jährige anschließend mit hoher Geschwindigkeit über das Parkdeck kurvte, gegen geparkte Fahrzeuge gefahren und Menschen verletzt haben soll. 

So soll er unter anderem einen Audi A6, Kia sowie VW gerammt, in einen Toyota gekracht und diesen auf einen anderen Wagen geschoben haben. Im Fall des Kias soll er zurückgesetzt und diesen erneut gerammt haben. Auch soll er auf einen Passanten zugehalten haben, der flüchten wollte. Dabei wurde dieser zwischen zwei Fahrzeugen eingeklemmt und erlitt drei Rippenbrüche. 

Als der 57-Jährige von der Polizei festgenommen wurde, wehrte er sich, schlug und trat wild um sich. Dabei wurden zwei Beamte leicht verletzt. Der mutmaßliche Amok-Fahrer konnte nur mithilfe weiterer Einsatzkräfte fixiert werden.

Für den Prozess sind insgesamt fünf Verhandlungstage festgesetzt worden. Zeuginnen und Zeugen sind geladen, ein psychiatrischer Gutachter wird aussagen. Ein Urteil soll am 30. Oktober fallen.