Nach Bayern-PleiteSchiri-Zoff eskaliert – Aytekin beleidigt Gräfe: „Er labert Scheiße“

Leon Goretzka  vom FC Bayern beschwert sich bei Schiedsrichter Deniz Aytekin.

Schiedsrichter Deniz Aytekin ist nach dem Spiel Bayern gegen Leipzig am 20. Mai 2023 der Kragen geplatzt.

Der FC Bayern München hat am 33. Spieltag wahrscheinlich die Meisterschaft verspielt. Schiedsrichter Deniz Aytekin platzte nach dem 1:3 gegen RB Leipzig der Kragen.

von Denis Canalp (can)

Der FC Bayern München hat am Samstag (20. Mai 2023) gegen RB Leipzig im Titelkampf um die deutsche Meisterschaft gepatzt. Der Rekordmeister verlor 1:3, der BVB ist im Rennen um den Titel jetzt in der Pole Position.

Die spektakuläre Niederlage der Bayern, die 1:0 führten, bietet schon genug Gesprächsstoff, doch Schiedsrichter Deniz Aytekin (44) sorgte für den Aufreger des Abends. Und das nicht wegen seiner Leistung.

„Und der Manuel Gräfe sitzt in Berlin mit seinen 180 Kilo und labert so eine Scheiße“

Nach dem Spiel stand Bayern-Star Thomas Müller (33) einem Journalisten gerade Rede und Antwort, als im Hintergrund plötzlich Aytekins Stimme deutlich hörbar ertönte – und das Interview des Nationalspielers mit einer Schimpftirade plötzlich unterbrach.

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Aytekin wurde zeitgleich vom ZDF für ein Interview in der Mixed Zone angefragt. Es ging um ein Statement zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleichstreffer der Leipziger und die Frage, ob in der Entstehung des Treffers des designierten Bayern-Zugangs Konrad Laimer (25) ein Foulspiel an Bayern-Profi Leon Goretzka vorgelegen habe.

Da der DFB um Transparenz bemüht ist, stehen solche Fragen mittlerweile in der Bundesliga an der Tagesordnung. Doch Aytekin, eigentlich als Medien-Profi in der Schiedsrichter-Szene bekannt, verlor komplett die Nerven. 

Während Müller versuchte, die Bayern-Niederlage und die daraus entstehenden Folgen zu erklären, war plötzlich Aytekins Stimme laut zu hören.

„In diesem Stadion spricht kein Mensch vom Schiedsrichter. Kein Mensch! Und der Manuel Gräfe sitzt in Berlin mit seinen 180 Kilo und labert so eine Scheiße“, schrie Aytekin durch den Raum.

„Das geht mir langsam gegen den Strich. Das ist ein Wahnsinn! Und dann soll ich mich hinstellen und wegen eines Zupfers irgendeinen Scheiß erzählen. Das ist ein Wahnsinn, das hat nichts mit Sport zu tun. Das Spiel wurde durch die Spieler entschieden. Ich bin auf 180, sorry“, polterte Aytekin weiter.

Selbst Müller schaute schelmisch grinsend in Richtung Aytekin und sagte: „Alles gut, ich höre gerne zu. Die Emotionen ...“, Aytekin antwortete ihm aus der Distanz: „Ich bin auch emotional!“ Müller sagte daraufhin lachend: „Die 180 wurden doppelt verwendet.“

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Im ZDF wurde Aytekins Ausraster gegen den ehemaligen Fifa-Schiri nicht ausgestrahlt. Dort beantwortet Aytekin die Fragen souverän und verzichtete auf weitere Attacken gegen Gräfe (49), der sich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht öffentlich zur Leistung Aytekins geäußert hatte.

In der Nacht wurde Gräfe dann auf Twitter aktiv und monierte die unterschiedlichen Bewertungen beim Halten von Gegenspielern in der Bundesliga und nannte dabei auch Aytekin. Hier sind seine Tweets zu sehen:

Gräfe beobachtet die Leistungen und Ansetzungen der Schiedsrichter als TV-Experte des ZDF und via Twitter regelmäßig kritisch. Das kommt bei den aktiven Schiris nicht gut an.

Aytekin entschuldigt sich am Tag danach für seine Wortwahl

Auch am Sonntag (21. Mai) sagte Aytekin, er und sein Team seien froh gewesen, das wichtige Spiel in München ohne größeren Fehler überstanden zu haben. Daher sei er sehr emotional geworden, als er direkt nach dem Spiel für ein Interview wegen Gräfes Kritik angefragt worden sei.

„Dann bin ich ausgetickt. Für die Wortwahl möchte ich mich in aller Deutlichkeit entschuldigen. Das war völlig drüber. Ich ärgere mich sehr über mich selber und die Wortwahl“, sagte Aytekin bei „Bild“ und kündigte eine Spende von 5000 Euro für einen guten Zweck als Buße für seinen Ausraster an.

Ein YouTube-Video vom Müller-Interview mit Aytekins Ausraster im Hintergrund sehen Sie hier:

Gräfe sei zu seiner aktiven Zeit fachlich ein Top-Schiedsrichter gewesen. Jetzt führe er aber „irgendeinen Krieg gegen den DFB und irgendwelche Verantwortlichen“, sagte Aytekin. Dies dürfe nicht zulasten der derzeit aktiven Referees gehen. Gräfe solle sich lieber in der Ausbildung junger Schiedsrichter engagieren.

Gräfe kontert nach Aytekin-Kritik

Gräfe reagierte am Sonntag auf den Aytekin-Ausraster, unterstellte seinem früheren Kollegen einen kalkulierten Wutausbruch. Es handle sich um ein „mediales Ablenkungsmanöver“, dass Aytekin im Interview „spontan emotional“ reagiert habe, schrieb Gräfe auf Twitter und setzte dies in Anführungszeichen. Aytekin habe damit seiner Meinung nach von „Schiedsrichterproblemen ablenken“ und „berechtigte Nachfragen“ verhindern wollen. Eine „lange Entschuldigung kam per SMS“, schrieb Gräfe.

Hintergrund des Streits: Gräfe galt als einer der besten Schiedsrichter Deutschlands, musste seine Karriere aber 2021 beenden, weil er die vom DFB festgesetzte Altersgrenze von 47 Jahren erreicht hatte. Dagegen klagte er wegen Altersdiskriminierung und bekam teilweise recht. (can)