„Kann man nicht schönreden“Historisches Debakel für das deutsche Team bei Leichtathletik-WM

Tim Nowak ist enttäuscht über seine Leistung.

Tim Nowak beim 400-Meter-Lauf am 23. Juli 2022 während der Leichtathletik-WM in Eugene.

Die Leichtathletik-WM in Eugene ist vorbei. Weitspringerin Malaika Mihambo sicherte sich am letzten Tag die erste und einzige Goldmedaille. Das schlechteste Ergebnis bei einer Weltmeisterschaft für das deutsche Team. 

Die Weitspringerin Malaika Mihambo (28) rettet das deutsche Team vor einem kompletten Desaster. Mit ihrer Erstplatzierung am letzten Tag der Leichtathletik-WM gewann sie die einzige Goldmedaille für Deutschland.

Bei der Europameisterschaft 2018 in Berlin, bei der WM 2019 in Doha und bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio konnte sich die 28-Jährige bereits Gold sichern. Sie und die 4x100-Meter-Staffel der Frauen sicherten die einzigen Medaillen für das deutsche Team bei der Weltmeisterschaft in Eugene. Ein historisch schlechtes Ergebnis.

Leichtathletik-WM: Historisch schlechtes Ergebnis für Deutschland

Das betrifft nicht nur die mickrige Ausbeute bei den gewonnenen Medaillen. Auch bei den wichtigen Endkampfplatzierungen haben die Athletinnen und Athleten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes das schwächste Ergebnis der Geschichte erzielt. Nur sieben Plätze unter den besten Acht – eine verheerende Bilanz.

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Chefbundestrainerin Annett Stein und Verbandspräsident Jürgen Kessing (65) haben ein ernüchterndes Fazit des deutschen Abschneidens gezogen. „40 bis 45 Prozent der Athleten und Athletinnen haben ihr Leistungsvermögen nicht abgerufen“, sagte Stein vor den letzten Wettkämpfen am Sonntagabend: „Mit dem Ausgang der WM sind wir nicht zufrieden, das haben wir so nicht erwartet.“

Kessing meinte: „Die Situation kann man nicht schönreden. In der Theorie hat alles gut funktioniert, aber der Faktor Mensch ist schwer zu greifen. Wir haben nicht allzu viele Medaillenkandidaten. Von denen sind dann vor der WM ein Drittel bis die Hälfte abhandengekommen. Dann wird es schwer.“ Der DLV-Präsident versicherte, dass „wir mit Hochdruck daran arbeiten, das abzustellen.“

DLV-Präsident Kessing: „Vergleich mit der Weltspitze ist das eigentliche Ziel“

Am letzten Wettkampftag holten die Stabhochspringer Oleg Zernikel (27/ Platz fünf) und Bo Kanda Lita Baehre (23/ Platz sieben) sowie Zehnkämpfer Niklas Kaul (24/ Platz sechs) zumindest noch drei weitere Top-Platzierungen.

Zuvor hatten sich nur Julian Weber (27) mit Platz vier und Diskuswerferin Claudine Vita (25) mit Platz fünf unter den besten Acht platzieren können.

Der Sieg von Mihambo, sagte Kessing „hübscht die Bilanz ein wenig auf, löst aber das Problem nicht“. Auch eine erfolgreiche EM, die kurz nach der WM in München (15. bis 21. August) ansteht, würde das schlechte Abschneiden in Eugene nicht relativieren. „Der Vergleich mit der Weltspitze ist das eigentliche Ziel“, sagte Stein. (SID, fr)