Kommentar zur Tour de FranceEin Satz mit X: Kämna und sein Team haben die 7. Etappe völlig versemmelt

Lennard Kämna aus Deutschland vom Team Bora-hansgrohe bei der Zieleinfahrt.

La Planche des Belles Filles: Wenige Meter vor dem Ziel ging Lennard Kämna am 8. Juli 2022 auf der 7. Etappe der Toru de France die Puste aus. Er wurde nur Vierter.

Bei der Tour de France erlebte das deutsche Team Bora-hansgrohe eine ereignisreiche 7. Etappe. Doch am Ende hat das Team nur verloren.

von Uwe Bödeker (ubo)

Viele Radsport-Fans fieberten am Freitag (8. Juli 2022) auf der 7. Etappe mit dem deutschen Radprofi Lennard Kämna (25, Team Bora-hansgrohe). Nach einem mutigen Ausreißversuch wurde er nur wenige Meter vor dem Ziel noch abgefangen. Der slowenische Tour-Gigant Tadej Pogacar (23, Team UAE), Sieger 2020 und 2021, holte sich den Tagessieg. Kämna wurde nur Vierter. Am Ende des Tages gab es beim Team Bora-hansgrohe nur Verlierer, meint unser Autor in seinem Kommentar.

Natürlich ist Radsport auch eine Individualsportart. Jeder Profi ist in gewisser Weise eine Ich-AG. Wie bin ich in Form? Kann ich mit meinen Beinen einen Sieg einfahren? Diese Fragen und einige mehr beschäftigen die Radsportler wohl fast täglich in einer Saison.

Doch Radsport ist eben hauptsächlich ein Teamsport. Vor allem bei der Tour de France. Die acht Fahrer müssen zusammenhalten, damit am Ende der Beste von ihnen, der Kapitän, eine Chance auf den Gesamtsieg hat.

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Team Bora-hansgrohe: Das war ein Satz mit X

Beim deutschen Team Bora-hansgrohe hat das am Freitag mit dem Zusammenhalt überhaupt nicht geklappt. Die 7. Etappe mit der ersten Bergankunft in den Vogesen hinauf zur Planche des Belles Filles hat das Team am Ende sogar richtig versemmelt.

Das war wohl nix – ein Satz mit X! Schon früh waren Lennard Kämna und Maximilian Schachmann (28) in einer Fluchtgruppe vertreten. Ihr Vorsprung sorgte zwischenzeitlich sogar dafür, dass Schachmann virtuell im Gelben Trikot des Gesamtführenden war. Doch beim Blick auf den Streckenverlauf war schnell klar, dass Favoriten wie Tadej Pogacar Schachmann am Schlussanstieg noch einholen würden.

Da setzte Kämna alles auf eine Karte und fuhr wie der Teufel in die letzten sieben Kilometer. Natürlich kann man den Hut ziehen, vor seinem Mut. Und dass er nur wenige Meter vor dem Ziel eingeholt und am Ende nur Vierter wurde, ist schon bitter. Aber es ist auch eine derbe Radsport-Pleite, die zeigt, dass das Team Bora-hansgrohe an diesem Tag alles verloren hat und nichts gewonnen.

Tour de France: Kämna hat Kapitän Wlassow völlig allein gelassen

Denn Kämnas Kapitän wurde völlig allein gelassen. Alexander Wlassow (26) musste nach seinem Sturz einen weiteren Rückschlag im Kampf um das angestrebte Ziel Toursieg verdauen. Er verlor 1:39 Minuten auf Pogacar. Der Russe liegt jetzt als Zwölfter der Gesamtwertung 2:41 Minuten hinter dem Slowenen Tadej Pogacar. Kämna hat im Gesamtklassement 3:26 Minuten Rückstand (Platz 17).

Wenn Kämna bei seinem Kapitän Wlassow geblieben wäre, hätte er ihm im Hinblick auf einen möglichen Toursieg mehr helfen können. So aber gab es nur Verlierer: Kämna wurde am Ende nur undankbarer Vierter der Etappe, Schachmann hat unnötige Körner verballert und Kapitän Wlassow hat mächtig Zeit verloren.