Interview

Lea WagnerDie ARD-Stimme aus dem DFB-Quartier: Stadion-Erlebnis in Köln brachte sie auf den Weg

Reporterin Lea Wagner von der ARD.

Lea Wagner berichtet bei der EM als Reporterin für die ARD aus dem Mannschaftsquartier in Herzogenaurach.

Lea Wagner wird bei der Heim-EM für die ARD aus dem deutschen Mannschaftsquartier berichten. In der Rolle erlebte sie auch das WM-Fiasko 2022 in Katar. Im EXPRESS.de-Gespräch äußert sie sich.

von Marcel Schwamborn (msw)

Sie hat eine Turbo-Karriere als Sport-Reporterin und Moderatorin bei der ARD hingelegt. Lea Wagner (29) kam 2018 zur Sportredaktion des SWR-Fernsehens. Schnell durfte sie komplette Sendungen präsentieren und wurde bei den Fußball- und Skisprung-Übertragungen eingesetzt.

Seit einem Jahr ist die gebürtige Wiesbadenerin ein neues Gesicht der Sportschau am Samstag. Zudem produzierte der Sender mit ihr 28 Folgen der Quizsendung „Frag mich was Leichteres!“.

Lea Wagner: Bei der WM 2006 in Köln wurde sie heiß auf Fußball

Bei der EM 2021 war Wagner bereits als Field-Reporterin für die ARD im Einsatz, bei der WM 2022 in Katar berichtete sie aus dem deutschen Teamquartier. Bei der EM 2024 wird sich die Sportmoderatorin aus dem DFB-Hauptquartier in Herzogenaurach zu Wort melden.

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Mit EXPRESS.de sprach sie über ihre Social-Media-Disziplin, andere Show-Formate und ihren berühmten Vater David Wagner (52), der aktuell den englischen Zweitligisten Norwich City trainiert.

Überblick

Die DFB-Trikots von 1932 bis heute

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Als Kind wollten Sie eigentlich Schauspielerin werden. Doch die WM 2006 soll für eine entscheidende Wende gesorgt haben.

Lea Wagner: Den Beruf „Schauspielerin“ hab ich in der Grundschule mal in ein Freundschaftsbuch geschrieben, als ich neben Sängerin und Schauspielerin noch keine anderen Berufe kannte. Ein wirklicher Berufswunsch war das nie. Ich war 2006 in Köln beim Spiel Togo gegen Frankreich und war fasziniert, wie die Menschen gesungen und getanzt haben, die La-Ola durchs Stadion ging. Das Stadionerlebnis hat mich damals beflügelt, diese gemeinschaftliche Euphorie war enorm. Mit 15 Jahren habe ich dann ein sogenanntes „Bogy-Praktikum“ eine Woche beim SWR gemacht und durfte in der Sportredaktion reinschnuppern. Seitdem wollte ich das beruflich machen.

Wie war Ihr erster Live-Auftritt vor der Kamera?

Lea Wagner: Bei der WM 2018 war ich für den SWR bei einem Public Viewing in Sandhausen und sollte vor dem Deutschlandspiel gegen Mexiko die Stimmung einfangen. Ich war sehr aufgeregt, weil es mein erster Live-Einsatz war, es lief aber alles perfekt.

Bei der WM im Katar waren Sie im DFB-Camp ganz nah dran. Wie war Ihr Eindruck?

Lea Wagner: Ich war jeden Tag vor Ort am Trainingsgelände und man hat schnell gespürt, dass die Lage schwierig ist. Man hatte den Eindruck, dass es zu viele Nebenschauplätze gibt und der Fußball darunter leidet. Was schlussendlich auch so war.

Julian Nagelsmann spricht vor demSpiel mit TV-Moderatorin Lea Wagner.

TV-Moderatorin Lea Wagner im Gespräch mit Bundestrainer Julian Nagelsmann bei der USA-Reise am 18. Oktober 2023.

Eine undankbare Aufgabe beim ersten Turnier vor Ort, oder?

Lea Wagner: Ich muss sagen, dass sich alle, selbst in schwierigen Situationen, den unangenehmen Fragen gestellt haben. Ich durfte schon viele Spieler durch die zahlreichen Interviews kennenlernen. Charakterlich und fußballerisch ist das eine Top-Mannschaft.

Haben Sie Lieblingsspieler in der Mannschaft?

Lea Wagner: Gespräche mit Thomas Müller sind immer eine echte Freude und ein Geschenk für jeden Interviewer, weil er so authentisch ist. Dieser Mann wäre, wenn er nicht noch Fußball spielen würde, einer der besten Entertainer und Moderatoren. Der steht für mich vom Unterhaltungslevel und seiner Schlagfertigkeit auf einer ähnlichen Stufe wie Jürgen Klopp.

Wie gehen Sie mit der Kritik an Ihrer Arbeit um, die bei solch einem Großereignis zwangsläufig kommen wird?

Lea Wagner: Ich versuche grundsätzlich wenig in den sozialen Medien zu lesen. Ich bin selbst mein größter Kritiker und lerne immer von Fehlern oder wenn ich selbst mit einer Sendung unzufrieden war. Konstruktiver Kritik gegenüber bin ich aber immer aufgeschlossen, schließlich will ich mich verbessern.

Fühlen Sie sich inzwischen als eigenständige Moderatorin anerkannt oder heißt es immer noch, dass Sie die Tochter von David Wagner sind?

Lea Wagner: Manche wissen gar nicht, wer mein Vater ist und wenn doch, ist es keine Belastung. Ich bin seine Tochter und darüber bin ich auch froh, weil ich mir keinen besseren Vater vorstellen kann. Es war nie mein Ziel, mich aus irgendeinem Schatten herauszubewegen, weil ich es auch nie als solches empfunden habe.

Wie fällt denn Ihre EM-Prognose aus?

Lea Wagner: Meine Euphorieschwankungen sind schon extrem. Nach den jüngsten Eindrücken habe ich wieder das Gefühl, dass es richtig weit gehen kann. Was Julian Nagelsmann da gerade aufbaut, könnte sehr gut funktionieren. Ich hoffe vor allem, dass wir in Deutschland die Gefühle von 2006 wieder erleben dürfen und es wieder so schön wird.

Und wie blicken Sie auf Ihren Job?

Lea Wagner: Ich freue mich riesig auf die Aufgabe und auf alles, was mich erwartet. Solch eine Heim-EM kann noch mal eine ganz besondere positive Wucht entfachen. Das wird sicher ein ganz anderes Erlebnis als in Katar. Dann hoffentlich ohne die politischen Themen und mit dem Fokus auf den sportlichen Erfolg.

Lea Wagner: Mehr Unterhaltung – aber nicht zu „Let's Dance“

Sie haben auch ein Quiz-Format präsentiert. Würden Sie andere Shows auch reizen?

Lea Wagner: Grundsätzlich habe ich Lust, mehr in der Unterhaltung zu moderieren. Es hat mir unheimlich Spaß gemacht, bei der Quizshow „Frag mich was Leichteres!“ als Moderatorin dabei zu sein.

Und wie wäre es mit Tanzen?

Lea Wagner: Meine Tanzkünste halten sich in Grenzen und zeitlich wäre es auch nicht möglich. Ich habe großen Respekt vor den sportlichen Leistungen und dem Aufwand der Teilnehmer in der Show.