Sandro Wagner musste beim FC Augsburg nach nur zwölf Spielen gehen. Dennoch verteidigte Geschäftsführer Michael Ströll die Sommer-Verpflichtung – und verwies unter anderem auf den FC.
„Auch Köln hat es geschafft“Augsburg-Boss rechtfertigt Wagner-Verpflichtung
Das Kapitel Sandro Wagner ist beim FC Augsburg Geschichte. Und prompt ist der frühere Nationalstürmer weg, gewinnen die Fuggerstädter plötzlich mit 2:0 gegen Bayer Leverkusen.
Der Mut der Verantwortlichen, auf den Bundesliga-Trainernovizen zu setzen, hat sich nicht ausgezahlt. Sport1-Experte Stefan Effenberg ließ am Sonntag im „Doppelpass“ durchblicken, dass Wagner womöglich an seinem eigenen Ehrgeiz gescheitert sei.
Effenberg über Wagner: „Der Schuss ist nach hinten losgegangen“
„Ich glaube, er hat es nicht richtig eingeschätzt. Er wollte ja wirklich fast auf 100 Prozent diese Spielphilosophie attraktiver machen, schöner machen, unterhaltsamer machen, offensiver machen. Der Schuss ist halt nach hinten losgegangen“, erklärte Effenberg, „weil die DNA von Augsburg ist ja doch eher stabil hinten zu stehen, erstmal das eigene Tor zu verteidigen und dann mit den wenigen Möglichkeiten, die sie haben, im Umschaltspiel erfolgreich zu sein.“
FCA-Geschäftsführer Michael Ströll verteidigte die Entscheidung, Wagner als Nachfolger von Jess Thorup einzustellen, räumte aber ein. „Wir haben uns das alles andere als so vorgestellt. Wir haben im Sommer natürlich gehofft, dass es anders anläuft und dass es anders endet.“
Die Veränderung in der Sommerpause, die Effenberg als „zu krass“ bezeichnete, sei aus Sicht von Ströll jedoch notwendig – auch wenn sie sich kurzfristig nicht ausgezahlt hat.
Stimmen, dass Augsburg seit Jahren konstant in der Bundesliga spiele und damit zufrieden sein müsse, ließ er nicht gelten. Natürlich sei oberste Priorität für den Verein, im Fußball-Oberhaus zu verweilen. Nichtsdestoweniger sei die Kurve in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich so nach unten gegangen, „dass wir nicht einmal unter den ersten zehn in Deutschland waren“, gab der Augsburg-Boss zu bedenken.
Ströll betonte, auch mit Blick auf Konkurrenten wie den 1. FC Köln: „Das heißt nicht, dass wir dort als FC Augsburg verortet sein müssen, auch von den wirtschaftlichen Möglichkeiten her. Aber es hat sogar Heidenheim, ohne despektierlich sein zu wollen, geschafft. Mainz, Köln, Union mit der Champions League, alle haben es mal geschafft.“
Dass Augsburg es dagegen seit der Saison 2014/15 mit dem sensationellen Platz fünf gar nicht mehr unter die Top Ten oder sogar in den Europapokal schaffte, wurmte den Verein. „Ich glaube schon, dass wenn du eine Vision verfolgen willst, dann brauchst du auch eine Ambition dazu. Und diese Ambition in Augsburg wieder ein bisschen zu leben und nach vorne zu bringen, das ist unsere Überzeugung.“
Bis zur Winterpause wird Manuel Baum die Mannschaft betreuen, dann soll ein neuer Coach her. Wieder einer wie Wagner? „Wir müssen den Weg weiter gehen, das ist ganz klar, denn die Ausrichtung, der wir uns verschrieben haben, die ist für uns gesetzt.“
„Wenn wir uns entwickeln wollen, wenn wir auch als kleinerer Klub, der eher so ein bisschen unter den letzten fünf bis sechs bei den wirtschaftlichen Möglichkeiten verortet ist, uns nicht irgendwann abhängen lassen wollen, dann müssen wir auch diesen Weg gehen“, stellte er klar und warnte. „Jetzt ist Köln aufgestiegen, Hamburg aufgestiegen, die haben ganz andere Möglichkeiten. Schalke 04 steht auf Tabellenplatz eins in der zweiten Liga. Wir können nicht einfach so tun, als wenn der FC Augsburg die Bundesliga gepachtet hat. Deswegen müssen wir ein bisschen weiter blicken. Wir müssen mittelfristig denken.“

