Giulia Gwinn ist das Aushängeschild des deutschen Frauenfußballs. Nun geht sie zum ersten Mal als DFB-Kapitänin in ein großes Turnier.
„Da kann man nicht von der Schönsten sprechen“Gwinn rückt Aussage von Vorgängerin gerade

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Giulia Gwinn führt das deutsche Team bei der EM 2025 in der Schweiz als Kapitänin an.
Es ist ihr großes Turnier als DFB-Kapitänin: Bei der Frauen-EM (2. bis 27. Juli 2025) 2025 in der Schweiz wird Giulia Gwinn (25) das deutsche Team anführen. Kurz vor dem Turnierstart hat die Rechtsverteidigerin mit einem Attribut aufgeräumt, das ihr einst von Vorgängerin Alexandra Popp (34) verpasst wurde.
Vor der WM 2019 hatte die Stürmerin ihre Teamkolleginnen vorgestellt – und die damals erst 19-jährige Gwinn als „die Hübscheste“ bezeichnet.
Gwinn setzt auf ruhigen Führungsstil: „Nicht die, die ständig rumschreit“
Damals freute sich Gwinn zwar über das „schöne Kompliment“, gab im „Bild“-Interview aber auch zu: „Die Mitspielerinnen machen sich da einen schönen Spaß draus. Ich werde ein bisschen damit aufgezogen. Aber es ist ja alles lieb gemeint.“
Sechs Jahre ist das jetzt her, doch mit Fragen zu ihrem Aussehen wird Gwinn bis heute konfrontiert. „Ich glaube, damit hatte damals Poppi ein bisschen angefangen, mit dieser Aussage ‚die Hübscheste‘“, erinnert sich Gwinn in der neuen ARD-Doku „Shootingstars – Deutschlands neue Fußballgeneration“, stellt aber klar: „Darum geht es mir wirklich nicht.“
Natürlich sei sie eine junge Frau, die gerne ihre Haare schön macht und sich auch mal schminkt, „aber viel wichtiger ist mir das, was auf dem Platz passiert“, so die amtierende deutsche Doublesiegerin mit dem FC Bayern. „Da bin ich eine andere Person, da haue ich mich in die Zweikämpfe rein. Da renne ich um mein Leben. Da ist es mir auch egal, wenn mir in einem Spiel mal ein Zahn ausgeschlagen wird.“
Voller Fokus auf das Sportliche und den Erfolg, betont Gwinn und stellt klar: „Da kann man wirklich nicht von der Schönsten sprechen, sondern eher von der, die sich für die Mannschaft zerreißen will.“ Allerdings, gibt Gwinn zu: „Ich bin definitiv sehr perfektionistisch, alleine, wenn man meinen Zopf anschaut, der muss immer perfekt sein.“
Gwinn, die in der Jugend zunächst nur mit Jungs spielen konnte, macht als Kapitänin einiges anders als ihre Vorgängerin. „Alex war ja natürlich schon jemand, der sehr verbal war, der sehr laut geworden ist teilweise“, sagte Gwinn dieser Tage im DFB-Camp. „Ich bin jetzt nicht die, die ständig rumschreit und Leute irgendwo zurechtweisen möchte.“
Bei den Mitspielerinnen scheint dieser Führungsstil anzukommen. „Sie ist eine sehr empathische Person. Sie ist sehr offen, sie geht auf die Spielerinnen zu, sie hat auch immer ein offenes Ohr“, sagt Sara Däbritz, die schon beim EM-Titel 2013 im Kader stand – und die früheren Zeiten noch kennt.
„Sie will, dass sich alle Spielerinnen wohlfühlen, dass sie überhaupt keine Angst haben müssen, hier zu sein. Das ist eine Qualität, die Giulia extrem ausmacht“, erklärt Vize-Kapitänin Janina Minge. Und für Co-Trainerin Maren Meinert ist Gwinn ohnehin „eine absolute Führungsspielerin“, die im Team gut gehört werde. Obwohl sie „keine Lautstarke“ ist, wie Minge findet.
In der Schweiz sind Gwinns Führungsqualitäten ab dem kommenden Freitag (4. Juli) gefragt. Dann trifft das DFB-Team im Auftaktspiel (21 Uhr/ARD) auf Polen. Die weiteren Gruppengegner sind Dänemark (8. Juli) und Schweden (12. Juli). (mit dpa)