Corona-TrainingFortuna-Coach Rösler: „Wir haben mehrmals Besuch bekommen“

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Trainer Uwe Rösler hofft mit Fortuna den Klassenerhalt in der Bundesliga zu schaffen.

von Frank Neußer (neu)

Düsseldorf – Fortunas Trainer Uwe Rösler (51) ist mit seiner Mannschaft seit neun Tagen in Kleingruppen wieder auf dem Rasen und bereitet sich auf den Tag X vor – den Tag, an dem die  Bundesliga endlich wieder starten soll. Im EXPRESS-Interview spricht der Coach über die Trainingsinhalte, den Stand der Verletzten und die Konkurrenz.

Die ersten Tage Training in Kleingruppen sind beendet. Wie lautet Ihr Fazit?

Rösler: „Wir haben in Zweiergruppen begonnen, haben dann Ende der letzten Woche mit vier Spielern gearbeitet, Montag mit fünf und hoffen, wenn es die Umstände zulassen, am Ende der Woche mit sechs Mann trainieren zu dürfen. Ich habe schnell gemerkt, dass wir als Verein aus der Landeshauptstadt genau unter die Lupe genommen werden. Wir haben mehrmals Besuch bekommen, es wurde genau darauf geschaut, dass wir auch alle Regeln umsetzen. Das haben wir auch getan.“

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Und die Mannschaft hat voll mitgezogen?

„Unter den Umständen bin ich mit dem Engagement und der Energie zufrieden. Es ist wichtig, dass alle davon ausgehen, dass wir die Saison beenden werden. Darauf richtet sich der Fokus, und daraus ziehen wir die Motivation und die Selbstdisziplin. Alle akzeptieren die Herausforderungen. Wir streben alle das Ziel an, die neun Spiele auszutragen und den Klassenerhalt zu schaffen.“

Wie intensiv kann man in Kleingruppen überhaupt arbeiten?

„Wir hatten intensive Einheiten. Wenn man in kleinen Gruppen 80, 85 Minuten trainiert, ist das schon richtig anstrengend. In dieser Woche haben wir ein wenig die Intensität rausgenommen, damit keine Verletzungen auftreten. Die Jungs sind in einem guten körperlichen Zustand, es fehlt natürlich die Spielroutine und die Matchfitness. Ansonsten ist alles gut, es gibt keine schlechten Nachrichten zu verkünden.“

Wie geht es den beiden Verletzten Zack Steffen und Dawid Kownacki?

„Zack ist zwar nach seiner Knieverletzung noch nicht ins Mannschaftstraining eingestiegen, er macht aber alle spezifischen Übungen für einen Torwart. Er ist so eine Option in der näheren Zukunft. Auch Dawid macht Fortschritte und macht individuelles Training. Er kann nach der Innenbandverletzung schon wieder beschleunigen und abbremsen. Wir geben ihm die Zeit, die er braucht. Aber es deutet sich an, dass er am Ende der Saison noch einmal eine Option für uns werden könnte.“

Haben die Spieler, die vor der Coronakrise  bei Ihnen viele Einsätze hatten, einen Bonus, wenn es wieder losgeht?

„In den sechs Spielen in der Bundesliga und den beiden im DFB-Pokal habe ich vielen Spielern eine Chance gegeben. Dass sich nach dieser Zeit ein Stamm herauskristallisiert hat, ist normal. Die Jungs haben es auch gut gemacht. Auf der anderen Seite verfolge ich aktuell im Training wie die anderen Gas geben. Sie sehen nun die Möglichkeit, sich in den Vordergrund zu spielen. So wird es sicherlich Konkurrenzkämpfe geben. Aber es zeigt auch, dass wir eine intakte Gruppe beisammen haben. Wir sind wie eine große Familie und alle ziehen an einem Strang. Das hat man auch beim Thema Gehaltsverzicht gesehen.“

Unter Ihrer Regie hat Fortuna nur einmal in sechs Bundesligaspielen verloren, aber auch „nur“ sieben Punkte geholt. Wie wollen Sie es schaffen, dass das Team effektiver wird?

„Wir sind seit rund drei Monaten mit mir als Trainer in einem Prozess, der noch lange nicht abgeschlossen ist. Natürlich haben wir die Spiele analysiert und Details entdeckt, die gut und schlecht waren. Wir haben in den Kleingruppen viel an den Torabschlüssen gearbeitet, taktische Elemente einstudiert und die positiven Dinge aus den ersten Spielen weiterentwickelt. Denn wir sind schon vorher auf einem guten Weg gewesen. Fakt ist aber, dass wir mehr Tore erzielen müssen.“

Glauben Sie, dass die ersten Partien eher eine Lotterie sein werden, sollte die Spielzeit fortgeführt werden?

„Lotterie würde ich es nicht nennen, aber eine Ungewissheit wird es bei allen Vereinen geben. Man weiß nicht, mit welcher Qualität man selbst oder der Gegner auf dem Platz stehen wird. Man muss den Rhythmus finden, die Spiele werden am Anfang sicherlich nicht auf ihrem höchsten Niveau sein. Zudem müssen alle Klubs mit Spielen in einem leeren Stadion klarkommen.“

Glauben Sie, dass es durch die Pause eine Wettbewerbsverzerrung geben kann, weil viele verletzte Spieler doch wieder mitmischen können?

„Nein, aber viele Klubs werden die letzten neun Begegnungen zu einem Neustart nutzen. So wie wir es nach meinem Einstand auch auserkoren haben. Für uns wird es wichtig sein, dass wir am Schluss mindestens drei Teams hinter uns lassen können.“

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Welche Teams stecken mit Fortuna im Abstiegskampf?

„Paderborn und Bremen stehen aktuell hinter uns, ich denke, dass wir Mainz (vier Punkte mehr) und Augsburg (fünf Punkte mehr) vielleicht noch einholen können. Je mehr Mannschaften noch mit reinrutschen, desto besser.“

Ist Berlin für Sie nach dem Trainerwechsel von Alexander Nouri zu Bruno Labbadia kein Abstiegskandidat mehr?

„Aus ihrer Sicht war es eine gute Entscheidung. Mit Bruno Labbadia hat Berlin einen sehr erfahrenen Coach verpflichtet. Er kennt den Abstiegskampf und wird die richtigen Knöpfe drücken, damit sich der Erfolg einstellt. Mit dem Potenzial gehört die Hertha gar nicht da unten hin. Für uns ist wichtig, dass wir den Klassenerhalt schaffen. Nur das zählt und darauf arbeiten wir intensiv hin.“