Große Namen im GesprächTuchel muss beim FC Bayern spätestens im Sommer gehen – wer übernimmt?

Noch ist Thomas Tuchel offiziell Bayern-Trainer. Doch seit dem 21. Februar 2024 steht fest: In der kommenden Saison wird in München ein anderer Coach an der Seitenlinie stehen.

von Denis Canalp (can)

Thomas Tuchel (50) ist beim FC Bayern am Ende. Das 2:3 des Rekordmeisters am Sonntag (18. Februar 2024) beim VfL Bochum war der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Zuvor hatten die Bayern schon beim 0:3 in Leverkusen vermeintlich die Meisterschaft und in Rom beim 0:1 gegen Lazio die Champions League verspielt. Im DFB-Pokal sind die Tuchel-Bayern seit dem peinlichen Aus gegen Saarbrücken schon lange nicht mehr. Am Mittwoch (21. Februar) verkündete der FCB schließlich die Trennung zum Saisonende.

Thomas Tuchel fehlen beim FC Bayern die Argumente

Es kam, wie es kommen muss. Der FC Bayern München wird die Saison 2023/24 aller Voraussicht nach ohne Titel beenden. Das gab es seit 2012 nicht mehr. Und das hat Folgen für den Trainer. 

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Bei den Bayern muss nach der aktuellen Krise jeder Stein im Sommer umgedreht werden. Mal wieder. Und doch muss als erstes der Trainer ausgetauscht werden. Zu dieser Erkenntnis gelangten nun auch die Klub-Bosse. Auch wenn man dieses Jahr nicht schon wieder den Trainer im Laufe der Rückrunde entlassen wollte – wie mit Julian Nagelsmann 2023 geschehen.

Thomas Tuchel fehlen am Ende die Argumente. In seinen 44 Spielen als Bayern-Trainer ging der Rekordmeister in elf Begegnungen als Verlierer vom Platz – eine dramatische Bilanz aus Sicht eines Trainers des FC Bayern. In der Bundesliga liegen seine Bayern nach 22 Spieltagen acht Punkte hinter den überragenden Leverkusenern. Da hilft Tuchel auch nicht der Verweis auf gute 50 Punkte der Bayern.

Zudem steht dem Trainer die frappierende Schwäche in K.o.-Spielen im Weg. Von sieben K.o.-Spielen unter Tuchel verloren die Bayern fünf Partien, gewannen nur eine: in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Preußen Münster.

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Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen (56) sprach Tuchel nach der Bochum-Klatsche dennoch eine Job-Garantie aus. Gegen RB Leipzig werde Tuchel am Samstag (24. Februar, 18.30 Uhr) definitiv auf der Bank sitzen. Tuchel bleibe „selbstverständlich“. Das sagte Dreesen aber erst auf mehrfache Nachfrage von Journalisten. Und über die Saison hinaus galt das Bekenntnis nicht, wie jetzt deutlich wurde.

Tuchel und Bayern, das passt nicht. Und die Beziehung wird nicht fortgesetzt. Der angeschlagene Rekordmeister hofft, die Saison mit Tuchel gesichtswahrend über die Bühne bringen zu können, doch jeder weitere sportliche Rückschlag dürfte die Unruhe an der Säbener Straße weiter steigern. Zumindest, wenn eine Alternative gefunden wird. 

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Tuchel muss gehen, doch was passiert dann an der Säbener Straße? Wer könnte zur neuien Saison Nachfolger des ehemaligen Chelsea- und PSG-Trainers beim FC Bayern werden? Die Gerüchteküche brodelt bereits gewaltig. Auch wenn Jupp Heynckes (78) aus gesundheitlichen Gründen und wegen seines Alters kein Kandidat mehr sein kann: Große Namen werden rund um die Allianz-Arena trotzdem als Kandidaten genannt.

EXPRESS.de nimmt die Kandidaten unter die Lupe:

Xabi Alonso

Xabi Alonso (42) könnte einmal Bayern-Trainer werden. Der frühere Bayern-Spieler steht bei den Bayern-Bossen hoch im Kurs, kein Wunder nach seiner Traum-Saison mit Bayer Leverkusen. Alonso ist die Wunschlösung der Bayern für den Sommer 2024. 

Doch auch im Sommer ist es längst nicht sicher, dass Alonso zu den Bayern gehen würde. Der Spanier weckt Begehrlichkeiten, auch sein anderer Ex-Klub, der FC Liverpool, hat Alonso als Nachfolger für Jürgen Klopp längst ins Visier genommen. Und Simon Rolfes (42) gleich mit. Der Bayer-Boss hatte zuletzt aber mit breiter Brust verkündet, dass er nicht daran zweifele, dass Alonso auch in der kommenden Saison unterm Bayer-Kreuz arbeiten werde. Abwarten! 

Die Bayern sollen sich schon nach möglichen Konditionen bei Alonsos Management erkundigt haben. Eine Ausstiegsklausel soll er nicht im Vertrag bei Bayer verankert haben, dem Vernehmen nach gibt es aber eine Absprache, dass die Werkself den Spanier ziehen lassen würde, wenn er eine neue Aufgabe anstrebt. Die Ablöse soll zwischen 15 und 20 Millionen Euro liegen. Auch für Liverpool stellt dies kein Hindernis dar. 

Xabi Alonso will aber wohl noch keine Entscheidung treffen, will sich zunächst auf das mögliche „kleine Triple“ mit Leverkusen konzentrieren. Aus Bayern-Kreisen ist zu vernehmen, dass sich die Bayern gute Chancen bei Alonso ausrechnen. 

Jürgen Klopp

Jürgen Klopp (56) ist eine weitere Sehnsuchtslösung der Bayern. Klopp würde den Bayern auch medial guttun, schwer vorstellbar, dass sich Sky-Experten wie Didi Hamann (50) Klopp so kritisch betrachten würden wie Tuchel. 

Das Problem aus Bayern-Sicht: Klopp, der Liverpool zum Saisonende aus freien Stücken verlassen wird, wird definitiv ein Sabbatjahr einlegen. Das bestätigte sein Berater Marc Kosicke auf Nachfrage. Damit wäre Klopp – wenn er denn überhaupt will – aber erst 2025 für die Bayern verfügbar. 

So lange wird Tuchel, das ist seit dem 21. Februar verbrieft, nicht mehr durchhalten. Und die Bayern können nicht so lange auf einen Wunschtrainer warten. Kommt Alonso im Sommer, ist Klopp keine Option mehr. Und einen Platzhalter für eine ganze Saison zu installieren, ist auch nur schwer vorstellbar. Tendenz: Klopp und Bayern – das wird wieder nichts.

Sebastian Hoeneß

Der Nachname ist bei Bayern seit den 70ern ein Dauerbrenner. Der Neffe von Uli Hoeneß war schon beim FCB, wurde mit der zweiten Mannschaft Meister in der 3. Liga. Nach einer durchwachsenen Station in Hoffenheim begeistert Sebastian Hoeneß (41) derzeit mit erfolgreichem und schönem Fußball mit dem VfB Stuttgart. 

Ein Job bei den Bayern-Profis käme vielleicht zu früh für Hoeneß, der im Gegensatz zu den meisten Kandidaten keinerlei Champions-League-Erfahrung besitzt. Für Sky-Experte Hamann ist das kein Problem, er sieht Hoeneß als Tuchel-Nachfolger, weil er nicht an einen Wechsel von Xabi Alonso an die Säbener Straße glaubt.

Zinédine Zidane

Der neueste Trainer, um den es Gerüchte bei den Bayern gibt. Wie die italienische Zeitung „Corriere Dello Sport“ berichtete, sollen die Bayern bereits vor der Niederlage bei Lazio Rom Kontakt zu Zidane (51) aufgenommen haben. 

Zidane ist der einzige Trainer, der die Champions League dreimal in Folge gewann. Der Franzose, der als Spieler Welt- und Europameister wurde, ist der vielleicht größte Trainername im Weltfußball überhaupt.

Und dennoch gibt es Zweifel, ob Zidane der Richtige für die Bayern wäre. Der introvertierte Zidane, der bislang nur Real Madrid trainierte, spricht kein Deutsch und auch sein Englisch soll mehr als ausbaufähig sein. Angeblich soll dies aber erstmals bei den Bayern kein Ausschlusskriterium sein. Zidane passt ins Anforderungsprofil, weil die Bayern einen empathischen Trainer suchen, der zwischenmenschlich gut mit den Stars zurechtkommt.

Zidane findet wohl Gefallen an einem Bayern-Engagement, fordert aber ein großes Mitspracherecht in Bezug auf Personal. Ob das zu den Bayern passt? Zidane kann ja mal bei Tuchel nachfragen. Was passt: Zidane will keinen Klub in der laufenden Saison übernehmen.

Hansi Flick

Geschichten, die nur der Fußball schreibt. 2020 lag München dem Sextuple-Gewinner Hansi Flick (58) zu Füßen, die Bayern hatten endlich ihren Traum-Trainer gefunden. Ein Jahr später wollte Flick nach ständigen Machtkämpfen mit Hasan Salihamidzic (47) einfach nur noch weg – und bei den Bayern wollte ihn auch keiner so recht aufhalten. Mit Nagelsmann (36) sollte alles besser werden. 

Flick übernahm die Nationalmannschaft und scheiterte krachend mit der DFB-Elf bei der Winter-WM in Katar – Graugänse-Motivationsdesaster inklusive. Nagelsmann stolperte bei den Bayern anschließend vor allem über private Geschichten und schlechte Ergebnisse. Jetzt ist Nagelsmann erneut Flicks Nachfolger – und die Bayern sollen Flick tatsächlich wieder auf dem Schirm haben. 

Flick wäre bei den Bayern eher ein Übergangstrainer bis Saisonende gewesen, kein Mann für den Neuanfang im Sommer. Er hätte sein Image wieder aufpolieren können, die Bayern hätten wohl wieder Ruhe im Klub. Durch das Bekenntnis zu Tuchel bis zum Sommer scheint der zweite Anlauf für Flick in München aber vom Tisch.

Unai Emery

Mit Unai Emery (52) haben die Bayern in der Vergangenheit keine guten Erfahrungen gemacht, allerdings war der heutige Coach von Aston Villa da noch Trainer beim FC Villarreal – und kegelte die Bayern unter Nagelsmann aus dem Champions-League-Achtelfinale.

Der Spanier trainierte auch schon den FC Arsenal und Paris Saint-Germain, kennt sich also mit großen Egos unter Spielern aus. Das qualifiziert ihn für München, ebenso seine internationalen Erfolge: Mit dem FC Sevilla (dreimal) und Villarreal gewann er die Europa League, mit Arsenal erreichte er das Finale.

Privates Glück

Die Spielerfrauen der Bayern-Stars

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José Mourinho

Noch ein riesiger Name. José Mourinho (61) steht für das, was den Bayern gerade fehlt: Erfolge. Er gewann mit dem FC Porto und Inter Mailand die Champions League, holte in Portugal, England, Spanien und Italien die nationale Meisterschaft mit seinen Teams, gewann als einziger Trainer in Europa das kleine und das große Triple.

Mit seinen Teams erreichte er sechs europäische Endspiele – und triumphierte dabei in fünf Finals. Der Portugiese passt mit seinem defensiven Spielstil nicht perfekt zu den Bayern. Bei der Roma lief es für „The Special One“, wie er sich bei seiner ersten Pressekonferenz in England einst selbst taufte, in dieser Spielzeit auch nicht nach Plan. Der Hauptstadt-Klub trennte sich im Januar nach drei Niederlagen in fünf Spielen von Mourinho.

Wie zuletzt jedoch zu lesen war, lernt Mourinho bereits Deutsch, um für die Bayern vorbereitet zu sein. Schwer vorstellbar, dass die Bayern sich solch einen schwierigen Charakter ins Haus holen. Aber die Verzweiflung ist gerade groß.

Antonio Conte

Noch ein großer Name in der Verlosung. Der Italiener bringt durch Stationen wie Juventus Turin, FC Chelsea, Inter Mailand, Tottenham Hotspur sowie bei der italienischen Nationalmannschaft die richtige Vita für Bayern mit. 

Was gegen Conte (54) spricht: mangelnde Deutschkenntnisse und sein defensiver Spielstil – siehe Mourinho. Immerhin wäre er ebenfalls sofort verfügbar und ist kein Tuchel-Freund, wodurch der Bayern-Job vielleicht noch interessanter für ihn wäre. 

Louis van Gaal

Apropos schwieriger Charakter: Immer wieder geistert bei den Bayern der Name Louis van Gaal (72) herum. Der Niederländer brachte in seiner Amtszeit von 2009 bis 2011 ein neues System mit zwei klassischen Außenstürmern nach München, das noch heute im Grunde so praktiziert wird.

Er ging im Krach mit Uli Hoeneß. Auch wenn sich die beiden Alphatiere längst wieder vertragen haben: Van Gaal wird nicht ein zweites Mal übernehmen, genießt seinen Ruhestand in Portugal. 

Joachim Löw

Auch der Name Joachim Löw (64) fällt immer wieder rund um den FC Bayern. Doch auch der deutsche Weltmeister-Trainer gilt nicht gerade als zukunftsträchtige Lösung, ist zudem seit 2021 ohne Job. Außerdem ist es fraglich, ob Löw auch mit einer Vereinsmannschaft große Erfolge feiern kann. Ebenfalls sehr unwahrscheinlich, dass Löw die Bayern übernimmt.

Ole Gunnar Solskjaer

In England lachen sich Fußball-Fans kaputt, aber Solskjaer (50), der personifizierte Bayern-Albtraum seit dem Treffer in der Nachspielzeit des traumatischen Champions-League-Finals 1999 in Barcelona, soll tatsächlich bei den Bayern auf dem Zettel stehen.

Angeblich jedoch nur als Interimslösung bis zum Sommer, falls Tuchel doch vorher gehen muss. Seine Zeit als Coach bei Manchester United war durchwachsen, weshalb es mehr als überrascht, dass die Bayern den Norweger wirklich in Erwägung ziehen.