Kimmich ist kein Einzelfall beim DFBNach Süles Positiv-Test: Sind die Quarantäne-Spieler alle nicht geimpft?

Nach dem positiven Corona-Test bei Niklas Süle hat der Deutsche Fußball-Bund den Münchner sowie Joshua Kimmich, Serge Gnabry, Jamal Musiala und Karim Adeyemi nach Hause geschickt.

von Marcel Schwamborn (msw)

Wolfsburg. Das hatten sich die Verantwortlichen beim Sponsor wohl auch anders vorgestellt. „Wir heißen unsere Mannschaft herzlich willkommen“, steht auf einem XXL-Display an der Autostadt. Abgebildet sind Serge Gnabry (26), Karim Adeyemi (19), Jamal Musiala (18) und Florian Wirtz (18) im Nationaltrikot. Allerdings fallen alle für die Partie am Donnerstag (11. November 2021) in der Volkswagen-Arena aus.

Der Corona-Wirbel und einige Verletzungen bringen die Pläne vor den letzten beiden WM-Qualifikationsspielen mächtig durcheinander. Fünf Spieler um den positiv getesteten Niklas Süle (26) mussten abreisen und in häusliche Quarantäne. Zwei Akteure fallen mit Muskel-Verletzungen aus.

„Wir haben recht spät am Montag die Mitteilung bekommen, dass es sich beim positiv getesteten Spieler um Niklas Süle handelt“, sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff (53). „Er ist zu neunt gemeinsam im Flieger angereist und hat uns dann die genauen Abläufe geschildert.“

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Das Ergebnis überrascht: Mit Süle, Gnabry, Musiala, Joshua Kimmich und Adeyemi müssen fünf Spieler aus dieser Gruppe abreisen, die vier anderen Spieler aus dem Flieger (Manuel Neuer, Leroy Sané, Jonas Hofmann und Florian Neuhaus) können in Wolfsburg bleiben. Sie werden isoliert am Tisch im Hotel sitzen, einzeln zum Training fahren, müssen aber nicht abreisen.

Liegt es daran, dass die Spieler, die in Quarantäne müssen, nicht geimpft sind? „Ich werde keine Dinge preisgeben, die der Schweigepflicht unterliegen. Die Impfung ist eines der Kriterien, aber auch die Intensität und die Dauer der Kontakte. Das ist eine Entscheidung, die mehrere Aspekte mit einbezieht“, sagte Teamarzt Tim Meyer (54).

Corona-Richtlinie: Geimpfte Kontaktpersonen müssen nicht in Quarantäne

Ein Blick in die Corona-Richtlinien sagt allerdings, dass für Geimpfte und Genesene keine Quarantäne nach Kontakt mit einem Covid-19-Infizierten angeordnet wird. Der DFB-Doc: „Das Gesundheitsamt des Wohnorts, in dem Fall München-Land, ist zuständig. In diesem Fall wurden vier Spieler auf der Basis der Analyse in Quarantäne geschickt, die anderen vier konnten hierbleiben.“

Nach EXPRESS.de-Informationen sind in der Tat weitere Nationalspieler neben Joshua Kimmich (26), der seine bisherige Impf-Ablehnung schon öffentlich gemacht hat, nicht geimpft.

Quarantäne-Spielern droht auch Ausfall beim Bundesliga-Spieltag

Jetzt droht diesen sogar ein Ausfall am kommenden Bundesliga-Spieltag. „Kimmichs Meinung ist hinreichend diskutiert worden. Ich glaube nicht, dass ich dazu noch einen Beitrag leisten kann. An irgendeinem Punkt müssen wir dann auch mal sagen: Das ist jetzt einfach so“, sagt Meyer. „Die Länge der Quarantäne hängt von Beschwerden und Folgetests ab. Es gibt Möglichkeiten, dass die Vereine betroffen sind, aber es muss nicht so sein.“

Bierhoff versucht weiterhin Verständnis für die Spieler wie Kimmich aufzubringen. „Es war klar, dass sie in Quarantäne gesteckt werden, wenn jemand in ihrem Umfeld positiv getestet wird. Das ist natürlich auch schwer, wenn man sich richtig verhalten hat und auf alles geachtet hat.“

Ob es nun ein Umdenken gibt, kann der DFB-Direktor noch nicht einschätzen. „Ich habe jetzt nicht in jedem Fall genauer nachgehakt. Man muss gucken, inwieweit es eine inhaltliche Überzeugung gibt oder man sich denkt ‚Ich gebe nach‘. Das kann ich nicht einschätzen.“

Dass für die Fußball-Profis weiterhin keine Impfpflicht besteht, sei laut Bierhoff nicht zu ändern. „Es wird ein gesetzlicher Rahmen vorgegeben. In dem bewegen wir uns auch. Es ist hier so, wie bei den Vereinen - national, wie international -, dass man auch als ungeimpfter Spieler, wenn man gewisse Vorsichtsmaßnahmen einhält und immer getestet wird, mitmachen kann. Sicherlich kann man nicht jede Maßnahme immer voll nachvollziehen.“

Joachim Löws Abschied findet am Donnerstag wie geplant statt

Dass sich die 26.000 Besucher des Länderspiels an die 2G-Regel halten müssen, die Akteure aber nicht, ist laut Meyer auch mit den gesetzlichen Bedingungen zu begründen. „Ich kann nachvollziehen, dass es auf den ersten Blick nicht einleuchtet. Bei Spielern läuft es aber über den Arbeitsschutz und Zuschauer befinden sich in der Freizeitzone, was unter den Infektionsschutz fällt. Das lässt keine Gleichheit zu.“

Trotz des Corona-Wirbels will der DFB am Donnerstag übrigens an der Verabschiedung von Joachim Löw (61) und zahlreichen anderen langjährigen Mitarbeitern festhalten. „Wir werden uns auch bei Jogis Verabschiedung an die 2G-Regel halten“, sagt Bierhoff. „Die Gäste werden geimpft und getestet sein. In dem Kreis planen wir weiter so.“