Dramatische Bayern-SätzeSofort-Plan mit Thomas Tuchel krachend gescheitert

Der FC Bayern taumelt auch unter Thomas Tuchel dem Saisonende entgegen und droht alle Titel zu verspielen. Der Pokal ist schon weg, die Champions League gut wie aussichtslos. Und selbst die Bundesliga macht Sorgen.

von Béla Csányi (bc)

Wie tief liegen die Probleme beim FC Bayern? Drei Wochen nach dem Aus von Julian Nagelsmann (35) und der Verpflichtung von Nachfolger Thomas Tuchel (49) ist klar: Der Trainerposten war beim Rekordmeister längst nicht die größte Baustelle.

Deutlich macht das die überschaubare Tuchel-Bilanz mit dem Super-Kader der Münchner: Fünf Spiele, nur zwei Siege, dazu das Aus im DFB-Pokal und das fast schon sichere Ausscheiden in der Champions League. Nicht mal Pflicht-Siege wie gegen die TSG Hoffenheim (1:1 am Samstag) wollen dem FCB derzeit gelingen.

FC Bayern: Der Trainer-Effekt ist schon verpufft

Klar ist aber auch: Dass die Bayern-Bosse mitten in der heißen Saison-Phase den teuersten Coach der Vereinsgeschichte opferten, geschah nicht zuletzt in der Hoffnung auf einen Sofort-Effekt, um die Titel-Chancen in allen drei Wettbewerben zu wahren. Doch selbst die Meisterschaft wird auf der Zielgeraden zum Kraftakt.

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Den Negativ-Trend der Vorwochen hatte Sport-Vorstand Hasan Salihamidzic (46) auf Tuchels Antritts-Pressekonferenz ausdrücklich Nagelsmann zugeschrieben. Klar, dass eine Siegesserie in den ersten Wochen gerade ihn und Vorstands-Boss Oliver Kahn (53) gestärkt hätten. Nach den turbulenten Wochen stehen beide besonders im Fokus, während ihr neuer Trainer zumindest bis Saisonende Schonzeit besitzt.

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Doch an der Säbener Straße geht es weiter drunter und drüber, bestes Beispiel der Kabinen-Angriff von Sadio Mané (30) auf Leroy Sané (27). Dass es rumort, wird immer wieder deutlich. Joshua Kimmich (28) äußerte nach dem schwachen 1:1 gegen Hoffenheim einmal mehr sein Unverständnis über den müden Auftritt im Kollektiv – wie schon unter Nagelsmann. Der Tuchel-Hebel hat hier offenbar noch nicht gegriffen.

„Nach einer 0:3-Niederlage unter der Woche sollte man eigentlich meinen, dass man eine Reaktion zeigen möchte“, schimpfte der DFB-Star und schob vorwurfsvoll nach: „Da kann ich mir nicht erklären, dass wir heute so eine Leistung auf den Platz bringen.“ Die Bayern hätten gegen die TSG „ohne Energie gespielt“, bemängelte Kimmich weiter.

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Ein dramatisches Fazit im Hinblick auf den erhofften Effekt des Trainerwechsels. Denn auch wenn niemand sofortige Wunderdinge erwartet hatte, wären selbst über 90 Minuten sichtbare Grundtugenden – eigentlich eine Selbstverständlichkeit – aktuell ein Schritt nach vorne.

Resignation statt Kampfgeist beim FC Bayern

Dass Tuchel die Qualität besitzt, den FC Bayern auf lange Sicht in die Erfolgsspur zu führen, bezweifelt in München niemand. Allerdings hätte für den langfristigen Ansatz ein sauberer Übergang im Sommer mehr Sinn ergeben. Durch den überstürzten Tausch ist der sofortige Erfolgs-Druck da – und wächst den Münchnern zunehmend über den Kopf.

Vor dem zweiten Duell in der Champions League gegen Manchester City herrscht auch unter neuer Führung Resignation statt Tatendrang. Was dem FCB für das Rückspiel gegen Ex-Trainer Pep Guardiola (52) Hoffnung mache? „Dass es nicht schlechter werden kann als heute“, presste der geknickte Abwehr-Recke Matthijs de Ligt (23) hervor. Floskeln, die eher nach Abstiegskampf klingen. Eine Kampfansage für eine unvergessliche Aufholjagd auf höchstem europäischen Niveau sieht jedenfalls anders aus …

Tuchel selbst sprach in der Analyse des Heim-Patzers gegen Hoffenheim von einer „Enttäuschung für mich“. Die Reaktion nach dem Ausgleich in der 71. Minute habe sich auf „Bruchstücke“ beschränkt – auch das nicht gerade ein Ritterschlag für die Courage seiner Schützlinge. Die ist am Mittwoch gegen City dennoch gefragt, ansonsten hätte die angezählte Bayern-Führung einen Monat nach dem überstürzten Trainerwechsel nicht allzu viele Argumente für ihre Entscheidung vorzuweisen.