Alexander Zverev scheidet beim ATP-Masters in Cincinnati im Halbfinale aus. Die körperliche Verfassung der deutschen Nummer eins bereitet vor den US Open große Sorgen.
„Dreht sich alles“Sorgen um Zverev – Gegner hat Mitleid

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Carlos Alcaraz nimmt Alexander Zverev nach dem Match in Cincinnati in den Arm.
Alexander Zverev musste sich nach dem Shakehands mit Carlos Alcaraz am Netz abstützen, ehe er mit letzten Kräften seine Tasche schulterte und sich vom Platz schleppte.
Die Bilder, die der deutsche Tennisstar nach und während des Halbfinals beim ATP-Masters in Cincinnati abgab, werfen eine Woche vor Beginn der US Open große Fragen auf. Sogar sein Gegner sorgte sich um den Tokio-Olympiasieger.
Alcaraz leidet mit Zverev: „Sascha tut mir leid“
„Ich freue mich über das Finale, aber Sascha tut mir leid. Ich wünsche dir alles Gute“, kritzelte Alcaraz in blauer Schrift auf eine TV-Kamera und versah seine Nachricht mit einem traurigen Smiley. Der 6:4, 6:3-Erfolg des French-Open-Champions fiel auf dem Papier sogar recht knapp aus – in Anbetracht des Zustands, mit dem sich der völlig entkräftete Zverev langsam und träge über den Hartplatz in Ohio bewegte.
Im zweiten Satz nahm Zverev beim Stand von 1:2 ein medizinisches Timeout und verließ den Platz zwischenzeitlich. „Bei mir dreht sich alles“, sagte er zu einem herbeigerufenen Arzt. Wie schon im Viertelfinale knapp 24 Stunden zuvor gegen den US-Amerikaner Ben Shelton machten Zverev offenbar die hohen Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit zu schaffen – und er fand kein Mittel, dagegen anzukämpfen.
„Mir geht es im Moment nicht so gut, aber ich habe einen Tag Zeit, um mich zu erholen“, hatte Zverev nach seinem 6:2, 6:2-Sieg im Viertelfinale gesagt und gerätselt, woher die Probleme kommen. Er hoffe, schob er mit Blick auf sein erstes Duell mit Alcaraz in diesem Jahr nach, „dann wieder bei 100 Prozent zu sein“.
Das war er – ganz offensichtlich – nicht. Nach seiner Rückkehr quälte sich der 28-Jährige nur unter erkennbaren Kreislaufproblemen durch den Rest der Partie. Alcaraz spielte bei knapp 30 Grad keinesfalls fehlerfrei, gab sogar noch einmal seinen Aufschlag ab. Letztlich setzte er sich aber souverän durch, die letzten zwölf Punkte des Matches gewann er in Serie. Sinnbildlich: Bei Matchball Alcaraz und eigenem Aufschlag versuchte Zverev erst gar nicht mehr, den Return des Spaniers zu erreichen.
„Es ist nie einfach, gegen jemanden zu spielen, der nicht bei 100 Prozent ist. Er ist so ein guter Spieler und guter Typ abseits des Platzes, wir haben ein großartiges Verhältnis“, sagte Alcaraz, der im Finale im Gigantenduell nun auf den Weltranglistenersten Jannik Sinner trifft. „Es war gutes Tennis, ein gutes Level. Und dann hat er auf einmal angefangen, sich nicht gut zu fühlen. Ich habe darüber nachgedacht, anstatt mich auf mich zu konzentrieren.“
Eine Woche vor Beginn der US Open ist völlig unklar, unter welchen Vorzeichen Zverev in Flushing Meadows antritt. Dass die Form vor dem letzten Grand Slam des Jahres (ab 24. August) prinzipiell stimmt, hatte Zverev in Cincinnati und zuvor in Toronto (Aus im Halbfinale) mit hohem Niveau unter Beweis gestellt. Nach seiner Turnierpause im Juli infolge seines krachenden Erstrunden-Aus in Wimbledon und dem Training auf Mallorca mit Toni Nadal schien der Hamburger auf einem guten Weg – bis sein Körper ihm am Wochenende von diesem abbrachte. (sid)