Nach Nazi-VergleichVertrauensfrage: DFB-Präsident steht vor dem Aus

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DFB-Präsident Fritz Keller, hier zu sehen beim Bundesliga-Spiel des FC Freiburg gegen Fortuna Düsseldorf am 22. Februar 2020, muss um seinen Posten bangen.

Frankfurt – Die Führungskrise beim DFB spitzt sich weiter zu. Bald könnte für DFB-Präsident Fritz Keller (64) Feierabend sein.

  • Fritz Keller könnte am Wochenende seinen Posten als DFB-Boss verlieren
  • Vertrauensfrage soll gestellt werden
  • Ein außerordentlicher Bundestag soll Veränderungen bringen

Wenn sich die Bosse der 21 Landesverbände am Wochenende um den 1. Mai in Potsdam treffen, steht die Zukunft des schwer angeschlagenen DFB-Präsidenten auf dem Spiel.

Die Widersacher Kellers könnten die prekäre Lage ihres Chefs nutzen, um seinen Sturz von der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zu forcieren – die Vertrauensfrage soll gestellt und ein außerordentlicher Bundestag einberufen werden.

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Fritz Kellers Verhalten „wird aufs Schärfste verurteilt“

Erst diese Woche war Keller negativ mit seinem unsäglichen Nazi-Vergleich in Richtung seines Stellvertreters Rainer Koch (62) auffällig geworden. Kellers Verhalten sei „nicht hinnehmbar und wird daher von uns aufs Schärfste verurteilt“, teilten der Generalsekretär Friedrich Curtius (45) und der Schatzmeister Stephan Osnabrügge (50) mit.

Der Vorgang liege „nun in den Händen der Ethikkommission. Wir haben großes Vertrauen darauf, dass diese mit ihrer Entscheidung die Glaubwürdigkeit des DFB wiederherstellen wird“.

Curtius und Osnabrügge bauen offenbar darauf, dass das Gremium Keller wegen seines Nazi-Vergleichs für nicht mehr tragbar befindet. Keller hat dafür mittlerweile mehrfach um Entschuldigung gebeten, einen Rücktritt aber ausgeschlossen.

Die Ethikkommission will sich vorerst nicht zum Prozedere äußern, ließ Gremiumsmitglied Birgit Galley den SID wissen. Geleitet wird das Gremium von Bernd Knobloch, dem Sohn von Charlotte Knobloch, der früheren Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Jüdisch-deutscher Sportverband ist „bestürzt“

Was Makkabi Deutschland von der Äußerung Kellers hält, machte der deutsch-jüdische Sportverband deutlich. Man sei „bestürzt“, ließ Makkabi wissen – und stärkte Koch wie zahlreiche DFB-Landesverbände zuvor den Rücken. Die enge Zusammenarbeit mit dem DFB beruhe „vor allem auf der langjährigen Verbundenheit“ zu Koch, der „ein starker und ehrlicher Partner“ sei.

Hinter der Stärke Kellers steht dagegen ein großes Fragezeichen. Die Kritik vonseiten der Landesverbände, die Distanzierung der Deutschen Fußball Liga (DFL) und die Rücktrittsforderungen aus Teilen der Medien könnten dafür sorgen, dass er als dritter DFB-Boss in Folge abtreten muss.

Veränderungen im Deutschen-Fußball-Bund werden erwartet

Mit oder ohne Keller-Rücktritt deutet vieles auf die Einberufung eines Bundestags im Sommer hin. Darauf drängen zahlreiche Landesverbände, die den Zoff an der DFB-Spitze satt haben. Die Delegierten könnten dann darüber entscheiden, welche Spitzenfunktionäre aussortiert werden sollen, um den Verband endlich wieder in besseres Licht zu rücken.

Für Uwe Döring (74), den Chef aus Schleswig Holstein, ist jedenfalls klar, dass „in dieser Konstellation – egal ob mit Fritz oder ohne ihn – nicht mehr gearbeitet werden“ könne.

„Für den DFB geht es nun darum, dass die aktuell dem Präsidialausschuss zugehörigen Personen die Vertrauensfrage stellen müssen“, sagte der SHFV-Präsident, „Eigentlich brauchen wir ein komplettes neues Führungsgremium. Und dann muss man schauen: Wer ist geeignet?“

Die Antwort auf diese Frage scheint derzeit noch niemand zu haben. (jh / sid)