Frauenfußball-KolumnePokalfinale in Köln als Warnung: DFB darf einen Fehler nicht machen

Die Fans des SC Freiburg schwenken Fahnen und präsentieren ein kritisches DFB-Banner.

Die Fans des SC Freiburg zeigten beim DFB-Pokalfinale der Frauen am 18.05.2023 im Rhein-Energie-Stadion in Köln, was sie vom DFB halten. 

Der Frauenfußball entwickelt sich immer weiter. Auch in Sachen Fan-Kulter. Doch Spiele wirken bislang oft wie ein großer Kindergeburtstag. Das wünschen sich nicht alle Fans.

von Alina Ruprecht (aru)

„In der aktuellen Entwicklung des Frauenfußballs stecken unfassbare, großartige Potenziale. Es entsteht jedoch der Eindruck, dass aktuell alles darangesetzt wird, ihn zu einem möglichst emotionslosen und durchkommerzialisierten Unterhaltungsspektakel zu formen.“

Diese mehr als deutlichen Worte fand die Supporter Crew Freiburg e.V. im Nachgang des DFB-Pokal Finalspiels der Frauen am 18. Mai. Im Kölner RheinEnergie-Stadion trat der Sportclub gegen den VfL Wolfsburg an.

Der DFB macht den Fans das Leben schwer

Die Fans der Breisgauerinnen, die extra für das Finale angereist waren, berichteten unter anderem von erheblichen Problemen bei der Genehmigung von Dingen, die unverzichtbar sind im Fan-Alltag, durch den DFB: Fahnen, Banner und Konfetti für eine Choreo. Auch dass alle Steh- und Sitzblöcke der Vereins-Fans nebeneinander liegen sollten, war von den Organisatoren anfangs nicht bedacht worden.

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Während die Fan-Kultur im Fußball der Männer seit Jahrzehnten existiert und floriert, befindet sich die des Frauensports derzeit in einer richtungsweisenden Entwicklungsstufe. Viele Frauen Bundesliga-Teams wurden diese Saison von deutlich mehr Auswärtsfans begleitet, die Stimmung in den Stadien lebte förmlich auf und neue Supporter-Gruppen bildeten sich.

Einzelne Vereine unterstützen diese Entwicklung aktiv, indem sie Auswärtsfans bei den Reiseplanungen unterstützen oder Fan-Beauftrage für die Frauen-Teams einstellen. Zu anderen Begebenheiten werden Spiele im Fußball der Frauen jedoch komplett anders vermarktet. Die Europameisterschaft im vergangenen Sommer fühlte sich über einige Strecken hinweg an wie ein großer Kindergeburtstag. Vor den Spielen, sowie in den Halbzeitpausen gab es Unterhaltungsprogramm in Form von Dance-Cams und Karaoke.

Frauenfußball ist mehr als nur ein Familienfest

Überall wurde auf familienfreundliche Atmosphäre gesetzt. Letztes war auch beim DFB-Pokalfinale der Frauen gesetzt, vor dem auf den Wiesen vor dem Stadion ein Familienfest veranstaltet wurde. Dem ist grundsätzlich nichts entgegenzusetzen, denn Fußball ist ein Sport für jede und jeden. Jedoch hat der Fußball der Frauen, wie es die Freiburger Supporter-Crew treffend schreibt, jetzt die Möglichkeit, aus den Fehlern des Männerfußballs zu lernen.

Fußball lebt von der Leidenschaft der Fans, die sich nun mal am besten durch laute Gesänge, bunte Fahnen, Banner und gut geplante Choreos ausdrücken lässt. Was wäre der Sport ohne sichtbare Zeichen von Support und Emotionen? Der Fußball der Frauen soll nicht zum ruhigen Familienfest degradiert werden. Die Zielgruppe muss jeder Sportfan sein, der mit Herz und Leidenschaft dabei ist.

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Zeitgleich werden die Spielerinnen als nahbare Vorbilder für die junge Generation vermarktet und gesellschaftlich stark in die Verantwortung genommen. Manchmal scheint es so, als sei dies im Fußball der Frauen häufiger der Fall als im Sport der Männer, wo hauptsächlich Leistung und prestigeträchtige Titel erwartet werden.

Während Fußball ein- und dieselbe Sportart ist, wird er anders vermarktet und wahrgenommen, dementsprechend, wer am Ball ist. Durch Dance-Cams und Familien-Feste befeuert man diese Entwicklung nur noch weiter. Statements, wie die der Freiburger Fan-Gruppe, zeigen, dass dies eindeutig nicht das ist, was die Fans des Fußballs der Frauen in Deutschland wollen. Es gilt nun, ihnen mehr Gehör und Aufmerksamkeit zu schenken und sie aktiver in die Entwicklung der Fan-Kultur einzubinden.

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An vielen Frauen-Bundesliga Spielorten im Land entstehen derzeit Unterstützerprojekte, die das Potenzial haben, eine langfristige Fan-Kultur zu etablieren. Wenn man ihnen Banner, sowie Fahnen verbietet, die bei Fußballspielen der Männer problemlos in die Stadien gelassen werden, wirft das einen äußerst fragwürdigen Eindruck auf, inwiefern eine Fan-Kultur im Fußball der Frauen bei Verbands- und Branchenverantwortlichen überhaupt gewünscht ist.


Alina Ruprecht ist freie Autorin bei EXPRESS.de und kümmert sich in ihren Kolumnen um das Thema Frauenfußball. Sie ist Mitglied von FRÜF - Frauen reden über Fußball.


Der Sport ist für jeden da, für Familien mit kleinen Kindern, aber auch den leidenschaftlichen Fan, der sich im Stehbereich über 90 Minuten lang die Seele aus dem Leib singen möchte. Das Publikum im Fußball der Frauen ist schon jetzt ein diverses Abbild der Gesellschaft, das unbedingt aufrechterhalten werden muss.

Aber dazu braucht es ein strategisches Umdenken, weg vom familienfreundlichen Image hin zu mehr Freiraum für die Fans. Denn diese wissen am besten, wie man Unterstützung und Begeisterung für die Teams der Frauen-Bundesliga ausdrückt.