Stinkefinger-StreitFrüher flogen Fäuste: Darum krachte es bei Schumi, Senna & Bottas

von Oliver Reuter (reu)

Imola – Der Tamburello-Crash und Stinkefinger-Eklat zwischen Mercedes-Finne Valtteri Bottas (31) und Williams-Jungstar George Russell (23) erhitzt die Gemüter.

  • Formel 1: Nachwehen nach Crash von Bottas und Russell
  • Valtteri Bottas will Platz im Mercedes-Cockpit verteidigen
  • Erinnerung an dicken Zoff bei Michael Schumacher, Ayrton Senna und Co.

Dahinter steckt ein knallharter Verdrängungswettkampf „Jung gegen Alt“ und ein pikanter Interessenkonflikt bei Mercedes. Klar ist: Früher wären zwischen Bottas und Russell die Fäuste geflogen!

Valtteri Bottas und George Russell kämpfen um Cockpit bei Mercedes

Das knallharte Verteidigen von Platz neun (!) des von Weltmeister Lewis Hamilton (36) gebrochenen Bottas brachte Russell in Rage: „Valtteri sollte um Siege kämpfen, nicht um Rang neun. Sein Manöver bei Tempo 330 war lebensgefährlich. Er hätte uns beide umbringen können.“ Der Finne konterte: „Ich habe meine Linie verteidigt und er hat sein Auto verloren.“

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Warum es zwischen ihnen krachte, war für Ex-Teamchef Colin Kolles (53) klar: „Russell ist der kommende Mercedes-Star. Bottas wusste genau, dass Russell kommt. Wenn er da durchgekommen wäre, wäre er der Held. Bottas wollte ihm zeigen, wer der Platzhirsch ist. Er wusste, dass er dort abfliegt.“

George_Russel_Bottas_F1

Der Zoff des Imola-Rennens am Sonntag (18. April) in der Formel 1: George Russell stellt Valtteri Bottas noch in dessen Cockpit zur Rede.

Zum Leidwesen von Mercedes. Aber pikanterweise ergreift Teamchef Toto Wolff (49) Partei für den von ihm protegierten Russell im Williams, wo der Österreicher Anteile hält: „Valtteri war nicht da, wo er sein sollte. Und George wollte zu schnell vorbei. Dabei braucht er uns gar nichts mehr zu beweisen.“

Heißt: Bottas, ist bald raus und Russell drin. Auch dann, wenn Hamilton nach dem möglichen achten WM-Titel zurücktritt. Denn dafür hätte Wolff ja noch den bei Alpine geparkten Ex-Mercedes-Junior Esteban Ocon (24) in der Hinterhand.

Max Verstappen und Esteban Ocon gerieten in Interlagos aneinander

In Interlagos 2018 verlor Max Verstappen im Red Bull den sicheren Sieg an Hamilton im Silberpfeil, weil er beim Überrunden ausgerechnet mit Mercedes-Junior Ocon (Force India) kollidierte.

Erst beschimpfte „Mad Max“ Ocon als einen „Idioten“ und zeigte ihm den Stinkefinger, beim Wiegen schubste er den Franzosen mehrfach und konnte nur von FIA-Kommissar Jo Bauer an einer Prügelei gehindert werden.

In Hockenheim 1982 fuhr Favorit Nelson Piquet im Brabham auf Siegkurs, als ihn ATS-Hinterbänkler Eliseo Salazar beim Überrunden abschoss. Danach prügelte und trat der Brasilianer auf den Chilenen ein.

Michael Schumacher zoffte sich in der Formel 1 mit Ayrton Senna 

In Spa 1987 kollidierten Nigel Mansell (Williams) und Ayrton Senna (Lotus) in der 1. Runde. Danach packte der Brite den Brasilianer am Kragen. 1992 gerieten die beiden noch einmal in Monaco aneinander, wo ihn Senna bis ins Ziel blockierte.

In Magny-Cours 1992 räumte Benetton-Heißsporn Michael Schumacher McLaren-Superstar Ayrton Senna ab, der ausschied. Nach dem Rennen wollte der Brasilianer Schumi an den Kragen, ein McLaren-Techniker verhinderte eine Prügelei.

Auch zwischen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel krachte es in der Formel 1

In Spa 1998 fuhr Schumi im Ferrari gegen Mika Häkkinen (McLaren) um die WM. Doch als er dessen Teamkollegen David Coulthard überrunden wollte, ging der in der Gischt plötzlich vom Gas, Schumi krachte ihm ins Heck und rumpelte im Dreirad-Ferrari in die Box.

Schumi_Spa_Ferrari

Michael Schumacher fährt 1998 in Spa nach seinem Crash mit David Coulthard auf drei Rädern in die Box

Der Kerpener beschimpfte Coulthard („Du wolltest mich töten“) und konnte nur mit vereinten Kräften von Ferrari- und McLaren-Mechanikern von Coulthard ferngehalten werden.

Im WM-Duell 2017 in Baku bremst Hamilton in einer Safety-Car-Phase Vettel so weit ein, dass der Ferrari-Star die Nerven verliert, ausschert und Hamilton ins Auto fährt. Nach dem Rennen sagt Hamilton, er wolle Vettel am liebsten verprügeln.