Tour-DramaKämna kurz vor dem Ziel am „Drecksberg“ eingeholt – Ärger um Roglic: „Fahren wie die Kaputten“

Lennard Kämna hält den Lenker fest und tritt in die Pedale.

Lennard Kämna (Team Bora-hansgrohe) führt das Fahrerfeld bei der Tour de France auf der 7. Etappe am 8. Juli 2022 an.

Die 7. Etappe der Tour de France am Freitag hatte es in sich: für die Fahrer stand die erste Bergankunft bei der Rundfahrt 2022 an.

Drei Tage in Dänemark zum Auftakt, harte Etappen über Kopfsteinpflaster im Norden Frankreichs und am Freitag (8. Juli 2022) stand bei der Tour de France schon die erste Bergankunft auf dem Programm.

Nach dem Start in Tomblaine bei Nancy ging es Richtung Süden ins Mittelgebirge Vogesen. Dort lag nach 176,3 Kilometern das Ziel auf der Skipiste La Super Planche des Belles Filles. Die Radsportler mussten auf dem sieben Kilometer langen Schlussanstieg Steigungen bis 24 Prozent bewältigen.

Erste Bergankunft bei der Tour de France auf der 7. Etappe

Eigentlich ist der Berg eine Skipiste, die man für die Tour de France teilweise asphaltiert hat. 125 Kilometer vor dem Ziel löste sich eine Ausreißergruppe mit elf Fahrern. Mit dabei auch die Deutschen Lennard Kämna (25) und Maximilian Schachmann (28) vom Team Bora-hansgrohe.

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Sie fuhren teilweise (56 Kilometer vor dem Ziel) einen Vorsprung von drei Minuten heraus, auch wenn Tadej Pogacar (23), der Mann im Gelben Trikot, mit seinem UAE-Team die Verfolgung ankurbelte.

25 Kilometer vor dem Ziel hatten Kämna und Co. noch 2:44 Minuten Vorsprung, doch er wurde immer kleiner. 13 Kilometer später lag er noch bei 1:50 Minuten. Weitere sechs Kilometer weiter musste Schachmann die Kollegen ziehen lassen, Kämna kämpfte im Schlussanstieg um den Sieg, auch Simon Geschke (36, Berlin, Team Cofidis) war noch vorne dabei. 

5,5 Kilometer vor dem Ziel waren Kämna und Geschke dann allein an der Spitze. Doch hinten machte die Gruppe um Pogacar Meter um Meter gut. Dann der Antritt von Kämna, der junge Profi aus Wedel zog auf und davon. Doch nur wenige Meter vor dem Ziel kamen Pogacar und seine Helfer ran. Kämna geschlagen, Tour-Wahnsinn! Tagessieger wird Pogacar, der die Gesamtführung verteidigte.

Der Slowene siegte vor dem Dänen Jonas Vingegaard und dem Slowenen Primoz Roglic (beide Jumbo-Visma). Kämna wurde Vierter – wie bitter, so kurz vor dem Ziel eingeholt zu werden. „Es ist super schade, aber ich kann mir nichts vorwerfen. Ich hätte keine Sekunde schneller fahren können. Es ist halt ärgerlich, dass wir diesen Drecksberg noch fahren müssen am Ende“, sagte Kämna enttäuscht.

Kollege Schachmann sagte im Ziel bei Eurosport: „Das ist extrem bitter und ärgerlich, aber Lennard ist ein super Rennen gefahren. Natürlich hätten wir lieber einen Fahrer auf dem Podium gehabt.“

Maximilian Schachmann (Team Bora-hansgrohe) hatte vor der Etappe die in seinen Augen gefährliche Fahrweise des Teams Jumbo-Visma bei der Tour kritisiert: „Auf jeden Fall muss Jumbo sich mal ein bisschen einkriegen. Roglic hat wieder diesen Sturz ausgelöst, weil die einfach wie die Kaputten auf den letzten Zentimeter fahren, es nicht können, sich dann an der Straßenkante aufhängen. Das ist eine Gefährdung aller Fahrer und total unnötig.“

Maximilian Schachmann ärgert sich über Team von Primoz Roglic

In der von Schachmann angesprochenen Szene der 6. Etappe etwa 13 Kilometer vor dem Ziel in Longwy ist durch die TV-Bilder nicht klar zu erkennen, ob Primoz Roglic (32) den Sturz am Donnerstag ausgelöst hat. Es ist lediglich zu sehen, wie ein anderer Fahrer zu Fall kommt, Roglic ausweicht und ein Stück durch den Straßengraben fährt. „Wo kein Platz ist, ist halt kein Platz in dem Moment. Man braucht nicht alle ausschalten“, schimpfte Schachmann.

Das Team Jumbo-Visma wollte mit Roglic eigentlich die Tour gewinnen, doch nach einem Sturz auf der Kopfsteinplaster-Etappe, hat er schon viel Zeit verloren. Doch auch der Däne Jonas Vingegaard kann für das Team die Tour gewinnen. Dass bei Jumbo Nervosität herrscht, verdeutlichte ein missglückter Radwechsel von Vingegaard auf der fünften Etappe.

Der Däne nahm sich nach einem Defekt das Rad seines deutlich größeren Teamkollegen Nathan Van Hooydonck, anstatt kurz auf das Teamfahrzeug zu warten und sein eigenes Ersatzrad zu bekommen. Vingegaard kam nicht einmal auf den Sattel des viel zu großen Rades. Die Szene wurde zur Lachnummer. (ubo)