Abo

„Schön ist nur der Blick nach draußen“Alter Klotz weg: So wird das neue Justizzentrum

Über dem Eingang eines Hochhauses steht Landgericht Amtsgericht.

Das Kölner Justizzentrum mit Amtsgericht und Landgericht an der Luxemburger Straße (Archivfoto) wird abgerissen. 

Der lange Stillstand in Sachen Kölner Justizzentrum ist vorbei! Jetzt soll es in Sülz losgehen.

Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kölner Justizzentrum hatten schon nicht mehr dran geglaubt, doch jetzt kommt Bewegung in das Mega-Projekt in Sülz. Der Siegerentwurf für den Neubau wurde bestätigt – und er verspricht eine radikale Veränderung.

Doch wann rollen die Abriss-Bagger an? Da halten sich die Verantwortlichen noch bedeckt. „Da sich das Projekt noch in einer frühen Planungsphase befindet, können zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussagen zu Zeiträumen für den Abriss des bestehenden Hochhauses oder den Beginn der Neubauten getroffen werden“, teilt ein Sprecher des landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetriebs mit.

Frühere Pläne für einen Abrissbeginn 2031 oder gar eine Fertigstellung 2028 sind längst vom Tisch.

Auch NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) trat zuletzt auf die Euphoriebremse: „Ich bin sehr vorsichtig geworden, was Zeitpläne angeht“, erklärte er, betonte aber, das Projekt sei „auf die Schiene gesetzt“.

Plan für das neue Justizzentrum: Mehrere, fast baugleiche Gebäude stehen nebeneinander.

Blick von der Luxemburger Straße: So soll das neue Kölner Justizzentrum angegrenzt an den Park im Inneren Grüngürtel einmal aussehen.

Jetzt scheint aber der Weg frei zu sein! Der Entwurf der Düsseldorfer Architekten HPP sieht fünf moderne, lichtdurchflutete Würfel vor, die sich zum Inneren Grüngürtel öffnen. Eine riesige Glasfront am Eingang soll für eine offene und transparente Justiz stehen.

Damit ist auch klar: Der alte Justiz-Klotz von 1981 wird komplett abgerissen. An seiner Stelle soll ein neuer „Platz der Justiz“ und ein Park mit Weiher entstehen.

Bevor der Neubau starten kann, müssen die rund 1200 Beschäftigten von Land- und Amtsgerichten umziehen. Die Vorbereitungen für das Ausweichquartier in der alten Arbeitsagentur nebenan laufen auf Hochtouren. Das Gebäude erstrahlt bereits mit neuer weißer Fassade und frischen Fenstern, auch wenn im Inneren noch kräftig gewerkelt wird.

Amts- und Landgericht: Umzug in Übergangsgebäude ab Anfang 2027

„Der Umzug in das Interimsgebäude soll ab Januar 2027 erfolgen“, so Landgerichtssprecher Wolfgang Schorn. Während Büros, Kantine und Bibliothek umziehen, bleibt der alte Saaltrakt zunächst erhalten – inklusive des Hochsicherheitssaals, in dem die Prozesse um den „Kölner Drogenkrieg“ stattfinden.

Mit dem Umzug wird endlich auch eine riesige Sicherheitslücke geschlossen! Bisher gelangen Besucherinnen und Besucher unkontrolliert ins Gebäude, was viele Justizbeschäftigte seit Jahren kritisieren. Erst kürzlich führte ein vergessener Koffer zur Evakuierung. Ab Mai 2027 soll endlich eine zentrale Sicherheitsschleuse gebaut werden – so, wie es an anderen Gerichten längst Standard ist.

Einen Vorgeschmack auf die moderne Zukunft gibt es schon jetzt: In neuen Leichtbauhallen auf dem früheren Justizparkplatz wird bereits top-modern verhandelt – mit riesigen Leinwänden und digitaler Akteneinsicht.

Ein krasser Gegensatz zum maroden Bestandsgebäude mit seinem Kabelsalat, stickigen Sälen und kaputten Heizungen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind erleichtert, dass es vorangeht. Auf die Frage, was er denn an dem alten Gebäude schätze, brachte es ein Vorsitzender Richter einmal auf den Punkt: „Schön ist nur der Blick nach draußen.“ (red)