Kommentar zum ImpfdesasterInterner Krater: FC Bayern wird zum Haifischbecken – platzen Saisonziele?

Joshua Kimmich läuft im Trikot des FC Bayern München über den Platz.

Joshua Kimmich (hier am 6. November 2021) sorgt beim FC Bayern München für Zündstoff.

Der FC Bayern in der Krise. Der Wirbel um die ungeimpften Spieler kann dafür sorgen, dass es richtig düster wird für den deutschen Vorzeigeklub.

von Uwe Bödeker (ubo)

München. Der Fall Joshua Kimmich (26) sorgt nicht nur in ganz Deutschland für Wirbel und Diskussionen. Für den FC Bayern München ist das natürlich unangenehm, doch das eigentliche Problem für den Klub ist die interne Situation. Ein Kommentar zur gefährlichen Bayern-Lage.

Joshua Kimmich stopfte am 23. Oktober 2021 seine Hände tief in die Jackentasche. Er musste mit ernster Miene vor den Sky-Kameras erklären, was da wenige Stunden zuvor öffentlich geworden war: Der Star des FC Bayern München ist nicht geimpft. Es war ein sichtlich unangenehmer Moment nach dem 4:0 des FC Bayern gegen Hoffenheim.

Kimmichs Argumente: persönliche Bedenken. Ein Impfgegner oder Corona-Leugner sei er allerdings nicht. Ob der 26-Jährige da schon im Gefühl hatte, was sein Verhalten bewirken sollte in der Öffentlichkeit? Oder ob ihm klar wurde, was sein Verhalten schon Wochen zuvor innerhalb der Mannschaft bewirkt hat?

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Der FC Bayern München bezeichnet sich gerne als Familie. Und jetzt kann sich jeder Mensch vorstellen, was es bedeutet, wenn innerhalb einer Familie nicht alle aufeinander achten. Vor allem, wenn es um das Thema Gesundheit geht. Mit Kimmich sollen bis Ende Oktober insgesamt fünf Spieler der Bayern ungeimpft gewesen sein. Die Kollegen, die geimpft waren, waren zu Recht wütend.

Es ist unklar, wie es an die Öffentlichkeit kam, dass Kimmich ungeimpft ist. Haben dies Kollegen, Spielerberater oder sogar Ärzte nach außen durchgesteckt? Der FC Bayern ist zwar eine Familie, aber eben auch ein Haifischbecken – prall gefüllt mit Erfolgsmenschen und Alphatieren – auch im Umfeld der Mannschaft. Da verfolgen viele auch ihre eigenen Interessen. Und wenn ein anderer Schwäche zeigt, wird dies mit allen Mitteln ausgenutzt für einen eventuellen eigenen Vorteil.

Joshua Kimmichs Teamkollege Thomas Müller (32) machte deutlich, was er von der ganzen Impfdiskussion hält: Er selbst sei ein „Impf-Freund“ und Müller hoffte, dass „sich die Spieler, die noch nicht geimpft sind, das noch anders überlegen und sich ein Herz fassen.“ Ziel sei es, gemeinsam „aus dieser Corona-Phase rauskommen. Von meinem Wissensstand her ist die Impfung dafür die beste Möglichkeit.“ Da hat er recht. Doch das sehen, aus welchen Gründen auch immer, nicht alle so beim FC Bayern.

So ist auf dem Gelände der Säbener Straße längst nicht mehr von einem kleinen Riss auszugehen, sondern von einem großen Krater. Als dann auch noch Trainer Julian Nagelsmann (34) in Quarantäne musste und die Lage in der Kabine nicht mehr beeinflussen konnte, gab es im Pokal am 27. Oktober 2021 eine 0:5-Klatsche bei Borussia Mönchengladbach. Die Bayern von der Rolle wie seit Jahren nicht mehr.

Jetzt folgte nach weiterem Quarantäne-Tam-Tam um Kimmich am 19. November 2021 das 1:2 beim FC Augsburg. Ob der neue Bayern-Boss Oliver Kahn (52) die Situation geregelt bekommt, ist fraglich. In den vergangenen Wochen haben nämlich bei den Bayern ganz bestimmt schon viele versucht, die Impfgegner in den eigenen Reihen zu überzeugen.

Dass die ungeimpften Bayern-Spieler den Klub aber auch in Zukunft angesichts steigender Infektionszahlen immer und immer wieder durch ihr Fehlen in Bedrängnis bringen, kann sich der FC Bayern nicht leisten. In Sachen Außendarstellung nicht –  und was das interne Klima angeht erst recht nicht. Durch so einen Krater in einem sensiblen Hochleistungsgebilde können schnell hohe Saisonziele verspielt werden.