Köln – Stellen Sie sich vor: Bei Ihnen klingelt pausenlos das Handy. Hunderte Male. Morgens, mittags, nachts. Wildfremde Rentner, Jugendliche, Frauen rufen an. Aus dem gesamten Bundesgebiet. Alle sind erschrocken, verunsichert, wollen von Ihnen wissen: Was ist denn los, was ist passiert? Ein Albtraum – den Piotr Kubinski (47) zu gerne abschalten würde.
Der Schlossermeister aus der City steht vorm Polizeipräsidium in Kalk und zeigt uns, den EXPRESS-Reportern, stapelweise Listen über Listen mit eingegangenen Rufnummern. „Das sind nur die Anrufe von ein paar Stunden, die ich mal ausgedruckt habe. Alle aufgelaufen in der Zentrale meines Schlüsseldienstes. Es sind am Tag bestimmt über 700 Stück.“
Der „Klingelstreich“ ist perfide, stellt selbst die Experten der Bundesnetzagentur vor ein Rätsel und hat enorme Ausmaße: Tausende Bürger, von Flensburg bis München, bekamen die SMS „Ich brauche deine Hilfe, Ruf mich mal kurz an.“
Oder noch dramatischer: „Es ist etwas Schlimmes passiert. Rufen Sie an!“ Dazu die Kölner Festnetznummer seiner Firma, mit Rufweiterleitung auf sein Handy: „Ich bin fix und fertig, kein Kunde kann mich erreichen, meine mühsam aufgebaute Existenz ist bedroht.“
Derweil klingelt permanent sein Telefon. EXPRESS sprach mit Anrufern, die ihn kontaktiert hatten: „Ich dachte, ein Angehöriger hätte einen Unfall gehabt – und wollte mich mit einem fremden Handy erreichen“, erzählt ein Mann aus Göttingen. Ein Bayer berichtet, sein Sohn sei im Ausland: Auch er dachte an ein Unglück, rief sofort gutmütig zurück.
Jetzt ermittelt die Kripo Köln wegen „Computerbetrug“ in dem mysteriösen Fall. Doch das wird eine harte Nuss: Der Absender ist unbekannt, die SMS-Handynummern führen ins Ausland oder sind nicht erreichbar. Eine typische Kostenfalle scheint nicht vorzuliegen. Nur die Nerven von Kubinski – die liegen mehr als blank...