Daniil Medwedew kassiert in Peking eine skurrile Verwarnung: Krämpfe werden ihm zum Verhängnis.
„Warum redest du?“Humpelnder Zverev-Erzfeind von Schiri verwarnt
Aktualisiert
Der russische Tennis-Profi Daniil Medwedew (29) macht sportlich eine harte Saison durch, ist meilenweit von seiner Bestform entfernt. Beim ATP-Turnier in Peking sorgte der Russe aber für einen Lichtblick, schaffte es mal wieder in ein Halbfinale.
Im Viertelfinale bezwang er dabei seinen Erzrivalen Alexander Zverev (28). Medwedew gilt als Angstgegner des Hamburgers, der 14 von 21 Matches gegen Medwedew verloren hat. In der Vergangenheit waren die beiden immer wieder aneinandergeraten, Zverev nannte seinen Kontrahenten einst den „unfairsten Spieler der Welt“.
Medwedew akzeptiert Verwarnung nicht: „Wer bist du? Wie heißt du?“
„Ich habe großartig gespielt und das Spiel gut kontrolliert“, sagte Medwedew nun nach dem Viertelfinale gegen Zverev in Peking: „Ich verbessere mich also definitiv und freue mich darauf, noch mehr zu erreichen.“
Doch im Halbfinale gab es für den ehemaligen Weltranglisten-Ersten, aktuell nur noch die Nummer 18 im Ranking, den nächsten Dämpfer. Gegen den erst 19 Jahre alten US-Amerikaner Learner Tien musste Medwedew beim Stand von 7:5, 5:7, 0:4 von Krämpfen gebeutelt aufgeben.
Vor seiner Aufgabe kam es zu einem kuriosen Disput mit Schiedsrichter Adel Nour. Beim Stand von 0:1 im dritten Satz verwarnte dieser den russischen Tennis-Profi, nachdem Medwedew sich zu einem Return überhaupt nicht hinbewegt hatte.
Grundlage der Verwarnung ist die „best effort“-Regel. Wenn Tennis-Profis sichtbar nicht ihr Bestes auf dem Platz geben, kann der Stuhlschiedsrichter in extremen Fällen eine solche Verwarnung aussprechen. Das Nicht-Bemühen muss dabei eklatant sein. Laut den Regeln schadet ein solches Null-Bock-Verhalten der Integrität und dem Image des Sports.
Der von Krämpfen behinderte Medwedew war mit seiner Verwarnung, die im Normalfall eine Geldstrafe nach sich zieht, allerdings gar nicht einverstanden. Sofort wurde der Oberschiedsrichter dazu geholt.
Als der Stuhlschiedsrichter dem Supervisor die Situation gerade erklären wollte, ging Medwedew dazwischen. „Warum redest du jetzt?“, fragte er barsch. „Kann ich es erklären?“, fragte der Schiedsrichter. „Nein!“, erwiderte Medwedew wütend.
Ungeachtet dessen schilderte der Unparteiische gegenüber dem Supervisor seine Sicht der Dinge auf Medwedews Spielweise: „Da ist überhaupt keine Bewegung“, erklärte er. „Also ist dir lieber, wenn ich aufgebe?“, fragte Medwedew aufgebracht.
Dann witterte der Russe Morgenluft. „Wenn wir hier jetzt zehn Minuten diskutieren, vielleicht habe ich dann keine Krämpfe mehr“, sagte er sarkastisch. „Ich gebe mein Bestes, warum zur Hölle gibt der Typ mir eine Verwarnung dafür? Wer bist du denn, dass du das für mich entscheiden kannst? Wer bist du? Wie heißt du?“ Natürlich dürfte Medwedew der Name des erfahrenen Nours eigentlich bekannt sein. Beide hatten schon öfter das „Vergnügen“.
Medwedew fühlt sich aber offenbar grundsätzlich ungerecht behandelt. „Warum versucht eigentlich jeder Schiedsrichter, mich einzuschüchtern?“, fragte er den Oberschiedsrichter. „Nach den US Open versuche ich, mich gut zu verhalten. Und dann macht dieser Typ sowas?“
Bei den US Open war der ehemalige Titelträger nach seiner Erstrunden-Niederlage völlig ausgerastet, hatte aus einem seiner Schläger komplett Kleinholz gemacht. Schon während des Spiels hatte er nach einer Schiedsrichter-Entscheidung das Publikum gegen den Unparteiischen aufgebracht.