Trainer schimpft nach 0:4Tedesco stellt bei RB Leipzig die Mentalitätsfrage und wackelt bereits

Leipzigs Cheftrainer Domenico Tedesco ist an der Seitenlinie in Aktion.

Domenico Tedesco wirkt bei RB Leipzigs Niederlage bei Eintracht Frankfurt am 3. September 2022 ratlos.

Bundesliga-Fehlstart für RB Leipzig: Die Nerven liegen blank, Trainer Domenico Tedesco geht verbal auf seine Mannschaft los. Sein Trainerstuhl wackelt schon nach fünf Spieltagen bedrohlich. Es gibt sogar schon Gerüchte um einen möglichen Nachfolger.

von Denis Canalp (can)

Nach fünf Spieltagen in der Fußball-Bundesliga hat Pokalsieger RB Leipzig gerade einmal fünf magere Pünktchen auf dem Konto. Der Fehlstart ist damit perfekt. Und die Stimmung bei den mit Ambitionen in die Saison gestarteten Sachsen ist bereits am Boden.

Sinnbildlich dafür steht das Interview von Trainer Domenico Tedesco (36) nach der 0:4-Klatsche bei Eintracht Frankfurt am Samstag (3. September 2022). Der Coach ließ an der Leistung seiner Mannschaft kein gutes Haar, nahm alle Beteiligten deutlich in die Pflicht.

„Wir waren grottenschlecht, eine Katastrophe“

„Das ist heute hochverdient verloren gegangen. Wir haben komplett die Basics vermissen lassen, waren im ersten Durchgang gar nicht auf dem Platz. Wir waren null aggressiv. Wir haben die Bälle so schnell verloren. Wir waren grottenschlecht, eine Katastrophe“, schimpfte der Übungsleiter auf Sky. 

Alles zum Thema Marco Rose

Doch Tedesco war noch nicht fertig, machte bei der Gelegenheit noch ein weiteres Fass auf. Der frühere Schalke-Trainer stellte bei RB Leipzig die Mentalitätsfrage: „Wenn man drei Systeme spielt und es ändert sich nichts, liegt es an der Mentalität.“

Seinem Team habe „Aggressivität, Zweikampfhärte und Mentalität“ gefehlt, legte er wenig später verbal nach. Die fünf Punkte aus fünf Ligaspielen seien „viel zu wenig“, monierte er. Und jetzt hat Leipzig auch noch die Champions League vor der Brust. Das Auftaktspiel gegen Schachtjor Donezk wird am Dienstag (21 Uhr/DAZN) bereits zum Charaktertest.

Auffällig: Tedescos Boss Oliver Mintzlaff (47) schweigt. Der Geschäftsführer verpasste sich nach der Demütigung bei Eintracht Frankfurt einen Maulkorb. Dabei hatte Mintzlaff bereits nach dem 2:2 der Leipziger gegen den 1. FC Köln am 2. Spieltag ordentlich gepoltert und auch Tedesco angezählt. „Es ist ein beschissener Start mit zwei Punkten aus zwei Spielen“, hatte er am 13. August die Lage zusammengefasst.

Die Statistiken zur 0:4-Niederlage am Samstag dürften Mintzlaff ganz und gar nicht gefallen. RB Leipzig kam gerade einmal auf vier Schüsse – von denen keiner auf das Frankfurter Tor ging. Viel zu wenig für ein Spitzenteam, das den Bundesliga-Serienmeister FC Bayern herausfordern möchte.

Dabei hatte RB Leipzig im Sommer bis auf Nordi Mukiele (24) alle umworbenen Leistungsträger wie Christopher Nkunku (24), Josko Gvardiol (20) und Konrad Laimer (25) halten können. Zudem wurde der ohnehin schon stark besetzte Kader mit den deutschen Nationalspielern Timo Werner (26) und David Raum (24), sowie Österreichs Xaver Schlager (24) aufgerüstet.

RB Leipzig: Gerüchte um Marco Rose und Max Eberl

Aus Leipzig ist zu hören, dass Mintzlaff langsam die Geduld mit Tedesco verliert. Der Trainer sitzt demnach nicht mehr sicher im Sattel. Dazu passt: Gerüchte um einen Nachfolger gibt es bereits. Immer wieder ist der Name Marco Rose (45) zu hören. Ein logisches Gerücht, denn Rose ist gebürtiger Leipziger, arbeitete in der Vergangenheit schon erfolgreich für RB Salzburg. Angeblich möchte Rose eigentlich nicht vor der Winter-WM in Katar bei einem neuen Klub einsteigen, beantwortete Anfragen aus dem Ausland auch schon negativ. Für Leipzig könnte er aber dem Vernehmen nach über seinen Schatten springen.

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In Leipzig könnte Rose dann auf Max Eberl (48) treffen. Es wäre ein Wiedersehen nach gemeinsamer Zeit bei Borussia Mönchengladbach. Die Leipziger bestätigten zuletzt ihr Interesse an Eberl als Geschäftsführer Sport, doch der muss sich zunächst mit seinem früheren Arbeitgeber Gladbach einigen. 

Wiedervereinigung von Eberl und Rose – passt das?

Roses und Eberls Zusammenarbeit in Gladbach endete damals mit einem Knall – Rose nutzte seine Ausstiegsklausel, um einen Wechsel zu Borussia Dortmund zu erzwingen. Doch Eberl, so ließ er bereits im vergangenen Sommer durchblicken, scheint bei Rose trotz aller Enttäuschung nicht nachtragend zu sein. „Ich möchte aber auch sagen, dass ich Marco Rose extrem schätze, ihn als Trainer und Menschen extrem schätze, wir auch wirklich im sehr Guten auseinandergegangen sind“, sagte er in einem Interview. Solche Aussagen lassen Spekulationen über eine zweite Zusammenarbeit durchaus zu.

Doch das ist alles noch Zukunftsmusik. Bislang ist Tedesso weiterhin Leipzig-Trainer. Doch er sollte gewarnt sein, denn schließlich räumte Mintzlaff zuletzt ein, die Entlassung von Tedescos Vorgängers Jesse Marsch zu lang hinausgezögert zu haben. Tedescos Bonus als Pokalsieger-Trainer dürfte bald aufgebraucht sein. Eine weitere Niederlage könnte sein Schicksal in Leipzig besiegeln.